Klares Votum gegen Hühnerfarm: Zerfer Gemeinderat lehnt Pläne für Biostall mit 12.000 Tieren ab

Zerf · Den Plänen eines Eifeler Eierhofs, der bei Oberzerf einen Biostall für 12.000 Hühner bauen wollte, hat der Gemeinderat eine klare Absage erteilt. Dafür ausschlaggebend waren unter anderem der Protest der Besitzerin des nahe gelegenen Campingplatzes Rübezahl und die Befürchtung, dass der Investor den Betrieb später um ein Vielfaches erweitern könnte.

Soll die Ortsgemeinde Zerf die Pläne eines Eifeler Unternehmens für den Bau einer Hühnerfarm am Ortsrand unterstützen oder nicht? In dieser Frage herrschte am Donnerstagabend in der Sitzung des Gemeinderats Einigkeit. Alle Fraktionen sprachen sich gegen das Vorhaben aus.

Im April hatte Hermann-Josef Hennes, der mit seinem Bruder die Eierhof Hennes GmbH in Euskirchen führt, sein Projekt im Zerfer Rat vorgestellt (der TV berichtete am 16. April). Das Unternehmen betreibt deutschlandweit Hühnerfarmen in Bio-, Freiland- und Bodenhaltung und will auf einer Fläche zwischen Oberzerf und Vierherrenborn einen Biostall für 12.000 Hennen ansiedeln. Neben dem etwa 100 Meter langen Stallgebäude kämen laut Hennes noch ein Wintergarten und vier voneinander getrennte Auslaufflächen im Freien hinzu. Gesamter Flächenbedarf: fast fünf Hektar. Hennes kündigte damals auch an, dass an eine spätere Erweiterung um 6000 Tiere angedacht sei.

Diesen Plänen erteilte der Gemeinderat nun eine deutliche Abfuhr. "Dafür spricht relativ wenig, abgesehen von der Gewerbesteuer, aber eine ganze Menge dagegen", urteilte Stefan Schmitt (CDU). Die Infrastruktur rund um das Grundstück sei "schlecht", die Nachbargemeinde Vierherrenborn habe signalisiert, dass man deren Wirtschaftswege nicht nutzen dürfe. Schmitt erinnerte auch daran, dass die Besitzerin des Campingplatzes Rübezahl bei Oberzerf im Rat "große Bedenken" gegen die Farm geäußert hatte (der TV berichtete am 8. Juli).

Kein Stall vor der Haustür

Protest gebe es auch von den direkten Nachbarn des künftigen Hühnerbetriebs: "Denen sollten wir keinen Hühnerstall vor die Haustür setzen." Schmitt befürchtete auch, dass man nach der Genehmigung durch die Gemeinde den Einfluss auf weitere Expansionspläne des Betreibers verliere: "Irgendwann sind dort vielleicht 200.000 Hühner - und wir können das nicht mehr steuern."

Ähnlich argumentierte Alfred Gelz von der GfZ (Gemeinsam für Zerf). Er betonte außerdem, dass eine Lärm- und Geruchsbelästigung durch die Tiere nicht ausgeschlossen werden könne, was für einen "ausgewiesenen Naherholungsort" wie Zerf nicht vorteilhaft sei. Das Vorhaben habe zudem "keine wirtschaftliche Bedeutung für unseren Ort".

Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) stellte nach kurzer Aussprache fest, dass die "Sache ziemlich eindeutig" sei. Die Ortsgemeinde werde keinen Bebauungsplan für das Bauvorhaben aufstellen. Dies werde man dem Interessenten mitteilen, der sich somit "anderweitig orientieren" müsse.

Bei den im Saal anwesenden Bürgern traf die Entscheidung auf große Zustimmung. "So eine Hühnerfarm brauchen wir in Zerf nicht", sagte ein Zuhörer. Besonders erleichtert war Stefan Masutt, der von Besitzerin Sybille Seyffhardt demnächst den Betrieb des Campingplatzes übernehmen möchte. Masutts Eltern wären zudem die nächsten Nachbarn des Biostalls gewesen. "Sie haben 50 Jahre schwer gearbeitet - und dann will man ihnen einen Hühnerstall hinters Wohnzimmer setzen", sagte Masutt nach der Sitzung.

Dem Campingplatz-Betrieb, ist er überzeugt, hätte die Hühnerfarm in der Nähe "sicher das Genick gebrochen". Man müsse sich nur einmal anschauen "wie anspruchsvoll und kritisch der heutige Urlaubstourismus ist". Für den Hühnerstall gebe es im Umfeld von Euskirchen "sicher genug andere Stellen, wo ein solcher Betrieb niemanden stört".

Mit der Absage durch den Gemeinderat hat sich der Bau der Hühnerfarm in Zerf endgültig erledigt, bestätigt Norbert Willems, Büroleiter bei der Verbandsgemeinde-Verwaltung in Kell am See, auf TV-Anfrage. Das Vorhaben im Außenbereich hätte durch einen Bebauungsplan "legitimiert" werden müssen. Denn wegen der geplanten Größe sei das Projekt nicht als "gewöhnliches landwirtschaftliches Vorhaben" zu sehen, sondern zähle als Gewerbebetrieb. Andernfalls wäre es laut Baugesetzbuch als "privilegiertes Vorhaben" auch ohne Bebauungsplan zulässig gewesen, erläutert Willems. "Da die Ortsgemeinde einen solchen Plan aber nicht aufstellen will, wird der Investor auch keine Baugenehmigung bekommen."

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