Kleiner Ort mit großer Firma

In der Verbandsgemeinde Kell am See gibt es 13 Kommunen. Davon haben mehrere neben dem Hauptdorf noch kleinere Ortsteile. Der TV stellt die Kommunen der Reihe nach vor und beginnt mit Niederkell. In der kleinen Siedlung mit ihren 85 Bewohnern arbeiten über 650 Menschen im Bilstein-Werk.

 Blick auf den Ortsteil aus Richtung Waldweiler. Vorne links die Metzgerei Schmitt und im Hintergrund das Bilstein-Thyssen-Krupp-Werk. TV-Foto: Hans Muth

Blick auf den Ortsteil aus Richtung Waldweiler. Vorne links die Metzgerei Schmitt und im Hintergrund das Bilstein-Thyssen-Krupp-Werk. TV-Foto: Hans Muth

Niederkell. "Wenn von Niederkell die Rede ist, meinen die Älteren immer noch Schillinger Bahnhof", sagt Erwin Berens. Er wohnt schon seit vielen Jahren in der Siedlung, die in einer Senke zwischen Mandern, Waldweiler und Schillingen liegt. "Obwohl sie amtlicherseits immer schon Niederkell hieß, hat sich der Name Schillinger Bahnhof vor allem bei den älteren Leuten in der Umgebung bis heute gehalten", weiß Berens.

Wo heute der Ruwer-Hochwald-Radweg entlangführt, dampfte bis in die 1970er Jahre die Hochwaldbahn vorbei. Auf dem Nebengelände des Bahnhofsgebäudes, das in den 1990er Jahren abgerissen wuurde, wurden Holzstämme für die Versorgung der Gruben bearbeitet und verladen, ebenso landwirtschaftliche Produkte.

Am Bahnhof gab es außerdem eine Poststation, und so hatte auch die Postanschrift Schillinger Bahnhof lange Bestand. Das änderte sich zwischen 1970 und 1980. Damals wurde auf Bestreben der Ortsgemeinde Mandern die Postanschrift in Niederkell umbenannt. "Das musste man machen, weil durch den Industriebetrieb Bilstein eine genaue Anschrift erforderlich wurde", erinnert sich Berens. Der Fabrikant Hans Bilstein aus dem Sauerland hatte 1956 ein Werk im Hochwald gegründet, das Baubeschläge und Fenster, später auch Stoßdämpfer und Wagenheber produzierte.

Die Region kannte Bilstein, weil er in Mandern die Jagd gepachtet hatte. Der Großteil der Häuser steht zwar auf dem Gebiet der Gemeinde Mandern - das gilt auch für das Werk. In den 1970er Jahren wurden aber auch einige Häuser gebaut, die auf der Gemarkung Waldweiler stehen - und zwar in der heutigen Bilsteinstraße. Oft ist davon die Rede, dass Niederkell auch auf den Flächen eines dritten Orts liegt, was ja auch der Name Schillinger Bahnhof nahelegt. Berens räumt mit diesem Irrtum aber auf: "Die Annahme, dass ein Teil Niederkells zur Ortsgemeinde Schillingen gehört, ist falsch." Dies hat möglicherweise etwas mit der Kirche zu tun. Denn der zu Mandern zugehörige Ortsteil Niederkells gehört zur Pfarrei Schillingen, der Waldweilerer Teil zur Pfarrei Waldweiler. Die Pfarreizugehörigkeit hat man bis heute bei der bisherigen Form belassen. In den 1980er Jahren hat man aber einen Schnitt gemacht, weil vorher die Niederkeller Kinder teils nach Schillingen, teils nach Mandern in den Kindergarten und die Schule gingen. Heute fahren sie alle nach Mandern.

Niederkell hat rund 85 Einwohner, aber es gibt dort beträchtlichen Verkehr. Denn zu ihrem Arbeitsplatz im Bilstein-Werk, das sich heute auf die Stoßdämpferherstellung konzentriert hat und zum ThyssenKrupp-Konzern gehört, fahren täglich circa 650 Mitarbeiter und viele LKW. In Niederkell gibt es darüber hinaus mit der Fleischerei Schmitt einen Familienbetrieb, der heute 18 Mitarbeiter beschäftigt. Diese Fleischerei ist aus einer ehemaligen Molkerei entstanden. Bis vor einigen Jahren gab es auch eine Bürstenholzfabrik und eine Mühle mit Sägewerk. Heute wird diese Turbine von den Urenkeln der Betreiber zur Stromgewinnung genutzt.

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