Schafherde für Orchideenwiese gesucht

Freudenburg · Nur durch die gezielte Biotoppflege kann der Artenreichtum an Orchideen und Schmetterlingen auf dem Eiderberg erhalten werden. Die Obere Naturschutzbehörde der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord investiert jedes Jahr 5000 Euro in die Pflege dieses Gebiets. Ein Wunsch der Naturschützer ist, dass vierbeinige Mähmaschinen eingesetzt werden.

 Staunen über das prachtvolle Purpur-Knabenkraut: Biotopbetreuerin Elke Rosleff-Sörensen (Vierte von links) und Biotopführerin Eva Schaller (Dritte von rechts) zeigten Naturschützern und Behördenvertretern die Schätze auf dem Eiderberg. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Staunen über das prachtvolle Purpur-Knabenkraut: Biotopbetreuerin Elke Rosleff-Sörensen (Vierte von links) und Biotopführerin Eva Schaller (Dritte von rechts) zeigten Naturschützern und Behördenvertretern die Schätze auf dem Eiderberg. TV-Foto: Herbert Thormeyer

"Bleiben sie bitte alle auf dem Weg", verlangt die ehrenamtliche Biotopführerin Eva Schaller mit resoluter Stimme. Gemeinsam mit Elke Rosleff-Sörensen, Biologin und Biotopbetreuerin des Kreises Trier-Saarburg, hat sie über die Orchideenblüte auf dem Freudenburger Eiderberg, einem einzigartigen Naturschutzgebiet mit Kalkmagerrasen, informiert. Diesmal sind diese üppig blühenden Pflanzen dank des milden Wetters früher dran als in den vergangenen Jahren.

"Von den 60 deutschen Orchideenarten gedeihen allein 20 in Freudenburg", sagt die Biotopbetreuerin. Sogenannte Bastarde - Kreuzungen, die sich hier zusammengefunden haben - sind dabei nicht mitgerechnet. "Der Laie erkennt Orchideen nicht unbedingt auf der Wiese. Deshalb ist eine Führung so wichtig", sagt Begoña Hermann, Vizepräsidentin der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Am häufigsten ist auf dem Ederberg das Helmknabenkraut (Orchis militaris) zu finden. Außerdem wachsen dort das auf der Roten Liste als gefährdet eingestufte Purpur-Knabenkraut und die unscheinbare, gelb-braune Vogel-Nestwurz.

Rund drei Kilometer führt der Weg durch die Freudenburger Wunderwelt der Orchideen mit einer Fläche von 34 Hektar. Ortsbürgermeister Bernd Gödert berichtet: "Ich kann mich noch gut erinnern, dass hier früher Kühe, Schafe und Pferde grasten." Er übt aber auch Kritik: "Bei allem Stolz auf dieses Naturschutzgebiet wäre es schön, wenn Flächen, die der Ortsgemeinde gehören und wo keine Orchideen stehen, anderweitig genutzt werden könnten."
Neben Orchideen hat Rosleff-Sörensen im vergangenen Jahr in dem Naturschutzgebiet mehrere Schmetterlingsarten nachgewiesen, so etwa den auf der Roten Liste als gefährdet eingestuften Himmelblauen Bläuling (siehe Extra), der auf Flächen mit warmem Magerrasen angewiesen ist. In diesem und dem nächsten Jahr sollen die in dem Gebiet lebenden Falterarten kartiert werden. Der Kalksteinbruch und Flächen in seiner Nähe müssen laut Rosleff-Sörensen ebenfalls dringend gepflegt werden.

Der Gebietsreferent der SGD Nord, Michael Konermann, nennt den Betrag von 5000 Euro, den seine Behörde jährlich ins Mähen und die Pflege des Eiderberges steckt. Er sagt: "Es muss gemäht werden, denn sonst verbuschen die Wiesen und die Orchideen haben keine Chance mehr." Als "Mäher" können sich die Naturschützer auch Schafe gut vorstellen, denn, so Biologin Rosleff-Sörensen: "Die Tiere nehmen in ihrem Fell Samen auf und verbreiten so die Orchideen weiter."Meinung

Von
Alexander SchumitzEs geht nicht nur um Orchideen
Die Idee des Freudenburger Ortsbürgermeisters, Flächen, "auf denen keine Orchideen wachsen", aus dem Naturschutzgebiet Eiderberg herauszunehmen, ist absurd. Sicher, Naturschutz behindert manche Entwicklung. Aber für den Erhalt der Artenvielfalt ist es wichtig, Inseln, die biodivers sind, zu erhalten. Oft übersehen Kritiker von Naturschutzgebieten nämlich, dass in einem Biotop verschiedene Systeme ineinandergreifen. Das gilt auch für den Eiderberg in Freudenburg. Das Naturschutzgebiet gehört zum rechtlich geschützten FFH-Gebiet Serriger Bachtal, Leuk und Saar. Es sind am Eiderberg auch nicht nur die Orchideen, die schützenswert sind. Dort leben zahlreiche Schmetterlingsarten, die bislang nur grob erfasst sind. Und unter Biologen ist unstreitig, dass Biotope - vorausgesetzt sie werden ordentlich gepflegt - erst ab einer bestimmten Größe überlebensfähig sind. saarburg@volksfreund.deExtra

Die Orchideen oder Orchideengewächse (Orchidaceae) sind eine weltweit verbreitete Pflanzenfamilie. Die zwei hodenförmigen Wurzelknollen der Knabenkräuter (abgeleitet vom griechischen Wort "orchis" für Hoden) haben der gesamten Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben. Etwa 1000 Gattungen mit 15 000 bis 30 000 Arten werden von den Botanikern anerkannt. Die Weibchen des Himmelblauen Bläulings haben braune Flügeloberseiten, die der Männchen sind leuchtend blau gefärbt. Dem intensiven Blau hat die Art ihren Namen zu verdanken. Die blaue Flügeloberseite der Männchen hat eine feine, schwarze Randlinie und weiße Fransen an den Außenkanten, die braune Flecken in Höhe der Flügeladern haben. Die Flügelunterseite ist hellbraun bis graubraun mit hell umrandeten schwarzen und orangen Flecken. Auf dem Rand der Hinterflügel und selten auch auf den Vorderflügeln befinden sich kräftige orange Flecken, die auf den Hinterflügeln zusätzlich einen weißen u-förmigen Bogen zum Flügelrand haben. Der Himmelblaue Bläuling fliegt in zwei Generationen im Mai und Juni sowie im August. Die Art kommt vor allem im Bergland auf sonnigen, mageren Wiesen und Trockenhängen vor. Quelle: Wikipedia. Führungen auf dem Eiderberg mit Eva Schaller können unter Telefon 06582/453 vereinbart werden. doth

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