Schmerzgrenze liegt bei einer Million Euro

"Ich bin optimistisch, dass der Rat das Projekt auf den Weg bringen kann." Das sagt der Keller Bürgermeister Werner Angsten (CDU), nachdem 19 Firmen ihre Angebote für die ausgeschriebenen Arbeiten bei der geplanten Freibad-Sanierung abgegeben haben. Für die Fraktionen bleibt eine Million Euro die Schmerzgrenze.

 Das Schwimm- und Sprungbecken im Keller Freibad ist ein Sanierungsfall. Ob die Bauarbeiten bald losgehen können, entscheidet sich am 27. Januar im Verbandsgemeinderat. TV-Foto: Axel Munsteiner

Das Schwimm- und Sprungbecken im Keller Freibad ist ein Sanierungsfall. Ob die Bauarbeiten bald losgehen können, entscheidet sich am 27. Januar im Verbandsgemeinderat. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Wenn in Kell Politiker über die vorgesehene Sanierung des Schwimm- und Sprungbeckens im Freibad diskutieren, dann ist das zurzeit im Bau befindliche Feuerwehrgerätehaus im Ort allgegenwärtig. Nur auf den ersten Blick haben beide Projekte nichts gemeinsam. Denn die Erfahrungen mit dem Feuerwehrhaus (siehe Extra) sind der entscheidende Grund dafür, dass alle Fraktionen im Keller VG-Rat sagen: "Eine Million Euro bei der Freibad-Sanierung ist die Schmerzgrenze." In diesem Bereich liegt die Kostenschätzung für den Vorschlag des Koblenzer Architekten Dieter Rumpenhorst, dem der Rat im November 2010 zugestimmt hat (der TV berichtete). Er sieht vor, dass das Sprung- und Schwimmbecken zwar moderner, aber mit einer Gesamt-Wasserfläche von 373 Quadratmetern (bisher 723) erheblich kleiner wird. Das mit einer neuen Edelstahlwanne ausgekleidete Schwimmbecken hätte künftig nur Abmessungen von 25 mal zehn Metern mit vier Bahnen. Das Sprungbecken wäre seitlich angehängt, wobei der Fünf-Meter-Turm abgerissen und durch eine Drei-Meter-Plattform ersetzt wird.

Angebote von 19 Firmen liegen vor



Der Verwaltung liegt inzwischen das Ergebnis der Ausschreibung für dieses Projekt vor. 19 Firmen haben ihre Angebote für die vier Gewerke abgegeben: die Erd- und Betonarbeiten, das Edelstahlbecken, den Sprungturm und die Badtechnik.

"Es hat keine unliebsame Überraschung gegeben", sagt Angsten auf TV-Anfrage zum sogenannten Submissionsergebnis. Er gehe davon aus, dass die vom Rat gesetzte Obergrenze von einer Million Euro auch einzuhalten ist. Konkrete Zahlen könne er aber noch nicht nennen, so der Bürgermeister. Denn: Die Firmen-Angebote werden zunächst vom Architekten auf ihre Vollständigkeit und Korrektheit geprüft. "Grundsätzlich kann es immer mal vorkommen, dass ein Angebot fehlerhaft ist und deshalb bei der Auftragsvergabe ausscheidet."

Nach der Prüfung werden die Angebote zunächst am 20. Januar dem VG-Werksausschuss vorgelegt, eine Woche später soll der VG-Rat nichtöffentlich über die Vergabe der Arbeiten entscheiden. "Wir kennen die Zahlen noch nicht", sagen der CDU-Vorsitzende Sascha Kohlmann und SPD-Sprecher Manfred Rauber auf TV-Anfrage unisono. An ihrer grundsätzlichen Position habe sich vor der Entscheidung am 27. Januar nichts geändert. "Kosten von mehr als einer Million sind mit uns nicht zu machen. Das können wir nicht vertreten, wenn wir andererseits den Leuten immer mehr Geld aus der Tasche ziehen und beispielsweise gerade erst die Wassergebühren erhöht haben", sagt Kohlmann. Auch Rauber betont: "Wir werden knallhart bei einer Million Euro bleiben, damit es kein zweites Feuerwehrhaus gibt."

Das Freibad sei zwar wichtig für den Tourismus und die In-frastruktur in der VG. "Es ist aber ohnehin schwierig genug, den Leuten im westlichen Teil unserer VG dieses Projekt schmackhaft zu machen". Denn die Greimerather oder Zerfer würde es eher ins Saarburger Freibad ziehen. Jens Anell von der "Jungen Liste" sieht ebenfalls wenig Spielraum. "Sollten wir zwei Prozent über der Million liegen, wäre das ja noch okay. Wenn es mehr sein sollte, müssten wir aber Abstriche machen und uns zum Beispiel über den Verzicht auf den Sprungturm unterhalten." FWG-Sprecher Erwin Rommelfanger war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sollte der Rat am 27. Januar der Freibad-Sanierung zustimmen, können die Arbeiten - sofern es das Wetter zulässt - direkt aufgenommen werden, sagt Angsten. Vom Land, das eine Förderung von 40 Prozent in Aussicht gestellt hat, gibt es die Genehmigung für einen vorzeitigen Baubeginn. Darüber hinaus erhoffen sich die Keller vom Kreis einen Zehn-Prozent-Zuschuss. Läuft alles nach Zeitplan, so Angsten, könnten die Sanierungsarbeiten im Juni 2011 und damit rechtzeitig zur nächsten Freibad-Saison abgeschlossen sein. ExtraWas beim Feuerwehrhaus geschah: Wegen der langen Vorgeschichte beim Neubau des Keller Feuerwehrhauses schaut der VG-Rat auch bei der Freibad-Sanierung ganz genau auf die Kosten. Die Pläne für das Feuerwehrhaus mussten nach dem ersten Entwurf 2004 mehrfach abgespeckt werden. Erst 2009 schien alles klar zu sein. Für die Errichtung eines zweistöckigen Massivbaus hatte ein Architekt eine Summe von 913 000 Euro angesetzt. Nach der Ausschreibung standen aber plötzlich Kosten von 1,2 Millionen Euro im Raum. Es gab also eine Finanzierungslücke von 300 000 Euro. Daraufhin wechselte der VG-Rat den Architekten und folgte dem Vorschlag des neuen Planers, für circa 950 000 Euro eine einstöckige Stahlhallenkonstruktion zu bauen. Diese Arbeiten laufen seit August 2010. (ax)

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