Sieben Windräder an der Landesgrenze

Waldweiler/Weiskirchen · Zwei Grenznachbarn wollen bei der Windkraft zusammenarbeiten. Das hat Werner Hero (CDU), Bürgermeister im saarländischen Weiskirchen, mit seiner Anwesenheit in der aktuellen Sitzung des Gemeinderats Waldweiler demonstrativ deutlich gemacht. Das gemeinsame Ziel ist die Errichtung eines länderübergreifenden Windparks mit sieben Rädern.

Wer entlang der rheinland-pfälzisch-saarländischen Landesgrenze unterwegs ist, dem bietet sich häufig folgender Anblick: Auf den Höhenzügen drehen sich Windräder, die aber nur auf einer Seite der unsichtbaren Trennlinie stehen.

Ein nahe liegendes Beispiel von vielen sind im Hochwald die drei Anlagen auf der Grendericher Höhe. Die Gusenburger und Grimburger haben sie vor Augen. Die Räder stehen jedoch auf dem Gebiet der saarländischen Gemeinde Nonnweiler.
Ein Novum wäre es hingegen, wenn einige Kilometer weiter westlich die Kommunen Waldweiler (VG Kell) und Weiskirchen ihren Wunsch verwirklichen könnten.

Windpark auf dem Grenzkamm

Sie planen auf dem Grenzkamm einen länderübergreifenden Windpark (siehe Extra). "Anstatt uns gegenseitig etwas vor die Nase zu setzen, verfolgen wir lieber ein gemeinsames Projekt. Dann haben wir auch bessere Aussichten, die bestehenden Hürden zu nehmen", betonte Waldweilers Ortsbürgermeister Manfred Rauber (SPD) in der jüngsten Ratssitzung. Dort war auch der Weiskircher Gemeindechef Werner Hero (CDU) zu Gast, der den Willen zu einer Zusammenarbeit in Sachen Windkraft bekräftigte.

Situation im Saarland: In Weiskirchen steht die Ratsmehrheit aus CDU, FDP und Grünen hinter dem Projekt. Es gibt aber eine Bürgerinitiative (BI), die sich gegen diese Windkraftpläne wehrt. Ihr Ziel ist, dass in dieser strittigen Frage ein so genanntes Bürgerbegehren zugelassen wird. Der Weiskircher Rat hat das aber abgelehnt. Dagegen hat die BI geklagt und zunächst eine juristische Niederlage erlitten. Sie ist deswegen in Berufung gegangen. Eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Saarbrücken steht noch aus. Hero gibt sich aber optimistisch, dass die Gemeinde recht behält.

Situation in Rheinland-Pfalz: Der Keller VG-Bürgermeister Werner Angsten (CDU) bemüht dazu das bekannte Zitat des antiken griechischen Philosophen Heraklit und sagt: "Alles fließt". In der Region Trier gilt der Raumordnungsplan (ROP) noch bis Ende 2013. Er legt fest, an welchen Stellen sich Räder drehen dürfen und wo nicht. Angsten geht aber davon aus, dass der ROP schon früher geöffnet wird und somit neue Windkraftstandorte eine Chance bekommen. Haupthindernis für Waldweiler ist jedoch, dass der Teufelskopf in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück liegt.
In ihr sind bisher Windräder absolut tabu. Dieses Verbot beruht auf einer 31 Jahre alten Landesverordnung. Doch auch in diesem Punkt rechnet Angsten mit Veränderungen. Er halte es beispielsweise für möglich, dass das Land die bislang festgelegte Größe der Kernzonen auf den Prüfstand stellt.
Keine Kernzonen im Saarland


Die sieben Kernzonen decken aktuell 16 Prozent der 205 000 Hektar großen Gesamtfläche des Naturparks Saar-Hunsrück ab. Sie liegen alle im rheinland-pfälzischen Teil. "Bei uns im Saarland gibt es keine Kernzonen", betonte Hero. Rauber sagte dazu: "Einem normal denkenden Menschen wäre es nicht klarzumachen, wenn man im Saarland Windräder erlauben würde und das ein paar Hundert Meter weiter bei uns nicht gehen soll." Deshalb hoffen die Waldweilerer auf einen neuen Zuschnitt bei den Naturpark-Kernzonen.
Was diesen Wunsch angeht, hält sich das Mainzer Wirtschaftsministerium, das jetzt auch für das Thema Energie und Fragen der Landesplanung zuständig ist, jedoch vorerst zurück. Um etwas an den Kernzonen zu ändern, müsste zunächst eine neue Landesverordnung erlassen werden, so der Hinweis von Pressesprecherin Ruth Boekle. Zu der anderen Möglichkeit, dass die Waldweilerer mit einer Ausnahmeregelung von dem in der Kernzone gültigen Verbot von Windrädern befreit werden, sagt die Ministeriumssprecherin auf TV-Anfrage: "Nach unserer Einschätzung gibt es diese Chance nicht."

Geplanter Windpark: Entstehen soll der Windpark im Bereich des 695 Meter hohen Teufelskopfs (Rheinland-Pfalz) und des genau so hohen Schimmelkopfs (Saarland). Auf Waldweilerer Gemeindegebiet sind drei Anlagen geplant. Auf Weiskircher Gemarkung sollen vier Räder gebaut werden. Beide Kommunen wollen mit dem Anlagenhersteller Juwi aus Wörrstadt (Rheinhessen) zusammenarbeiten. Dessen Vertreter Helmut Bös betonte, dass sich der Grenzkamm wegen seiner großen Windhäufigkeit (durchschnittlich acht Meter pro Sekunde) für die Errichtung der zurzeit leistungsfähigsten Windrad-Modelle anbietet. Die 7,5-Megawatt-Anlagen sollen eine Gesamthöhe von circa 200 Metern haben. Pro Rad sichert Juwi den Waldweilerern Pachteinnahmen von jährlich mindestens 100 000 Euro zu. ax

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort