Trend geht zum Qualitätsschwein

SCHWEICH. (kat) 2002 mussten sich die Bauern wegen der Schweinepest nicht nur mit den Launen der Natur, sondern auch mit neuen Verordnungen auseinandersetzen. Für die Schweine-Vermarktungs-Genossenschaft (SVG) führte dies zu verringerten Vermarktungszahlen bei gleichen Kosten. Die SVG schlägt einen neuen Kurs ein: 2003 soll das Jahr der Vermarktung werden.

Landwirtschaft war noch nie ein leichter Job. Zusätzlich erschwert wurde die Arbeit im Jahr 2002 durch die Schweinepest, die sich auch in rheinland-pfälzischen Ställen breit machte. Die Folge waren weitreichende Keulungen und sehr lange Sperrungen der Betriebe, die Existenzen gefährdeten und Löcher auch in die Kasse der SVG rissen. Von "schlimmen Zuständen und einer extremen Situation für Mensch und Tier", sprach SVG-Vorsitzender Bernd Eisenmenger. Da die Wildschweine die Krankheit in die Ställe bringen, wurde mit Impfungen und einer Prämie für Jäger, die den Bestand an Wildschweinen regulieren sollen, reagiert. Im Winter 2002 begannen die Impfungen im Nordteil des Landes, und im Frühjahr sollen auch Wildschweine in großen Teilen der Pfalz geimpft werden, um weitere katastrophale Auswirkungen zu verhindern.Krankheiten, EU-Vorschriften und Ämter als Erschwernisse

Doch nicht nur Krankheiten erschweren das Geschäft mit den Schweinen. Eisenmenger kritisierte die "scharfen Haltungsvorschriften" von Nutztieren, die teilweise weit über den EU-Richtlinien lägen. Konsequenz sei eine extremen Wettbewerbsverzerrung. Weiter machten zu hohe Schlachtkosten - 20 Euro pro Schwein - vor allem mittelständischen Betrieben das Leben schwer. Doch damit nicht genug. Das letzte Jahr hatte es in sich: eine Umsatzsteuersonderprüfung des Finanzamtes Bad Kreuznach kann sowohl für die SVG als auch für die Kunden weitreichende Folgen haben. Nach Auffassung dieses Finanzamtes muss bei Schlachtschweine-Abrechnungen der Bereich der Vor- und Transportkosten mit 16 Prozent und nicht - wie bisher - von allen Viehhandelsunternehmen in Deutschland mit neun Prozent versteuert werden. Wird diese Auffassung von der Oberfinanzdirektion in Koblenz, wo der Fall vorliegt, bestätigt, werden die Landwirte mit 0,5 Euro bis 0,6 Euro pro Tier Mehrbelastung rechnen müssen. "Dies reiht sich nahtlos in die gerade aktuelle Diskussion zur Änderung der Besteuerung der Landwirtschaft ein", so Eisenmenger. Zu bedenken sei auch, dass zudem aus einer ganz anderen Entwicklung heraus eine große Gefahr für die Schweinehaltung komme: 1990 gab es in Rheinland-Pfalz noch mehr als 13 000 Schweinehalter mit 508 000 Schweinen. Im Mai 2002 waren es noch 2885 Halter mit 355 000 Schweinen. Weiter wies der SVG-Vorsitzende darauf hin, dass die Qualitätssicherung (QS) eine wichtige Rolle spielen wird. Die SVG habe sich schon sehr früh mit "QS" beschäftigt und einen Antrag auf Zulassung als "Bündler" gestellt. Mittlerweile seien etliche Betriebe zertifiziert, die ab sofort in der Lage seien QS-Schweine zu liefern. Laut Eisenmenger ist ein klarer Trend zu erkennen: "Auch in unserer Region wird die Nachfrage nach QS-Schweinen steigen." Trotz eines von Krisen besetzten Jahres blickt die SVG optimistisch in die Zukunft. "Damit wir weiterhin ein starkes Fundament für die Bauern sein können, werden wir stärker in die Vermarktung einsteigen", kündigte Eisenmenger an. Die Eifel-Vertriebs-GmbH, deren Mitgesellschafter die SVG bereits ist, habe einen Schub in die richtige Richtung gegeben. Ein weiterer Schritt der Genossenschaft auf diesem Weg werde die neu gegründete Fleisch-Vertriebs-GmbH "Sau-Gut" sein, die Anfang April ihre Tore in Büchenbeuren öffnet.

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