Viel Zuspruch: Trierer Organist eröffnet die Konzer Orgeltage

Konz/Trier · Kaum hat sich ein Trierer Organist bei den Konzer Orgeltagen eingestellt, da schnellten die Besucherzahlen in St. Nikolaus nach oben. Mit Alfred Müller-Kranich kam ein Gast mit reicher Improvisations-Erfahrung.

Konz/Trier. Alfred Müller-Kranich ist kein Freund des mystisch Halbdunklen. Der Organist in St. Matthias gibt Olivier Messiaens "Händen des Abgrunds" (aus "Livre d\'orgue", 1951) Klarheit und Energie mit und entwickelt auch in "Jesus nimmt sein Leiden an" Kraft und Deutlichkeit. Wie anschaulich klingt in dieser Musik Theologie mit - eine präsente Mittelstimme zwischen zwei fernen Außenstimmen, Jesus als Mittler zwischen Gott und Mensch!
Überhaupt: Orgelmusik ist bei Müller-Kranich keine neutrale Klingekunst, sondern religiöser Inhalt. Nur Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge h-Moll läuft einigermaßen unstet ab. Bachs großer, sechsstimmiger Orgelchoral "Aus tiefer Not" dagegen: Den entwickelt Müller von einer lutherischen Bekenntnismusik zum katholisch-meditativen Gebet. Er gibt der Gaida-Orgel in St. Nikolaus überdies einen Klang mit, in dem auch die halb versteckte Choralmelodie nachvollziehbar wird. Direkt danach der expressionistische Aufschrei in Sigfrid Karl-Elerts Fantasie über denselben Choral - welch ein Gegensatz!
Da ist es beinahe selbstverständlich, dass Müller-Kranichs improvisierte Sinfonie auf einem Kirchenlied beruht - "Der am Kreuz ist meine Liebe". Das klingt immer mit. Und auch hier flüchtet sich der Organist nicht in leere Brillanz oder inhaltlose Klangwucht. Er formuliert seine Musik bündig aus, beherrscht echte Polyphonie, gibt dem Scherzando tänzerische Impulse mit und dem langsamen Satz etwas zart Idyllisches. Und integriert zum Ende den Choral in französisch inspiriertes, brillantes Laufwerk.
90 Besucher waren ganz bei der Sache - konzentriert und fasziniert. mö

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