Wenn die Glocken nach Rom geflogen sind …

TRIERWEILER-SIRZENICH. (kat) Seit 24 Jahren fertigt der 75-jährige Jakob Berg aus Sirzenich hölzerne Klappern. In seinem Heimatort klappert von Gründonnerstag bis Ostersamstag "alles, was junge Beine hat".

"Klappern zu verkaufen - auch für Linkshänder" ist auf einem Pappschild am Garagentor von Jakob Berg in Sirzenich zu lesen. Daneben prangt ein Ausstellungsstück, das im Eigenbau hergestellt wurde. 25 der hölzernen "Krachmacher" verkauft der gelernte Schreiner durchschnittlich in der Vor-Osterzeit. An den Tag, als er seine erste eigene Klapper erhielt, erinnert er sich noch genau. Mindestens so stolz wie Inga (6) und ihre Freundin Franziska, die an diesem Tag bei Jakob Berg eine Klapper erstehen, sei er damals gewesen. Schließlich gibt es einen aus Kindersicht nicht zu verachtenden Anreiz: Früher wie heute werden die jungen Leute für ihren österlichen Dienst mit Eiern, Geld und Süßigkeiten entlohnt. Neben der meist üppigen Entlohnung hatte das Klappern zudem einen positiven Nebeneffekt: "Extra laut geklappert wurde vor den Häusern, die extra unfreundlich zu Kindern waren", sagt der fünffache Großvater und Uropa Berg mit einem Schmunzeln. Zum Klappernbau kam der Sirzenicher, weil er die Tradition erhalten will. Fünf Stunden werkelt er an einem massiven Holzgerät. "Ich mache sie nicht ganz umsonst, aber viel verdiene ich nicht daran", so Berg. Inga und Franziska sind fasziniert von der Gerätschaft, die in vielen Familien von Generation zu Generation weitergegeben wird. Zögerlich bewegen sie die Kurbel, die einen Zahnkranz in dem Resonanzkasten bewegt. Laute dumpfe Töne durchdringen die Stille in der zur Holzwerkstatt umfunktionierten Garage. Die Erstklässler gehören in diesem Jahr zum ersten Mal zu den Jungen und Mädchen, die das Glockengeläut für ein paar Tage ersetzen. "Nach altem Brauch schweigen die Glocken von Gründonnerstagabend bis zur Osternachtfeier", sagt Hermann Zangerle, Pastor der Pfarrgemeinschaft Trierweiler/Igel. "Zur Trauerstimmung passt kein Glockengeläut", erklärt der Geistliche. Den Kindern wurde laut Zangerle vielerorts das Ammenmärchen erzählt, die Glocken seien zum Beichten nach Rom geflogen. Mit dem rhythmischen Klappern erinnern die Kinder die Gläubigen an die Gebetsstunden und Gottesdienste. Jakob Berg hat sich überregional einen Namen als Klapperbauer gemacht. Lärchen, Eichenholz und Nordische Tanne verarbeitet er. Bis vor drei Jahren war er auch im Besitz seiner Klapper aus Kindheitstagen. Während eines Arztbesuchs haben Kunden ein neu angefertigtes Holzgerät bei seiner Frau bezahlt, aber das gute alte Stück mitgenommen. 68 Jahre diente ihm das Holzgerät.

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