Wildschweine kommen bis an die Haustür

Trotz intensiver Jagd auf Wildschweine wächst deren Zahl weiter; die verursachten Schäden auch. Winzer, Jäger und Bauern reagieren mit unterschiedlichen Strategien. Nun kommen die Wildtiere in die Nähe der Dörfer und sorgen für Unruhe in der Bevölkerung.

Onsdorf/Konz/Trier. Das Wildschweinproblem geht weiter. In Onsdorf kommen die Tiere bereits bis vor die Haustür und durchwühlen Wiesen. "Ein Grundstück wurde bereits an zwölf Stellen von Wildschweinen heimgesucht", bestätigt Ortsbürgermeister Johann Nikolaus Steffes. Die Ursache der Wildschweinplage in Onsdorf seien brachliegende Weinberge (Drieschen) am Ortsausgang, die ideale Lebensbedingungen für die Tiere böten. Dennoch hielten sich die Schäden in Onsdorf bisher in Grenzen.

Andernorts bleibt die Lage kritisch. Besonders die Winzer in der Region haben unter der Wildschweinplage zu leiden. Die Tiere hinterlassen teils tiefe Löcher im Boden. Trecker und Spritzfahrzeuge der Winzer werden dadurch beschädigt. Weitaus teurer ist für die Winzer der Verlust der Trauben. "Wildschweine sind richtige Feinschmecker", sagt Ansgar Schmitz, Pressesprecher von Moselwein e.V. "Sie fressen nur reife Trauben. Sind die Trauben sauer, bleiben sie unbeachtet." Wildschweine scheinen auch intelligente Tiere zu sein. Sie testen gezielt Schwachstellen in Zäunen aus, flüchten bei Revierjagden einfach in das Nachbarrevier und suchen bewusst die Nähe der Dörfer, da dort keine Schusswaffen eingesetzt werden können.

Einen Schutz gegen die Eindringlinge gibt es nicht. "Die Zäune müssen massiv sein, sonst werden sie niedergetrampelt", erläutert Schmitz. Selbst Elektrozäune blieben wirkungslos.

Mancher Winzer greift zur Waffe



Mancher Winzer greift inzwischen selbst zur Waffe und wird zum Jäger. "Ich habe ein Nachtsichtgerät", bestätigt Claus Piedmont, Winzer in Konz-Filzen. Damit lege er sich im Weinberg auf die Lauer. Im vergangenen Jahr habe er 45 Sauen erlegt. "In diesem Jahr sind die Schäden besonders stark", stellt der jagende Winzer fest.

Dennoch, so betont Gerhard Brenner, Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands in Trier, träten massive Wildschäden nur punktuell auf. "Es kommt immer darauf an, wie gut oder schlecht die Zusammenarbeit zwischen Jagdpächtern und Betroffenen vor Ort ist", stellt Brenner klar.

Der Interessenskonflikt ist vielschichtig. Für den Jagdpächter rechnet sich das übermäßige Jagen der Wildtiere nicht, da der Wildbretpreis derzeit im Keller ist. Die rasant steigende Zahl der Wildschäden belastet zusätzlich die Budgets der Jagdpächter. Folge: Viele Pächter schrecken nach Ablauf des Pachtvertrags vor einer Verlängerung zurück oder versuchen, die Höhe der Pacht zu drücken. In manchen Fällen findet sich gar kein Nachfolger. Für Wildschäden muss dann die verantwortliche Gemeinde aufkommen (siehe Extra). In Zeiten klammer Kassen ist das eine zusätzliche Belastung.

Zur Lösung des Problems schlägt der Geschäftsführer eine engere Verzahnung zwischen Jagdpächtern und Bauern vor. Zudem sei es notwendig, auch Schäden in Weinbergen zu ersetzen. Gundolf Bartmann, Vorsitzender der Kreisgruppe im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz, kündigt in einer Stellungnahme Gesprächsbereitschaft an. Indes reagiert die Kreisverwaltung mit weiterem Abschuss der Tiere. Nachdem im Jagdjahr 2008/2009 die Rekordzahl von rund 5000 Wildschweinen erlegt wurde, waren es in diesem Jahr etwa 3000 Tiere. Extra Schadensersatz: Für die von Wildschweinen verursachten Schäden muss der örtliche Jagdpächter aufkommen. Dies gilt jedoch nur für entstandenen Schaden auf Äckern. Besitzer von Weinbergen und Gärten werden jedoch nach dem Bundesjagdgesetz nicht entschädigt. Sie bleiben auf ihren Kosten sitzen und sind verpflichtet, ihre Anbauflächen mit Schutzzäunen zu sichern.

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