Innenministerium: Bahnhof wird keine Wache

Konz · Der Konzer Stadtrat möchte, dass eine Polizeiinspektion in das Bahnhofsgebäude in Karthaus kommt. Ein Sprecher des Innenministeriums stellte auf TV-Anfrage klar, dass die Ideen der Konzer unrealistisch sind. Die Stadtverwaltung kündigt trotz der klaren Absage an, nicht locker zu lassen.

 Bahnhof zu verkaufen: Dass eine Polizeiinspektion in das sanierungsbedürftige Gebäude in Karthaus kommt, ist unwahrscheinlich. TV-Foto: Friedemann Vetter

Bahnhof zu verkaufen: Dass eine Polizeiinspektion in das sanierungsbedürftige Gebäude in Karthaus kommt, ist unwahrscheinlich. TV-Foto: Friedemann Vetter

Konz. Das Bahnhofsgebäude in Karthaus ist hässlich, ungenutzt und steht zum Verkauf. Eine Idee für die Nutzung der Immobilie, die seit Jahren durch die politischen Debatten der Stadt Konz geistert, ist die Einrichtung einer Polizeiinspektion in dem sanierungsbedürftigen Gebäude. Der Bahnhof soll demnach als zweite Polizeiinspektion für die Stadt Trier und als Wache für den Stadtteil Karthaus dienen.
"Mir geht es darum, dass die Polizei sich im Rahmen ihrer Strukturprüfung mit dem Vorschlag ernsthaft auseinandersetzt", sagt Karl-Heinz Frieden, Bürgermeister der Stadt Konz. Er habe einen Brief an das Innenministerium geschickt, in dem die Argumente für die Idee gesammelt seien.
Damit hat er auf einen Vorstoß der FWG-Fraktion in der jüngsten Stadtratssitzung reagiert. "Wir wollen den Innenminister noch einmal an die Idee erinnern", begründete Fraktionsvorsitzender Hermann Momper den FWG-Antrag. Die Stadtverwaltung soll sich im Auftrag des Rates nicht nur für die Polizeiinspektion starkmachen, sondern Minister Roger Lewentz (SPD) persönlich nach Karthaus einladen, damit er sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort macht.
Die anderen Fraktionen unterstützten diesen FWG-Antrag bei einer Enthaltung. CDU und FDP hatten keine Vorbehalte, die anderen Fraktionen äußerten Bedenken. SPD-Fraktionssprecher Alfons Maximini titulierte die Debatte als "Phantomdiskussion". Martina Wehrheim von den Grünen hoffte auf attraktivere Lösungsvorschläge für das Bahnhofsgebäude und verwies auf das Bund-Länder-Förderprogramm Soziale Stadt Karthaus (der TV berichtete).
Beim Innenministerium stößt der Konzer Vorschlag auf taube Ohren. Das bisher genutzte Gebäude der Polizei in Konz sei ausreichend und in einem guten Zustand, sagte David Freichel, Pressesprecher des Innenministeriums auf TV-Anfrage. "Daher besteht kein Veränderungsbedarf."
Eine realistische Chance für eine Nutzung des Bahnhofgebäudes in Konz-Karthaus ergebe sich nicht.
Weniger negativ, aber ebenfalls ernüchternd klingt auch die Antwort von Polizeipräsident Lothar Schömann. Die Überlegungen innerhalb der Gremien der Stadt Konz, eine Polizeiinspektion in Konz zu installieren, seien ihm seit längerem bekannt. Er arbeite in der im Mai vom Innenminister ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe mit, die damit beauftragt ist, die Organisationsstruktur der Polizei zu optimieren (der TV berichtete).
"Hier werden sicher auch derzeit noch offene Überlegungen zur regionalen Dienststellenstruktur im Bereich Trier/Konz einbezogen", sagte Schömann. "Die Verlegung einer Polizeidienststelle in das Gebäude des Bahnhofs Karthaus ist bisher ernsthaft jedoch noch nicht in Betracht gezogen worden."
Trier soll eine zweite Inspektion bekommen. Den Konzer Ideen entspricht der Plan bisher jedoch nicht. Bis 2014 soll der Umzug in das alte Postgebäude am Trierer Bahnhof abgeschlossen sein. Dann wäre eine Inspektion in der Salvianstraße und eine in der Kürenzer Straße in Trier.
Bürgermeister Frieden will trotzdem nicht aufgeben und weiter für den Standort in Karthaus kämpfen. "Ich bin fest überzeugt, dass die Lage dort besser ist als in der Trierer Innenstadt", sagt er. Vom Ministerium verlangt er Dialogbereitschaft. Es solle sich zumindest mit den Argumenten für Konz-Karthaus beschäftigen und auf den Brief antworten. "Wir lassen nicht locker."Meinung

Alternative Ideen gefragt
Es ist eine schöne Idee, im Bahnhof Karthaus eine Polizeiinspektion einzurichten. Die Argumente dafür sind schlüssig. Karthaus liegt nahe an Trier - die Polizisten könnten von dort aus problemlos die Südstadt mitbedienen, Konz wäre endlich rund um die Uhr ohne lange Anfahrtszeiten versorgt, und es gibt mehr Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher als in der ziemlich beengten Salvianstraße in Trier. Für die Stadt Konz wäre eine Polizeiinspektion ein Riesengewinn. Das marode Gebäude würde mit Landesmitteln saniert, ein Schandfleck im Stadtteil Karthaus wäre beseitigt. Das klingt sehr gut, doch die Verantwortlichen müssen sich mit der Wirklichkeit anfreunden. Der Kampf um die Inspektion ist so gut wie verloren. Bei einer so klaren Ansage aus dem Innenministerium müssen die Konzer Gremien auch Alternativideen für den Bahnhof Karthaus auf den Tisch legen. Es bringt hier nichts, weiter viel Energie in eine Hoffnung zu stecken, die vermutlich niemals wahr wird. c.kremer@volksfreund.de

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