Am Hofe des Grafen geht's gesittet zu

Trier · Sie ziehen die Massen an: Die Band Unheilig mit ihrem Sänger Der Graf feierte in der ausverkauften Trierer Arena ein umjubeltes Konzert-Spektakel.

 Der Graf mit seinem sonoren Bass sorgt mit Unheilig für euphorischen Jubel beim Konzert in der Trierer Arena. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Der Graf mit seinem sonoren Bass sorgt mit Unheilig für euphorischen Jubel beim Konzert in der Trierer Arena. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Trier. Auf der großen Bühne der Trierer Arena hält er am Freitagabend Hof: Der Sänger der sich Der Graf nennt, und sein Gefolge, Unheilig. Davor wogt sein Volk, 5000 euphorisierte Fans, eine homogene Masse Mensch, die ihr Idol feiern, Junge und Ältere, Schlipsträger und Zottelbärte, die Frauen sind in der Überzahl. Er rührt sie mit seiner wunderbar sonoren Bass-Stimme und den kryptischen Texten, "der ist toll, die meisten Lieder kann ich auswendig", sagt Anja Thömmes mit ihren Söhnen Dominik und Leon aus Ayl.
Ein Massenphänomen


Vor rund fünf Jahren spielte Der Graf noch auf kleinen Go thic-Musikfestivals vor einem überschaubaren Publikum. Unüberschaubar ist heute die Zahl seiner Bewunderer, millionenfach verkaufen sich seine Alben. Mit dem letzten, "Lichter der Stadt", ist er nun wieder auf Tournee, "Letzter Halt 2013" nennt er das, mühelos füllt Unheilig die größten Hallen und Festivalwiesen der Republik. Um seinen richtigen Namen macht er ein großes Geheimnis, das schützt die Privatsphäre, darüber hinaus will er ein gewisses Mysterium um seine Person aufbauen.
So ist Unheilig ein Massenphänomen geworden: Eher schlichte, gitarrenlastige Musik mit gefühlsseeligen Texten aus der Herz-Schmerz-Abteilung, verpackt in eine beeindruckend bombastische Lightshow. Dazu gibt es ein starkes Bühnenbild mit der Silhouette einer Großstadt, Dutzenden dicken Kerzen sowie stimmigen Video-Einspielern in Hipster-Optik.
Zweitakt-Songs, die manchmal an Rammstein erinnern, die Titel "Herzwerk" und "Eisenmann" sind da Programm. Das ist gewollt, Unheilig sind große Bewunderer der deutschen Rock-Pioniere.
Im Programm sind auch ältere Lieder der Band, bei "Spiegelbild" sind gar orientalische Einsprengsel zu hören. Der Graf gibt dazu den Derwisch auf der Bühne, das Volk tobt vor Begeisterung. Trotz des Hypes scheint er noch immer staunend auf den eigenen Erfolg zu schauen, der erst nach Jahren mehr oder minder plötzlich kam.
Das schafft Sympathie, er gibt alles, schwitzt, ist nach der dritten Zugabe völlig ausgepumpt. Rockstar-Allüren sind ihm fremd, auf der kompletten Tournee herrscht Alkoholverbot für das Team, Chapeau! Auch die Raucher sind klar in der Minderheit, als Der Graf "die Feuerzeuge sehen will", blitzen nur hier und da einige Funken auf, kein "Sex and Drugs and Rock and Roll" bei Unheilig.
Und höflich ist er auch noch, Dutzende Male ruft er sein "Dankeschön" ins Publikum, tausendfach hallt das "Bitteschön" zurück, wie neckisch! Die Arena ist rockkonzertmäßig aufgerödelt, Tausende stehen im Innenraum, es gibt dennoch keine Zwischenfälle, alles geht sehr gesittet zu.
Mit ausladenden Gesten dirigiert der Graf seine Untertanen, auch da hat er mittlerweile Routine. Die Zuschauer können nicht genug bekommen: frenetischer Jubel und Applaus.

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