Die Feisten begeistern mit Minnesang und Denglisch-Pointen

Trier · Das Duo Die Feisten, Träger des Deutschen Kleinkunstpreises, lässt sich in der Tufa in Trier auf lyrische Weise über Schlager, Beziehungen und fleischloses Essen aus.

 Während Rainer Schacht im Hintergrund die Saiten zupft, singt Mathias Zeh mit seidenweicher Stimme hammerharte Texte. TV-Foto: Karin Pütz

Während Rainer Schacht im Hintergrund die Saiten zupft, singt Mathias Zeh mit seidenweicher Stimme hammerharte Texte. TV-Foto: Karin Pütz

Foto: Karin Pütz (kap) ("TV-Upload P?tz"

Trier Mathias Zeh und Rainer Schacht stehen auf der Bühne des großen Saals der Trierer Tufa und freuen sich über ein gut gefülltes Haus. Rainer Schacht hat die Erklärung: das Interview, das er vor einer Woche unserer Zeitung gab (der TV berichtete). "Wenn der Trierische Volksfreund sagt, ,Geht da hin', dann macht man das besser auch." Wie auch immer: Heute Abend jedenfalls hat es sich nach 30 Jahren Bühnenpräsenz und einem gerade erhaltenen Deutschen Kleinkunstpreis bei immerhin 170 Besuchern herumgesprochen, dass da zwei erstklassige Musiker mit großartigem Humor die Bühne zum Beben bringen. Dazu brauchen sie nur ihre Stimmen und verschiedene Instrumente: eine 90-jährige Mandoline, einen Akustik-Bass, Ukulelen und Gitarren, dazu diverse Trommeln - Die Feisten nutzen alles, um harmonischen Gesang mit bissigen Texten zu kombinieren. Mathias Zeh - genannt C. - trägt eine dunkle Sonnenbrille.
Dazu schickt der Techniker reichlich Nebel, der glücklicherweise nach der Pause wieder abgezogen ist - im Gegensatz zur Brille, die behält C. bis zum Schluss an. Seine trotz Erkältung glasklare Stimme und die scharfen Texte passen zur "Vielsaitigkeit", mit der Rainer Schacht die Instrumente bedient.
Mit ihrem musikalischen Können wären sie locker in der Lage, ernsthafte Musik zu machen - was sie glücklicherweise nicht tun. Bei "Unfortunately" singen sie a cappella mit bewusst schlecht ausgesprochenem und miserabel formuliertem Englisch Dinge wie "come with me with", was im Publikum zu Lachattacken führt.
Auch als Minnesänger hätten sie im 16. Jahrhundert Erfolg gehabt. "Die Wüste" ist ein Stück aus dem Jahr 2000, das sie seinerzeit noch als Trio "Ganz schön feist" im Programm hatten. Fast zum Weinen schön - aber bei den Feisten wird Romantisches gleich weggelacht. Ihr Programm heißt "Nussschüsselblues" - das namensgebende Lied enthält die Empfehlung, niemals in das Nussschälchen zu greifen, das in Kneipen auf dem Tresen steht. Die Themen der Feisten springen von Beziehungen ("Was ich an ihr begehrte, waren nicht ihre inneren Werte") über Schlager bis zum fleischlosen Essen. Bei Letzterem ist es ausnahmsweise Schacht, der den Hauptpart beim Gesang übernimmt und sich von C. an der Cajón begleiten lässt. Und im Gegenteil zu den meisten seiner Kleinkunstkollegen, die sich allzu gerne mit Schenkelklopfern über Vegetarier lustig machen, setzt Schacht geschickt die Lyrik ein, um das Unappetitliche am Fleischkonsum herauszustellen. Nach zwei Zugaben unter gesanglicher Einbeziehung des Publikums endet der Abend mit stehenden Ovationen.

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