"Hm, warum finde ich das so gut?"

Trier · Familienfest im tiefen Südwesten: Warum das Hamburger Plattenlabel Grand Hotel van Cleef sein exklusives Festival in Trier auf die Beine stellt - und nicht in Berlin oder München? Sänger und Label-Mitbegründer Thees Uhlmann gibt im TV-Interview Auskunft.

Trier. Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, sagt man. Thees Uhlmann und seine Kollegen vom Grand Hotel van Cleef (GHvC) beweisen gerne das Gegenteil. Was das wichtigste Kriterium ist, damit eine Band bei den Hamburgern landen kann? Credibility, Style, Unique Selling Point - oder was die Produktmanager sonst noch so im Phrasen-Portfolio haben? Alles Quatsch. "Die Bandmitglieder müssen uns sympathisch sein. Das ist entscheidend", sagt Uhlmann. Dann muss er noch etwas in der Musik entdecken. Schon passt\'s.Kein Platz für Klimavergifter. Kein Zimmer frei für vermeintliche Superstars, die mit ihrem Ego nicht mehr durch die Tür passen. So funktioniert das Label mit dem aus einer Schnapsidee entstandenen Gastro-Namen seit knapp zehn Jahren: Indie-Rock, Songwriter-Pop, mal etwas Folk, selten richtig Krachiges. Gerne hemdsärmelig, bloß nicht zu steif, immer auf Prost-Höhe mit dem Publikum. GHvC ist der Heimathafen von deutschsprachigen Bands wie Kettcar und Tomte, aber auch von Young Rebel Set oder (einst) von Death Cab for Cutie. Von diesen Bands wird zwar keine dabei sein, wenn es auf das Mini-Festival in die drei unumstrittenen Epizentren der deutschen Musiklandschaft geht, nach Trier, Bielefeld und Dresden. "Wir fahren gern durch die Gegend", so nennt es Thees Uhlmann. "Ich bin stolz auf das Programm, für das wir aus allen Ecken der Rockmusik Leute zusammengeholt haben. Da gefällt es mir gut, dass wir das nicht in Berlin, Hamburg oder München machen, sondern in Städten, wo solche Veranstaltungen nicht so häufig vorkommen."Das soll am Samstag in der Messeparkhalle so aussehen: Acht Bands und Songwriter spielen auf zwei Bühnen - während auf der einen gespielt wird, wird auf der anderen umgebaut. Die Aftershow-Party steigt im Exhaus.Musikalisch ist das diesjährige Fest so vielseitig wie noch nie. Thees Uhlmann hat ein erfolgreiches Jahr als Solokünstler hinter sich. Element of Crime - die Band um Frontmann und Bestseller-Autor Sven Regener - ist seit gut zwei Jahrzehnten im Geschäft. Und Indie-Rapper Casper gehört zu den Aufsteigern des Jahres. "Mir gefällt der Gedanke, dass vielleicht ein pubertierender Casper-Fan Element of Crime hört und sich dann fragt: ‚Hm, warum gefällt mir das? Das ist doch Chanson-Musik, die meinen Eltern gefallen könnte!\'" Thees Uhlmann, der alle Bands persönlich anmoderieren wird, hat "total gute Erinnerungen an Trier". Nicht nur an die obligatorische Klassenfahrt im neunten Schuljahr oder die vielen Auftritte im Exhaus. Damals hatte seine Band Tomte noch keine Heimat in den Charts. Schon bei der Premiere des Fest van Cleef im Jahr 2006 stand Trier auf dem Spielplan. "Es war geil, bei dem tollen Wetter in der Ruine zu spielen", erinnert sich Uhlmann. In Trier und bei der Unesco favorisiert man statt "Ruine" die euphemistischere Variante Kaiserthermen. Tickets: TV-Service-Center Trier, Bitburg und Wittlich.Extra

Fest van Cleef: 10. Dezember, Messeparkhalle Trier. 16.15 Uhr: Ghost Of Tom Joad 17 Uhr: Maike Rosa Vogel 17.35 Uhr: Frank Turner & The Sleeping Souls 18.25 Uhr: Moritz Krämer 19 Uhr: Element Of Crime 19.50 Uhr: Clickclickdecker 20.35 Uhr: Casper 21.50 Uhr: Thees Uhlmann & Band (Änderungen möglich).

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