"Ich schreibe, um das Kind in mir selbst zu unterhalten und hoffe, dass auf diese Weise auch andere Kinder ein wenig Spaß haben", hat Astrid Lindgren einmal gesagt. Der bescheidene Wunsch der Kinderbuchautorin, die im Januar 2002 im Alter von 94 Jahren starb, hat sich vielfach erfüllt, Generationen von Lesern kennen und lieben ihre Romanfiguren Pippi, Madita, Kalle Blomquist und Ronja Räubertochter. In Deutschland tourt seit 1997 Matthias Blum mit der Mission von Stadt zu Stadt: Er will das literarische Erbe von Astrid Lindgren möglichst vielen Kindern und Erwachsenen zugänglich machen. Seine Ausstellung hat bereits zehntausende Schüler und Erwachsene angelockt. Werbung braucht er nicht zu machen: Die Einladungen häufen sich. Derzeit stellt Blum auch in Italien aus. Parallel dazu gibt der Grundschul-Lehramtsstudent wochenweise Lindgren-Kurse in Schulen. Angefangen hat alles, als dem 20-jährigen Blum während des Zivildienstes zufällig ein Kalle- Blomquist-Buch in die Hände fiel. "Diese Figur hat mich schon als Kind sehr fasziniert", erzählt Blum. Die Detektivgeschichte war Initialzündung für die Sammelleidenschaft des heute 34-Jährigen. Er begann, in Antiquariaten, auf Flohmärkten und mittels Suchaktionen über das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels nach Erst- und Sonderausgaben der Lindgren-Romane, Illustrationen und Bildbänden zu stöbern. Den 90. Geburtstag von Astrid Lindgren nahm er dann zum Anlass, seine Schätze zu zeigen. Seitdem vergrößert sich sein Fundus ständig. In 85 Sprachen wurden die Abenteuer von Michel, Karlsson und den Gebrüdern Löwenherz übersetzt. Blum besitzt Ausgaben in fast allen Sprachen, sogar in Plattdeutsch. Er arbeitet eng mit dem Verlag Friedrich Oetinger zusammen, der seit 1949 die Lindgren-Bücher in Deutschland herausgibt. Außerdem haben ihm Lindgren-Illustratoren Original-Bilder zur Verfügung gestellt. Weil Blum auch in Schweden als ein begeisterter Sammler und Forscher bekannt wurde, bekam er sogar eine Audienz bei der Schriftstellerin. "Ich wollte möglichst viele Menschen um Astrid Lindgren herum kennenlernen, um möglichst viel über sie zu erfahren. Vor ihr selbst hatte ich immer Respekt. Dass ich eingeladen wurde, hatte ich nicht erwartet", erzählt Blum. Die liebenswürdige alte Dame ha- be mit ihm gesungen und getanzt, sie sei "ein Wunder", sagt Blum. Den Zauber, den die Lindgren-Bücher immer noch auf die Leser ausüben, erklärt Blum damit, dass Lindgren immer nur - ganz ehrlich - über das geschrieben habe, was sie selbst in ähnlicher Form als Kind erlebt habe. "Astrid Lindgren erzählt ganz einfache Geschichten in einer ganz einfachen Sprache. Dabei bedient sie zahlreiche literarische Genres - vom Krimi bis zum Roman über das Sterben eines Kindes mit den Brüdern Löwenherz." Pippi Langstrumpf, in Deutschland bei weitem die beliebteste Figur der Schriftstellerin, sei deshalb so erfolgreich, weil sie insbesondere Mädchen ein ganz neues Rollenbild biete. "Pippi ist stark und sie ist frei. Es gibt kaum ein Kind, dass sich der Magie dieser Figur entziehen kann." Der pädagogische Aspekt der Lindgren-Bücher spielt eine große Rolle bei der Ausstellung. Dort werden nicht nur Bücher, Fotos und Illustrationen gezeigt, sondern es gibt es für Kinder immer auch eine große Bücherkiste, Spiele und Lern-CD-Roms. Außerdem sollen Lesungen und Filmvorstellungen angeboten werden. Dazu werden schwedische Kinderlieder gespielt. Die Gastgeberin der Ausstellung auf der Burg Dudeldorf, Teneka Beckers, plant ein Erlebniswochenende für Kinder unter dem Motto "Die Welt steht Kopf" und Flohmarkt. Am 11. Juli besucht die Kinderbuchautorin Sybill Gräfin Schönfeld zusammen mit Matthias Blum die Schau. Bis 27. Juli, do.-so. 15 bis 18 Uhr und auf Anfrage; Tel. 06565/933446. Zur Ausstellung ist ein Katalog zum Preis von 5 Euro erschienen.