Im Traumjob angekommen

Trier · Beim Gastspiel der Berliner Philharmoniker in Luxemburg (der TV berichtete) haben zwei junge Nachwuchskünstler am Pult gesessen, die ihre familiären Wurzeln in der Region Trier haben. Für den Trierischen Volksfreund haben sich Thomas Leyendecker und Helena Madoka Berg an ihre Trie-rer Zeit erinnert.

Trier. Orchestermusiker bei den Berliner Philharmonikern, einem der Spitzenorchester der Welt, zu sein, ist für angehende Profimusiker ein Traum. Helena Madoka Berg und Thomas Leyendecker haben es ganz nach oben geschafft.
Trotz ihres fulminanten Erfolgs haben die beiden ihre Bodenständigkeit und ihre Bescheidenheit bewahrt. Die Bezeichnung "Trierer Urgestein" scheint weder auf Leyendecker, (Jahrgang 1980), noch auf Berg (1984) so recht zuzutreffen, und dennoch spürt man, dass die beiden jungen Musiker eine tiefe Verbundenheit mit Trier und der Region empfinden, die ihre Jugend und ihren musikalischen Werdegang nachhaltig geprägt haben.
Die in Berlin aufgewachsene Violinistin Helena Madoka Berg verbindet mit Trier vor allem schöne Erinnerungen an ihren 2007 verstorbenen Großvater Karl Berg, Gründer der städtischen Musikschule und des Spee-Chores. Rückblickend steht für die junge Berlinerin fest: Ihr Großvater hat ihre Laufbahn als Profimusikerin maßgeblich beeinflusst.
Mit leuchtenden Augen erzählt sie von unvergesslichen Stunden des häuslichen Musizierens, in denen der musikliebende Großvater die gesamte Familie mit seiner Leidenschaft ansteckte. Regelmäßig ermöglichte Karl Berg ihr zudem Auftritte als Solistin bei den Konzerten des Spee-Chores.
Zwinkernd gesteht die junge Geigerin, der Großvater habe sich sogar bisweilen als "Fanclub-Vorsitzenden" bezeichnet. Einmal reiste er ihr, von einer längeren Krankheitsphase gerade wieder erholt, mit dem Auto nach Avignon nach, wo sie an einem internationalen Wettbewerb teilnahm.
Ein Kind der Region


Anders als Helena Madoka Berg darf Thomas Leyendecker ohne Vorbehalte als "Kind der Region" gelten, denn der ursprünglich aus Adenau stammende Posaunist wuchs in Schweich-Issel auf. Leyendecker, bereits seit 2006 Bassposaunist bei den Berlinern, legte am Friedrich-Spee-Gymnasium sein Abitur ab und machte seine ersten musikalischen Gehversuche im Grundschulalter beim Blockflöten- und Gitarrenunterricht. Posaunenunterricht erhielt er erst als Elfjähriger vom Bassposaunisten des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier, wo er sich wenige Jahre später auch seine ersten Sporen als Profimusiker verdiente.
Leyendeckers Musikerlaufbahn scheint, ähnlich wie die Bergs, den Namen "Bilderbuchbiografie" zu verdienen: Siege bei Wettbewerben, ein Musikstudium, Praktika in renommierten Orchestern und schließlich die Traumstelle bei den Berlinern implizieren eine beeindruckende Geradlinigkeit. Dennoch beantwortet er die Frage, ob der Weg, als Posaunist "Karriere" zu machen, für ihn von Anfang an festgestanden habe, dezidiert mit "Nein".
Zwar habe sich die Profikarriere ab einem gewissen Zeitpunkt als gangbarer Weg abgezeichnet, jedoch habe er nie auf bestimmte Stellen "hingearbeitet" oder sich darauf versteift, in einer bestimmten Stadt unterzukommen. "Rückblickend klingt das alles so gut …", gibt er zu bedenken, und es klingt wie eine Warnung, den Erfolg retrospektiv ungebührlich zu verklären.
Hat er jemals bezweifelt, dass alles karrieretechnisch glattlaufen würde? "An keinem Tag nicht", lautet die knappe Antwort. Der junge Mann weiß zwar, was er kann, hat aber dennoch nicht vergessen, dass es manchmal auch hart war und dass zum Erfolg "immer eine gehörige Portion Glück dazugehört".
Noch nicht am Ende der Träume


Was kann noch kommen, wenn man mit Anfang 30 bereits so viel erreicht hat? "Noch sehr viel", antworten beide Musiker unisono. Leyendecker, der seit 2012 eine Professur an der Leipziger Musikhochschule innehat, möchte sich verstärkt dieser Aufgabe widmen und zudem viel Zeit mit seiner jungen Familie verbringen. Ferner stellen die Mitarbeit am Musikvermittlungsprojekt "Zukunft@BPhil" und sein Engagement als Barockposaunist wichtige Pfeiler seiner Tätigkeit dar.
Auch Berg "gehen die Ideen nicht aus". Neben dem primären Ziel, nach der Probezeit eine Festanstellung in ihrem Traumorchester zu erhalten, strebt sie an, viel Zeit für Kammermusik zu finden und sich eventuell, wie Leyendecker, dem Unterrichten zu widmen.

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