Keine Angst mehr vor dem Gerichtsvollzieher

Wittlich/Trier · Viertes Album, große Tour, weniger Existenzsorgen: Die aus der Eifel stammenden Punkrocker Jupiter Jones haben aufregende Monate vor sich. Im TV erzählt die Band, dass der Weg zum Erfolg sehr hart war.

 Prost! Für die Eifeler Punkrock-Band Jupiter Jones – hier mit Marco Hontheim, Sascha Eigner, Nicholas Müller und Andreas Becker (von links) – steht 2011 ein turbulentes Jahr an. Im Februar erscheint bei Columbia (Sony) das neue Album. Foto: Jupiter Jones

Prost! Für die Eifeler Punkrock-Band Jupiter Jones – hier mit Marco Hontheim, Sascha Eigner, Nicholas Müller und Andreas Becker (von links) – steht 2011 ein turbulentes Jahr an. Im Februar erscheint bei Columbia (Sony) das neue Album. Foto: Jupiter Jones

Wittlich/Trier. Ein Probenraum wie 1000 andere zwischen Daleiden und Dresden: 20 Quadratmeter Kreativität und Kippenrauch zwischen roten Wänden, Iron-Maiden-Postern und Röhrenverstärkern. Nur das drei Meter lange Jupiter-Jones-Plakat mit kyrillischer Schrift lässt erahnen, dass hier, einsam im schneeverwehten Wald bei Wittlich, eine Band probt, die längst nicht nur in der Eifel Hunderte Fans vor die Bühne lockt. Das Plakat erinnert an die Tour in Bulgarien. Ein paar Jahre ist das her, ein Auftrag des Goethe-Instituts. Und nur ein Puzzleteil in der Jupiter-Jones-Historie: Acht Jahre Bandgeschichte. Drei Studio-Alben. Das letzte davon schaffte es in die Albumcharts, das Video in die MTV-Rotation. Entstanden in Eigenregie.

"Die ersten Jahre waren hart", erinnert sich Schlagzeuger Marco Hontheim. "Da fährst du für eine Kiste Bier nach Hamburg oder Regensburg, spielst vor zwei Leuten, schläfst auf dem Bühnenboden und fährst weiter." Viele Bands ließen sich davon abschrecken. "Aber wenn du an die Sache glaubst, ist das der einzige richtige Weg." Die Sache heißt: Punkrock mit deutschen Texten und einem großen Herz für Pop-Melodien. Oder eben: Jupiter Jones.

Dieser XXL-Wille hat letztlich einen "Großen" überzeugt: Im August 2010 unterschrieb die Band einen Plattenvertrag beim Musikriesen Columbia (Sony Music). Dort wird im Februar das vierte, schlicht "Jupiter Jones" betitelte Album erscheinen, das im vergangenen Jahr in Köln aufgenommen wurde.

Der größte Unterschied zu den Vorgängern? Das Team ist größer, das Budget auch. Aber vor allem seien die Existenzsorgen weg. Und damit das dumpfe Gefühl, "dass am nächsten Morgen der Gerichtsvollzieher vor der Tür stehen könnte" (Sänger Nicholas Müller).

"Wir konnten die Sache etwas entspannter angehen und noch mehr Zeit ins Songwriting investieren", erzählt Sascha Eigner, der Gitarrist und Manager der Band, die ursprünglich in der Prümer Kante verortet war.

Was klingt wie ein wahr gewordener Traum für die Eifeler, ist das Ergebnis einer jahrelangen Ochsentour. "Wir haben bei der letzten Produktion alles auf eine Karte gesetzt", sagt Hontheim. Er lebt als einziges Bandmitglied noch in der Eifel. Der gelernte Bauzeichner ist auch der Einzige, der noch in Teilzeit einem anderen Job nachgeht. Die Bandkollegen wohnen inzwischen in Münster, Hamburg und Bassist "Becks" - der einzige Nicht-Eifeler - in Marburg. Geprobt wird seit Jahren schon bei Wittlich, dann zumeist in längeren Blöcken. Auch mal bis 3 Uhr nachts, wenn nötig.

"Eine Band ist eine riesige Geldfress-Maschine", sagt Niki Müller. Studioaufnahmen, Videos, Promo - das kann leicht 50 000 Euro verschlingen. Eine Summe, die von der Band vorgestreckt werden muss - oder auch von Omas und Vätern, Freunden und Bankangestellten, die als Sicherheit auch mal die Fahrzeugbriefe einbehalten.

"Wenn es damals schiefgegangen wäre, wären wir alle in den Arsch gekniffen gewesen", sagt Müller. Ging es aber nicht: Holiday in Catatonia (2009) verkaufte sich gut, die Tour lief ebenfalls bestens. 2011 soll es noch besser laufen.

Nach der Album-Veröffentlichung geht es gleich auf Tour. Die nächstgelegenen Konzerte finden in Saarbrücken (1. April) und Koblenz (2. April) statt. Trier darf sich aber auch Hoffnung auf ein Gastspiel machen. Da sei aber noch nichts spruchreif.

CD-TIPP

Heisterkamp: Wer Jupiter-Jones-Sänger Niki Müller schon vor Veröffentlichung des neuen Albums in Bestform erleben will, dem sei Heisterkamp dringend empfohlen. Das Debüt "Schweren Herzens Popmusik" dokumentiert die seit Jahren anhaltende Zusammenarbeit zwischen Müller und dem Trierer Gitarristen und Sänger Jan Kretzer. Herausgekommen ist Songwriter-Pop auf Bundesliga-Niveau: Tiefgründige Texte von Müller, eine spannende Kombination aus Akustikgitarren und zarter Elektronik, dazu eine verdammt liebevolle Produktion. Info: tanzmitheisterkamp.de (AF)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort