Mainz, Worms und Speyer wollen Welterbe-Titel

Mainz · Als Wiegen der jüdischen Gelehrsamkeit wollen Mainz, Speyer und Worms einen Unesco-Welterbe-Titel erlangen. Unterstützen soll sie bei diesem Ziel ein neu gegründeter Verein.

Mainz. Um das jüdische Erbe von Mainz, Speyer und Worms stärker herauszustellen, haben die Städte zusammen mit dem Land Rheinland-Pfalz und den jüdischen Gemeinden einen Verein gegründet. Mit seiner Hilfe wollen die drei sogenannten SchUM-Städte in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen werden. "Wir wollen den Menschen näherbringen, dass die jüdische Kultur ein bedeutender Teil unserer Heimat ist", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der Unterzeichnung der Vereinssatzung am Montag in Mainz. Das Wort "SchUM" leitet sich aus den Anfangsbuchstaben der drei hebräischen Stadtnamen ab: Schin (Sch) für Schpira, Waw (U) für Warmaisa und Mem (M) für Magenza.
Geistiges Zentrum der Juden


Zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert hatte sich hier ein geistiges und kulturelles Zentrum des Judentums entwickelt, das "rheinische Jerusalem". Die dortigen Rabbiner zählten zu den religiösen Autoritäten der Juden in Mitteleuropa. Anno 1220 schlossen sich die jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz zu einem Bündnis zusammen. Sein Name: SchUM. Dessen Beschlüsse waren maßgebend für die Juden in Aschkenas, dem deutschsprachigen jüdischen Kulturraum. Und Worms war die Stadt, wo nach aschkenasischer Tradition der Messias geboren werden sollte.
2012 hatte das rheinland-pfälzische Kultusministerium seine Bewerbung um Aufnahme der SchUM-Städte auf die nationale Vorschlagsliste zur Anerkennung als Unesco-Welterbestätte eingereicht. Im vergangenen Monat wurden sie in diese Vorschlagsliste der Kultusministerkonferenz aufgenommen. Bis 2020 soll nach Angaben der Landesregierung die jetzige, noch vorläufige Bewerbung zu einem detailliert begründeten und umfassenden Antrag für das Unesco-Welterbe-Komitee weiterentwickelt werden.
Diesen Antrag sollen Wissenschaftler der Universität Trier erarbeiten. Derzeit gebe es konkrete Vertragsverhandlungen mit der Universität über die künftige Zusammenarbeit, erklärte Kulturministerin Doris Ahnen (SPD) am Montag. "Es gibt auf der Unesco-Welterbeliste keine einzige Stätte, die ausschließlich dem jüdischen Erbe gewidmet ist." Das wolle man ändern.
Im Mittelalter beeinflussten jüdische Gelehrte aus Mainz, Speyer und Worms das Leben ihrer Glaubensgemeinschaft in ganz Europa. Zum materiellen Erbe der "SchUM-Städte" zählen etwa der älteste jüdische Friedhof Europas "Heiliger Sand" in Worms und die Mikwe in Speyer, das rituelle Bad der jüdischen Gemeinde.
Ziel: Touristische Vermarktung


Gründungsmitglieder des Vereins sind neben den drei Städten und dem Land Rheinland-Pfalz der Landesverband der jüdischen Gemeinden sowie die jüdischen Gemeinden Mainz-Worms und der Rheinpfalz. "Für mich ist das die Wiederauferstehung unseres kulturellen Erbes, das wir in schrecklichen Zeiten verloren haben", sagte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz, Avadislav Avadiev. Neben der einheitlichen Präsentation des jüdischen Erbes der drei "SchUM-Städte" soll sich der Verein auch um die touristische Vermarktung des jüdischen Erbes kümmern.

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