Mensch ... Familie Merkozy!

2012 ist zwar gerade mal schlanke sechs Wochen alt, aber für mich steht schon jetzt fest: Sie sind das Paar des Jahres. Es muss schon irgendeine Form von Liebe sein, sonst kämen sich derart konträre Charaktere niemals so nahe.

Der kleine Latin Lover mit der großen Klappe und dem Faible für langmähnige Blondinen auf Model-Beinen. Und die turbo-kühle deutsche Wissenschaftlerin aus dem Nordosten mit dem Hosenanzug, der um die Hüfte herum immer etwas zum Auseinanderklaffen neigt. Aber wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich an. Und ihr schüchternes Geständnis, liebe Frau Merkel, von der "persönlichen Zuneigung" hebt das deutsch-französische Verhältnis auf ein ganz neues Niveau. Im Grunde ist die Entwicklung aber nur konsequent. Es begann einst mit dem noch arg verklemmten Bussi-Bussi der Charakterköpfe Adenauer und de Gaulle bei der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags 1963, bei dem vor allem der Deutsche arg gequält aussah. Ein gutes Jahrzehnt später, bei Schmidt und Giscard d\'Estaing, muss schon persönliche Sympathie im Spiel gewesen sein, sonst hätte der bekennende Nichtraucher Giscard kaum ertragen, wie ihm Freund Helmut beim Tête-à-tête sein geliebtes Schloss Rambouillet mit Menthol-Qualm verpestete. Noch unvergesslicher, weitere zehn Jahre später: Der politische Liebesakt von Kanzler Kohl und Président Mitterand an den Gräbern von Verdun, wo die eine Hand, vorsichtig tastend, die andere fand, und den beiden alten Herren schließlich Tränen der Rührung über die Augenwimpern schlichen. Da argwöhnte noch mancher Miesepeter, es habe sich nur um eine Inszenierung für die Fotografen gehandelt. Zumal es anschließend in den späten 90ern bei den beiden Pfauen-Männchen Schröder und Chirac mit der deutsch-französischen Chemie nicht gerade gut klappte. Aber bei der Bundes-"Mutti" und Monsieur "Sarko" von der Grande Nation verstummen alle Zweifler. Die herzigen Blicke, die gegenseitigen Treueschwüre, und jetzt auch noch die Ankündigung, dass Madame Merkel im Wahlkampf als Frau an seiner Seite auftritt: C'est l'amour. Natürlich rein platonisch. Was würden Carla und Joachim sonst sagen …

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