Morbilde und sommerlich: Zwei Fotoausstellungen in Luxemburg

Luxemburg · Von Zeit und Zufall gewandelte Fotos zeigt die Galerie Clairefontaine in Luxemburg im Espace 2 zum Europäischen Monat der Fotografie. Angeboten wird heute zudem eine vielversprechende Diskussion zum Thema. Ins Bild gesetzte Sommerfrische gibt es dagegen im Espace 1.

Ein 40 Jahre lang vergrabenes Diapositiv von Lé Sibenaler. Foto: Lé Sibenaler, Courtesy Galerie Clairefontaine

Ein 40 Jahre lang vergrabenes Diapositiv von Lé Sibenaler. Foto: Lé Sibenaler, Courtesy Galerie Clairefontaine

Luxemburg. "Fotos satt" gibt es im Europäischen Monat der Fotografie in Luxemburg. Neben einer sehr schönen Ausstellung hat die Galerie Clairefontaine im Espace 2 eine ausgesprochen interessante Diskussion mit den beiden spannenden Luxemburger Fotografen Lé Sibenaler und Marc Wilwert im Programm. Rolle von Zufall und Zeit

Es geht dabei um die Rolle des Zufalls und der Zeit in der Fotografie. Grundlage ist die gemeinsame Fotoschau "memento" der beiden Künstler. Neben Marc Wilwerts poetischen Polaroidfotos, deren malerische Wirkung meist von Unschärfen und Versuchen mit der Wärme rührt, sind es vor allem Lé Sibenalers Fotos, die den Zufall, die Zeit und ein Grab in der Erde als ausgesprochen phantasievolle Bildschöpfer ausweisen. Positive im Boden vergraben

40 Jahre lang hatte Lé Sibenaler seine Diapositive im Luxemburger Boden vergraben, bevor er sie unbearbeitet als Miniformate jetzt in der Galerie präsentiert. Porös und ein wenig morbid, gleichen die Fotos winzigen abstrakten Gemälden. Zeit und Sauerstoffmangel haben die Formen und Farben zersetzt, um daraus neue Bilder zu schaffen. "Sterben werd ich um zu leben" - der berühmte Schluss aus Mahlers Auferstehungssinfonie geht einem beim Betrachten der Fotos durch den Kopf. Lé Sibenalers und Marc Wilwerts Bildmetamorphosen belegen eindrucksvoll den Wandel als Bedingung des Lebens und Überlebens. Wer es gerne weniger morbid hätte, kann sich bei der Themenschau "summertime" im Espace 1 erfrischen und in Ferienstimmung versetzen lassen. Augenblicklich gelingt das mit Leonard Freeds herrlichem Wasserspeier oder Lucien Clergues berühmten Siestafoto, in dem die Sonne Streifenmuster auf einen nackten Frauenkörper malt. Noch mehr Sommerfrische findet sich im geradezu impressionistisch anmutenden Foto einer Ausflugsgesellschaft von Alfred Stieglitz. Schattige Kühle und Sommerstimmung versprechen auch die Fotografien von Edward Steichen oder August Sander und das träumerisch blaue Wasser des in Trier lebenden Malers Joe Allen. erBeide Ausstellungen im Espace 1 und 2 sind noch bis Samstag, 20. Juli, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 14.30 bis 18.30 Uhr, Samstag 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Die Diskussion mit Marc Wilwert und Lé Sibenaler findet heute von 18.30 bis 19.30Uhr im Espace 2, 21 rue du St. Esprit, statt. Sprachen: Deutsch und Luxemburgisch. galerie-clairefontaine.lu

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