Da sage jemand, das sei normal: Ein Orchester mutiert zum Kammerensemble. Auch in der Orchesterfassung bleibt Arnold Schönbergs Streichsextett "Verklärte Nacht" ja Kammermusik - Musik, die jede Unachtsamkeit gnadenlos offenlegt und die dazu enorme Beweglichkeit in Tempo und Dynamik verlangt. Aber Victor Puhl und die Trierer Philharmoniker nahmen Schönbergs Herausforderung an. So konzen-triert und sorgfältig, dass Intonationsunschärfen und leichte Prazisionmängel zur Nebensache absanken und eines ins Zentrum rückte: Die Klangvielfalt und Ausdrucksintensität dieser Partitur. Da leuchten immer wieder neue Farben auf, spannt sich ein Ausdrucksbogen vom verzagt leisen Beginn hin zu tröstlicher Gewissheit im Schlussabschnitt. Und in den letzten Takten malt das Orchester ein ätherisches Klangtableau - Musik wie ein befreiender Traum.

Und dann Mahler. In den "Liedern eines fahrenden Gesellen" entfalten die Philharmoniker ein Netz von fein abgestimmten Klangereignissen - fern aller spätromantischen Fülle und doch substanzreich. Mezzosopran Ann-Katrin Naidu freilich muss sich in dieses Opus erst hineinsingen. Es fehlt zunächst die Lyrik, und in der leicht unruhigen Höhe klingt noch der Operngesang mit. Im vierten Lied ist sie ganz da. Da verströmt sie in Text und Tönen faszinierend die liebevolle Resignation, die Mahler auskomponiert hat.

Mit Beethovens "Siebter" hatten die Philharmoniker zunächst einige Mühe, der Kopfsatz lief lautstark, aber spannungslos ab, die Trompeten übertönten das Tutti und die Holzbläser kämpften mit Intonationsproblemen.

Aber in Scherzo und Finale dominierte eine rhythmische Intensität, die alle Probleme vergessen machte: Musik, die immer ganz präsent ist, ganz vorne an der Rampe steht. Am Ende war die Zustimmung groß. "Ein tolles Konzert", sagte ein Besucher. mö