Musikalischer Akrobat

Ein fast ausverkauftes Haus gab es, als Giora Feidman zusammen mit dem Gershwin Quartett, präsentiert vom Trier ischen Volksfreund, in der ehemaligen Abtei St. Maximin sein Publikum begeisterte.

 Giora Feidman beeindruckt in der ehemaligen Abtei St. Maximin. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Giora Feidman beeindruckt in der ehemaligen Abtei St. Maximin. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. Manchmal hat man den Eindruck, Klezmer ist eigentlich gar keine Musikgattung. Eher könnte man meinen, Klezmer ist ein Gefühl mit allen Schattierungen, die das Leben für Emotionen bereithält. Wer könnte dieses Gefühl besser darstellen, besser zum Ausdruck bringen als Giora Feidman, der Grand Seigneur des Klezmer und der musikalische Friedensbotschafter, der nie müde wird, seinen Respekt vor allen Religionen zu bekunden. So war es auch bei Feidmans jüngstem Auftritt in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin. Bei aller Professionalität, die Feidmans Konzerte kennzeichnen, ist es doch glaubwürdig, wenn der fast 74-Jährige zum Frieden aufruft, und es berührte auch dieses Mal wieder, als Feidman ein Arrangement anstimmte, das aus der israelischen und der deutschen Nationalhymne sowie der von Mikis Theodorakis verfassten Hymne der Palästinenser bestand.

Muss man Feidman mit allem Respekt rein rechnerisch als einen älteren Herren bezeichnen, so ist doch ab dem Moment, wenn er die Bühne betritt, davon nichts mehr zu merken.

Auch in Trier schien er die Jahre abzustreifen und brillierte als virtuoser Klarinettist, dem die Natur scheinbar keine Grenzen setzt. Langgezogene Töne, bei denen die Zuhörer in Atemnot gerieten, Fortissimoklänge, die das gewaltige Kirchenschiff bis in den allerletzten Winkel ausfüllten, ein Pianissimo, bei dem man sich fragen musste, ob er jetzt wirklich noch spielt oder ob man sich diese zarte Musik vielleicht doch nur noch einbildet. Es war fast schon akrobatisch, was er mit seinem Instrument, dem er sich schon sein ganzes Leben lang widmet, anstellt.

Als eine geglückte Kombination muss man auch das Zusammenspiel Feidmans mit dem Gershwin Quartett bezeichnen, einem klassischen Ensemble der russischen Schule. Besonders "Lullaby" von George Gershwin und die vier Miniaturen des georgischen Komponisten Sulchan Zinzadze belegten das Können von Michel Gershwin, Namensgeber des Quartetts, sowie der Geigerin Natalia Raithel, dem Bratscher Juri Gilbo und Kira Kraftzoff am Cello.

Aber bei der Kombination krankte der Abend auch ein wenig. Die Abteikirche war für ein Streichquartett keine glückliche Wahl, denn sein Klang verlor sich in den Weiten des Raumes. So wurden auch einige Unmutsäußerungen über dieses Manko laut, insbesondere, da von der ersten bis zur letzten Sitzreihe nur eine Preiskategorie angeboten wurde. Trotzdem gab es am Ende, man mochte es fast nicht anders erwarten, Applaus im Stehen für Feidman und seine Partner.

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