Nachruf Tatjana Bucar Musik und immer nur Musik: Zum Tod von Tatjana Bucar
Trier/Hermeskeil · Viele Menschen aus der Region kennen Tatjana Bucar als Pianistin oder als Klavierlehrerin der Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich. Jetzt ist sie gestorben.
Sie brachte ein Stück Vergangenheit mit – das Zeitalter der österreichisch-ungarischen Monarchen. Auch in ihrem Musizieren spiegelte sich noch einmal das alte, halb vergessene Europa. Vor wenigen Tagen ist die Pianistin Tatjana Bucar in Hermeskeil gestorben.
Geboren wurde Bucar 1928 in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, die früher Laibach hieß und bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörte. Ihr Vater mit dem preußischen Vornamen Julius war Anwalt und dazu mit Leib und Seele Musiker. Sonntags hat er regelmäßig eine Kurkapelle dirigiert. In diesem Elternhaus wuchs Tatjana Bucar auf. Und war damit von Anfang an ganz nah an der Musik Es war Musik aus der klassischen Tradition – Mozart, Beethoven, Brahms, Liszt, vielleicht auch Johann Strauß. Deutsch gehörte zum Umgangston. Und dass Tatjana Bucar in Deutschland sesshaft wurde, war auch eine Erinnerung an ihren Vater, den musikliebenden Juristen Julius Bucar.
Tatjana Bucar hat nicht nur in ihrer Heimatstadt studiert, sondern auch in Rom und Paris. Aber sie blieb geprägt von der deutschen Tradition. Schon in Ljubljana spielte sie regelmäßig Klavierkonzerte mit Orchester – Bach, Mozart, Liszt, und sogar drei Konzerte für die linke Hand, unter denen das von Maurice Ravel das bekannteste ist. Und als sie ihre Heimat verließ – aus politischen Gründen, aber auch, weil sie sich als Künstlerin nicht entfalten konnte, – da war klar: Sie würde nach Deutschland gehen.
So kam sie vor mehr als 40 Jahren nach Wittlich, an die Musikschule des Kreises. Konzerte gab sie in dieser Zeit selten. Stattdessen ließ Bucar ihre Schüler öffentlich auftreten. Mehr als 200 junge Menschen hat sie unterrichtet, hat ihr nicht nur die Technik des Tastenanschlags vermittelt, sondern mehr: die Musik zu verstehen und zu erfahren. Und als sie das Unterrichten aufgab, blieb sie ganz an der Musik. 20 bis 30 Mal trat sie im Jahr auf, unter anderem im Bechsteinhaus Berlin, im Münchner Gasteig-Konzerthaus, in Kiel, am Bodensee, in Utrecht, Klagenfurt und auch wieder in Slowenien.
Ihr Repertoire war breit angelegt. Johannes Brahms war ihr dabei ganz besonders nahe mit der enormen Spannweite seiner Musik zwischen Klassizismus und Moderne, mit der Aufrichtigkeit und Gradlinigkeit. Aber auch Chopin war für sie eine große Herausforderung in seiner strengen Noblesse, in der ein wenig der französische Barock mitklingt. Aber ganz gleich ob Brahms, Beethoven oder Chopin – wer ihre CDs anhört, der entdeckt, wie intensiv Tatjana Bucar stets auf durchsichtigen Klang und organische Gestaltung setzt.
„Ihr Musizieren wurde reifer und immer reifer“, sagte ihr Konzertagent und Partner Bernhard Ruff. Mit ihm lebte sie in einem kleinen Hunsrück-
dorf. Und wurde auch jetzt nicht losgelassen von der Musik.
In den Trierer Musikhäusern Kessler und Reisser sind verschiedene CDs von Tatjana Bucar erhältlich.