Online-Handel mit Literatur schwächelt

Leipzig · Zur Leipziger Buchmesse ist die Stimmung in der Buchbranche bestens. Die lange kriselnden Buchhandlungen melden Umsatzzuwächse. Der Trend zum reinen Online-Shopping scheint gebrochen.

Leipzig. Die deutsche Buchbranche geht mit gestärktem Selbstbewusstsein in die Leipziger Buchmesse. Nach Jahren der Krise habe der traditionelle Buchhandel 2013 um 0,9 Prozent zugelegt. Der Aufwärtstrend habe sich auch Anfang 2014 fortgesetzt, sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Die "eigentliche Sensation": der lange totgesagte klassische Buchhandel habe wieder die Nase vor dem Online-Handel. Dessen Umsätze seien um zwei Prozent gesunken.
Insgesamt seien im deutschen Buchmarkt 2013 rund 9,6 Milliarden Euro umgesetzt worden. Die gute Stimmung in der Branche sei "mit Händen zu greifen". Sicher habe auch die Diskussion um die Arbeitsbedingungen und Steuerpraktiken des US-Versandriesen Amazon dazu beigetragen, dass Buchkäufer in Deutschland wieder häufiger eine Buchhandlung ansteuerten.
Mit 2194 Ausstellern aus 42 Ländern geht die Leipziger Buchmesse an den Start. Das sind 125 mehr als im Vorjahr. Bis Sonntag erwarten die Veranstalter knapp 170 000 Besucher; 3000 Autoren haben ihr Kommen zugesagt. Mit 3200 Veranstaltungen an 410 Leseorten auf dem Messegelände und in der gesamten Stadt werden die Neuerscheinungen des Büchermarktes präsentiert. Schwerpunktland ist dieses Mal die Schweiz, die mit 80 Autoren vor Ort ist.
Zur Eröffnung im Gewandhaus erhielt der indische Publizist und Historiker Pankaj Mishra den mit 15 000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Er wird für sein Werk "Aus den Ruinen des Empires. Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens" geehrt. Mishra erzählt darin die Geschichte der Auflehnung Asiens gegen den westlichen Imperialismus. Einer der Messe-Höhepunkte ist die Verleihung des mit 45 000 Euro dotierten Preises der Leipziger Buchmesse am heutigen Donnerstag.
Weiterer Schwerpunkt der Messe ist Literatur aus Polen, der Ukraine und Weißrussland. Das Programm "tranzyt. kilometer 2014" habe durch die Ereignisse in der Ukraine eine besondere Aktualität bekommen, erklärte der Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Messe, Martin Buhl-Wagner. Mehrere Autoren, die noch vor kurzem auf dem ukrainischen Maidan demonstriert hätten, präsentierten in Leipzig nicht nur ihre Werke, sondern nähmen auch zu den Zuständen in ihrem Land Stellung.
Neu im Programm ist die Manga-Comic-Convention. Sie präsentiert als eigene Veranstaltung auf 15.500 Quadratmetern Novitäten und Trends rund um Manga, Comic, Anime und den japanischen Verkleidungstrend Cosplay. Buhl-Wagner sprach von einer damit verbundenen "strategischen Weiterentwicklung" der Leipziger Buchmesse: "Bei Kindern führt der Weg zum Buch immer häufiger über den Comic."
Nach der Frankfurter Buchmesse im Herbst ist die Leipziger Bücherschau der zweite große deutsche Marktplatz für Büchermacher und Leser. Leipzig präsentiert sich in erster Linie als Publikumsmesse, die Leser, Autoren und Verlage miteinander ins Gespräch bringen will. dpa/KNA

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