Peppiger Pfeffer, sündhaftes Salz

TRIER. Beste Stimmung herrschte im Theater Trier bei der Premiere des Musicals "Der Lebkuchenmann" von David Wood. Mit Esprit, seelenvoller Botschaft und einem Ensemble in Höchstform brachte die Aufführung kleinen wie großen Kindern viel Spaß.

Dass das Weihnachtsstück des Theaters Trier ein durch und durch fantasie- und humorvolles Vergnügen ist, davon kündet schon ein Auftakt-Knalleffekt. Ein Schlüssel dreht sich im Schloss. Plötzlich fällt eine Klappe, die die Bühne versperrt hat, und gibt den Blick auf die bunte Welt im Inneren eines Küchenschranks frei. Ein Bühnenbild (von Wendelin Heisig), das sich mit wenigen, liebevollen Details begnügt, um der Fantasie, vor allem aber den mit viel Witz ausgestalteten Figuren (Kostüm: Claudia Caséra) Raum zu lassen. Es sind Gegenstände des Alltags, die auf umwerfend komische Weise lebendig geworden sind. Mit französischem Akzent setzt die scharfe Frau Pfeffer (bezaubernd: Claudia Felix) ihre Reize in Szene. Herr Salz (zum Knuddeln: Jan Brunhoeber) spinnt in norddeutschem Dialekt Seemannsgarn, und der beflissene Schweizer Herr Kuckuck (rührend: Hans-Peter Leu) müht sich redlich um akkurate Zeitangaben.Intendanten-Ehepaar als Kühlschrank-Besitzer

So lange das noch funktioniert, ist das einzige Problem ein großer Briefumschlag, der im Weg steht. Ein weiterer Gag - denn die Adresse darauf ist die vom Intendanten-Ehepaar Weber, das den "Großen", den Besitzern des Küchenschranks, ihre Stimme geliehen habt. Aus dem Hintergrund drohen die Ejeleute an, den inzwischen heiser gewordenen Herrn Kuckuck auf den Müll zu werfen. Damit wird, gewürzt mit viel Situationskomik, eine Kette turbulenter Ereignisse in Gang gesetzt, denn natürlich will niemand auf den Freund verzichten. Rettung verspricht der im wahrsten Sinne des Wortes frisch gebackene Lebkuchenmann (mitreißend spontan: Tim Olrik Stöneberg), der erst für Partystimmung im Schrank sorgt und dann unbedarft sogar die alte, auf schwäbisch grantelnde Frau Teebeutel (liebenswert mürrisch: Sabine Brandauer), ungeliebte Herrscherin des oberen Schrankbords, um Hilfe bittet. Als Gegenspieler taucht die räuberische Mafia-Maus Flitsch (hinreißend: Enrico Spohn) auf, deren italienischer Akzent und Sprachfehler zuweilen im Geschrei untergehen. Das des jungen Publikums, das begeistert mitgeht und aus seiner Spannung keinen Hehl macht. Immer wieder wird es einbezogen, um Ideen für kreative Problemlösungen zu finden. Kinder werden einbezogen

Höhepunkt ist, dass die Kinder schreien sollen, um die Maus zu erschrecken. Das lassen sich die Kinder nicht zweimal sagen, ein ohrenbetäubender Lärmpegel füllt den Zuschauerraum. Für Stimmung sorgen spritzige Musik und Ohrwurm-Songs, teils karikiertes Volkslied mit Jodelpassagen, teils Seemann-Shantys, teils fetziger Rock'n'Roll mit entsprechenden Tanzeinlagen (Choreografie: Sabine Brandauer). Das I-Tüpfelchen und das, was das Stück zum perfekten Weihnachtsmärchen macht, ist die Botschaft: "Krisen sind dazu da, Leute zusammenzubringen." Denn natürlich gibt es ein Happyend, weil alle an einem Strang ziehen und über Vorurteile hinweg Freundschaften knüpfen. Ein wahrhaft guter Griff von Regisseur Michael Ophelders und ein wunderbar umgesetzter obendrein. Weitere Vorstellungen am 23. und 26. November, 1. und 3. Dezember. Kartentel: 0651/7181818. Zum Stück gibt es einen Malwettbewerb, Einsendeschluss ist der 20.12.2006. Adresse: Theater Trier, Am Augustinerhof, 54290 Trier.

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