Schnitt gefällig? - Musical über Killerbarbier "Sweeney Todd" feiert im Walzwerk Premiere

Trier · Wenn Künstler alles machen: Bei "Sweeney Todd" werden die zehn Schauspieler nicht nur singen, sondern zugleich das Orchester und den Chorpart übernehmen. Premiere des Musicals von Stephen Sondheim in der Inszenierung von Theaterintendant Karl Sibelius ist am Sonntag, 27. September, 19.30 Uhr, im Walzwerk.

Schnitt gefällig? - Musical über Killerbarbier "Sweeney Todd" feiert im Walzwerk Premiere
Foto: (g_kultur

Wer inszeniert eigentlich "Sweeney Todd" - das Musical über den gleichnamigen, fiktiven Londoner Serienkiller? Rose Divine - Pornostar, selbst ernanntes Sexsymbol, Entertainerin? Oder doch Karl Sibelius, der Theaterintendant? Und wo liegt der Unterschied? Die Fragen mögen berechtigt sein. Schließlich steht es mal so und mal so in den Theaterankündigungen. Für Karl Sibelius spielt das aber eine sehr untergeordnete Rolle. "Vielleicht machen es wir beide, das ist nicht so wichtig", sagt er. "Das Konzept steht ja. Wichtig sind die Künstler auf der Bühne."

Premierenfieber

Rose Divine hat in Sibelius‘ Vergangenheit durchaus eine zentrale Rolle gespielt. "Ich hatte in Linz riesigen Erfolg mit der Figur. Das wurde Kult. In Eggenfelden war es ganz anders. Dort wurde anfangs heftigst kritisiert, dass der Intendant eine Doppelrolle spielt und zwei Persönlichkeiten hat. Aber diejenigen, die in den Vorstellungen waren, die haben gestanden, waren total begeistert und haben die Diskussion gesucht." Das Theater soll ein Ort sein, an dem man sich austauscht, in dem man diskutiert und kritisiert. "Dazu kann eine Figur wie Rose Divine viel beitragen."

Welche Rolle Rose Divine in Trier einnehmen wird - da will sich Sibelius noch nicht festlegen. Fest steht nur, dass sie die "Großherzogin von Gerolstein" spielen wird (Premiere: 5. Dezember). Mit "Sweeney Todd" - einem der anspruchsvollsten Musicals - bringt Karl Sibelius ein Erfolgsformat mit nach Trier. Er hatte es bereits in Linz und in Eggenfelden im Theater an der Rott inszeniert, dort eben als sein Alter Ego Rose Divine. Die Oberösterreichischen Nachrichten schwärmten von einem "Theaterwunder". Auch die Reaktionen in Eggenfelden seien euphorisch gewesen.
Das mögen Indizien dafür sein, dass das Sondheim-Musical über den mörderischen Barbier aus der Fleet Street auch in Trier ein Hit werden kann. Sibelius wartet aber erst einmal ab. "Das weiß man nie. Die Menschen sind immer total anders. Ich habe beim Durch-die-Stadt-Laufen aber den Eindruck, dass die Trierer wahnsinnig offen und neugierig sind", sagt er.

Die Produktion von "Sweeney Todd" ändert sich - schon durch den Spielort im Walzwerk ("Das ist eine riesige logistische Herausforderung.") Das Konzept bleibt aber gleich: Die zehn Darsteller übernehmen nicht nur den Gesang samt der Chorstimmen, sondern auch jeweils ein Instrument. "Das ist schon was Besonderes, das gibt's in Europa fast nirgends: Dass zehn Leute wie in der griechischen Tragödie alles übernehmen - das ist für mich der Urbegriff von Theater."
So spielt etwa Conny Hain mit, die eigentlich Bratschistin im Orchester ist, aber nun für ein Jahr im Musiktheater mitwirkt. Auf die Idee kam Sibelius, der auch die Texte übersetzt hat ("richtig britischer Humor: ziemlich hart, ziemlich derb, total lustig") nach einer Aufführung in Pittsburgh. Auch dort hatten die Darsteller die Instrumente selbst gespielt. "Aber sie hatten sich wie im Orchester hingesetzt. Bei uns treten sie dagegen nie aus der Rolle. So gibt es zum Beispiel eine Tochter, die gefangen gehalten und von einem Richter missbraucht wird, und die spielt bei uns Harfe. Die Harfe ist gleichzeitig Gefängnis, aber auch ihr Körper und ihr Geschlecht. Die Instrumente erzählen die Geschichte weiter, wenn die Szene vorbei ist." Für diese Rolle hat Sidonie Smith eigens Harfe gelernt. Hauptdarstellerin Caren Filipcic lernte Tuba.

Vorstellungen: 27. und 30. September, 1., 4., 6., 8., 13., 15., 22. und 28. OktoberExtra

Mit dem Musical "Sweeney Todd" endet die Serie von neun Premieren plus Sinfoniekonzert, mit dem der neue Theaterintendant Karl Sibelius und sein Team ihre erste Spielzeit in Trier eröffnet haben. An diesem letzten von drei September-Premierenwochenenden stehen neben "Sweeney Todd" das Tanzstück "Ruhr-Ort" (heute, 19.30, Großes Haus) und das 1. Sinfoniekonzert (Samstag, 20 Uhr) auf dem Spielplan. cweb Karten: 0651/7181818 oder theaterkasse@teatrier.deExtra

Warum Karl Sibelius (TV-Foto: F. Vetter) kein Bier mag und warum er Udo Jürgens für unschlagbar hält - die Antworten des Theaterintendanten im "Entweder-oder"-Interview.

Lieber Rotwein oder Bier?
Karl Sibelius: Rotwein. Ich habe noch nie in meinem Leben ein Bier getrunken, ich mag den Geruch nicht.

Beatles oder Stones?
Sibelius: Hm. Beatles. Obwohl: das ist schwer. Im Moment doch eher Stones, das ist existenzieller, härter, radikaler. (singt "Angie" und lacht).

Gitarre oder Klavier?
Sibelius: Klavier. Ich habe acht Jahre Gitarre gespielt, Klavier nie - weil wir zu Hause kein Geld dafür hatten. Auch später: immer versucht, nie geschafft. Jetzt muss die Tochter Klavier lernen.

Falco oder Udo Jürgens?
Sibelius: Eindeutig Udo Jürgens, der ist unschlagbar, ich liebe ihn! Ich kannte ihn auch gut, er ist auch Kärntner.

Karibik oder Kärnten?
Sibelius: Von Trier aus: Kärnten. Bin eher der Heimweh- als Fernweh-Typ.

Früh aufstehen oder lange wachbleiben?
Sibelius: Früh aufstehen und lange wachbleiben.

Und schlafen?
Sibelius: Kurz, aber gut.

Auf den Tisch hauen oder Ärger runterschlucken?
Sibelius: Immer auf den Tisch hauen (lacht). AF



Extra Premieren

Mit insgesamt neun Premieren an drei Wochenenden im September und dem ersten Sinfoniekonzert beginnt das neue Theaterteam um Intendant Karl Sibelius seine erste Spielzeit in Trier. Unter dem Motto "Premierenfieber" stellt der Trierische Volksfreund die Stücke vor. Nach den Schauspielen "Molière" und "Zauberberg", dem Opernprojekt "UR_", der Oper "Fidelio" und dem Eröffnungsstück "Alles bleibt anders" stehen an diesem Wochenende noch drei weitere Premieren auf dem Spielplan:
<span style="line-height: 17.4px;">&quot;Ruhr-Ort": 25. September, 19.30 Uhr, Großes Haus
<span style="line-height: 17.4px;">1. Sinfoniekonzert: 26. September, 20 Uhr, Großes Haus
"Sweeney Todd": 27. September, 19.30 Uhr, Walzwerk
Trier Karten gibt es an der Theaterkasse, unter Telefon 0651/7181818 oder per E-Mail an theaterkasse@teatrier.de cweb

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