Triumph der Virtuosität

Luxemburg · Es sollte das Ziel eines jeden Künstlers sein, beim Publikum etwas auszulösen. Das ist der Cellistin Sol Gabetta und Dirigent Krzysztof Urbanski mit dem Orchester Czech Philharmonic gelungen: 1400 enthusiastische Zuschauer erlebten große Gefühle bei Musik von Antonín Dvorák in Luxemburg.

 Unter der Leitung von Krzysztof Urbanski (rechts) bieten Cellistin Sol Gabetta und die Czech Philharmonics in der Philharmonie einen Abend der großen Gefühle. Foto: Philharmonie/Sébastien Grébille

Unter der Leitung von Krzysztof Urbanski (rechts) bieten Cellistin Sol Gabetta und die Czech Philharmonics in der Philharmonie einen Abend der großen Gefühle. Foto: Philharmonie/Sébastien Grébille

Luxemburg. Die Violoncello-Virtuosin Sol Gabetta hat bei ihrem erneuten Gastspiel in der Luxemburger Philharmonie bewiesen, dass ihr Spiel weiter gereift ist. Das Konzert für Cello und Orchester in d-Moll, opus 104, des böhmischen Komponisten Antonín Dvorák (1841-1904) gehört sicher zum Schönsten, was je für dieses - vom Komponisten zunächst wenig geschätzte - Instrument geschrieben wurde. Als die Solistin in einer apricotfarbenen Robe die Bühne betritt, herrscht erwartungsvolle Stille im Auditorium. Relativ spät setzt das Soloinstrument bei diesem Konzert ein, dann jedoch wird es fulminant.
Leise Passagen gelingen perfekt


Gabettas Spiel auf ihrem äußerst seltenen und kostbaren Cello aus der Werkstatt des Meisters Giovanni Batista Guadagnini von 1759 zieht die Zuschauer sofort in seinen Bann. Sie verschmilzt mit dem Instrument, intensiv und lautmalerisch ist ihre Interpretation, vor allem die vermeintlich leisen Passagen gelingen ihr in Perfektion. Das ist höchste Virtuosität, die dann auch noch spielerisch einfach anmutet.
Das Stück schrieb Dvorák während seines USA-Aufenthaltes. Es transportiert sowohl die Sehnsucht nach seiner böhmischen Heimat, als auch die Entdeckung der neuen Welt. Das warme Timbre des Cello liefert sich im dramatischen Finalsatz (Allegro moderato) ein Duell auf Augenhöhe mit der ersten Violine. Spannungsvoll und zum Weinen schön - mancher wischt sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Den 45-minütigen Auftritt der charismatischen jungen Argentinierin feiert das Publikum mit lauten Bravo-Rufen.
Nach der Pause geht es weiter mit den großen Gefühlen. Die Czech Philharmonics brillieren unter dem hochkonzentrierten und dennoch leichten Dirigat des sympathischen polnischen Maestro Krzysztof Urbanski. Sie spielen Antonín Dvoráks siebte Sinfonie mit einer solchen Intensität, dass es einem den Atem raubt. Dieses Auftragswerk der Londoner philharmonischen Gesellschaft ist die erste von Dvoráks drei großen, klassischen Symphonien. Darin wendet sich der nationalstolze Böhme weitgehend von seinen volkstümlichen Motiven ab und kreiert - nach bedrohlich düsterem Auftakt -, vor allem in den mitreißenden Tutti-Passagen der Streicher und im optimistisch musizierten Finale eine triumphierende Stimmung. Triumphal auch der Applaus mit erneuten Bravos des Publikums.

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