Von der Kraft der Farbe

Bitburg · Verdienstvolle Erinnerungsarbeit leistet eine Ausstellung in der Kreissparkasse Bitburg-Prüm in Bitburg. Sie gedenkt des in Mayen geborenen und mit der Region verbundenen Malers Emil van Hauth.

 Meisterlich: Emil van Hauths „Stillleben mit Banane“ aus dem Jahr 1926. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Meisterlich: Emil van Hauths „Stillleben mit Banane“ aus dem Jahr 1926. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Wer die Schalterhalle betritt, wird sogleich von den Farben angezogen. Sie springen ungeachtet der kleinen Formate ins Auge und rücken den weithin vergessenen Künstler unmittelbar in den Mittelpunkt des Interesses. Emil van Hauth, dessen Gemälde und Zeichnungen die Schau in der Sparkasse Bitburg-Prüm präsentiert, gehört zu den Malern der verschollenen Generation. Als Gustaf Emil Hoffmann wurde er 1899 in Mayen geboren. Nach dem Abitur in Boppard und einem durch den Wehrdienst abgebrochenen Studium an der Kunstgewerbeschule in München, setzte er nach dem Ersten Weltkrieg seine Ausbildung fort, zuletzt an der Kunstgewerbeschule in Darmstadt und in Privatstunden. 1922 wurde er Gründungsmitglied der Koblenzer Künstlergemeinschaft "Das Boot".

Einige Jahre später siedelte Van Hauth ins Kunstzentrum Berlin über, wo er 1932 bis zur Zwangsauflösung 1933 Präsident der Berliner Sezession war. Vor dem Krieg floh der Maler 1943 mit seiner Frau, der Ufa-Schauspielerin Grit Hegesa, in die Eifel nach Bollendorf. 1974 verstarb Van Hauth in München.

Die Bitburger Ausstellung ist eine sehr umfangreiche Bilderschau, die aus privaten Leihgaben und aus Beständen des Eifelmuseums in Mayen stammt. Die gezeigten Arbeiten, die etwa den Zeitraum von den 20er bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts umfassen, präsentieren den Maler als einen Künstler, der mitten im zeitgenössischen Kunstleben des Zentrums Berlin stand, aber sich auch der französischen Moderne verpflichtet fühlte. So verweisen Van Hauths Porträts, Stillleben und Landschaften gleichermaßen auf Neue Sachlichkeit und Expressionismus, wie auch auf Cézanne, auf Picassos Neoklassizismus oder die Spätimpressionisten.

Nach der Bitburger Schau liegt Van Hauths wichtigster Werksabschnitt in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Meisterlich: das kleine "Stillleben mit Banane von 1926". Leider ist der Großteil dieser Werkgruppe im Krieg zerstört worden.

Führungen durch die Ausstellung



Van Hauth ist ein farbmächtiger Maler. Er setzt auf die Deutungskraft der Kolorierung, über sie erzeugt er Stimmungen. Über sie legt er das Wesen von Menschen und Dingen offen. Es darf angenommen werden, dass er in der Farbe auch die eigene Seele spiegelt. Nach Bitburg hielt Van Hauth enge Kontakte vor allem zum Teilhaber der Bitburger Brauerei, Theobald Simon. "Mein Vater hat Van Hauth sehr geschätzt", erinnert sich Simons Tochter Marie-Luise Niewodniczanska, die Kuratorin der Schau.

Die Werke sind noch bis Montag, 31. Januar, während der Geschäftszeiten der Kreissparkasse von 9 bis 17 Uhr zu sehen. Jeden Mittwoch um 15.15 Uhr führt Marie-Luise Niewodniczanska durch die Ausstellung.

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