Weltmusik in der Philharmonie für Geist und Seele

Luxemburg · Ein Konzert mit nachhaltiger Tiefenwirkung haben der britische Gitarrist John McLaughlin und seine Formation "Remember Shakti" vor fast 1200 Zuschauern in der Philharmonie Luxemburg gegeben. Beseelt und beseelend wirkt ihre Verschmelzung klassischer indischer Musik mit westlichen Einflüssen.

Luxemburg. Das Konzert von John McLaughlin und Remember Shakti ist keins wie alle anderen. Seine Wirkung beschränkt sich nicht auf Hochstimmung, ausgelöst davon, dass die Musik den eigenen Geschmack trifft. Vielmehr ist da eine Dimension jenseits des rational Fassbaren im Spiel.
Ob man sie Magie oder spirituelle Kraft nennt, ist zweitrangig. Entscheidend ist, was dadurch passiert: Als Zuhörer erfährt man Läuterung, wird erquickt, aufgeladen mit positiver Energie und einem Gefühl, dem Universum harmonisch verbunden zu sein. Daran hat ein ausgeprägtes archaisches Moment großen Anteil. John McLaughlin beruft sich mit seinen vier virtuosen indischen Musikerkollegen auf die über Jahrtausende gewachsene indische Musiktradition. Auf einem Podest im Schneidersitz hockend spielten Zakir Hussain auf den Tablas und Vinayakram Selvaganesh auf Kanjira oder Ghata die typisch wirbelnden und schurrenden indischen Rhythmen.
Sänger Shankar Mahadavan greift sie in wunderbar perlend gefügten Scat-Silben auf oder übermalt sie mit orientalisch klingenden Belcanto-Melodien, die er mit seinen Händen in die Luft zeichnet. Uppalapu Shrinivas an der Mandoline steuert fein ziselierte Saitenkunst bei, im Dialog mit John McLaughlin, der mit seiner E-Gitarre Blues, filigrane Jazzpassagen oder minimalistische Akkorde in die traditionellen Muster fließen lässt.
Aktuell: Remember Shakti



Die Verschmelzung ist derart harmonisch, dass Kulturgrenzen nie existiert zu haben scheinen. Vor genau 40 Jahren hat der heute 71-jährige John McLaughlin zum ersten Mal diese Symbiose herbeigeführt und die Gruppe Shakti gegründet, die in Jazz und Weltmusik Maßstäbe setzte. Mit seinem aktuellen Projekt Remember Shakti lässt er diese Zeit wieder aufleben, aus der auch Tablas-Meister Zakir Hussain noch dabei ist.
1971 hatte sich McLaughlin unter Einfluss seines indischen Gurus den Namen Mahavishnu, großer Erschaffer gegeben. Dem wird der charismatische Musiker mehr als gerecht. Es ist etwas wirklich Großes, was da in einer Atmosphäre von leidenschaftlicher Hingabe, Ehrerbietung untereinander und Freundlichkeit erwächst. Es ist der zeitlose Urgedanke von Musik, das kreative Interagieren, das sich Finden im gemeinsamen Streben nach Wahrhaftigkeit und Schönheit. Remember Shakti - ja, man wird Shakti nach diesem Konzert nicht vergessen. ae

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