Wie ein Tag am Meer

Trier · Die Französin Lydie Auvray steht seit 1976 mit ihrem Akkordeon auf der Bühne, seit 1982 tritt sie mit den "Auvrettes" auf. Am Sonntag gastierte das Trio in der Tuchfabrik - im halbleeren großen Saal. Wer sich vom Wetter nicht hatte schrecken lassen, erlebte einen traumhaft schönen Konzertabend.

 Eins mit ihrem Akkordeon: Lydie Auvray in Trier. TV-Foto: Rolf Lorig

Eins mit ihrem Akkordeon: Lydie Auvray in Trier. TV-Foto: Rolf Lorig

Trier. Die Enttäuschung war Lydie Auvray schon anzusehen, als die 58-Jährige ihre Besucher von der Bühne aus willkommen hieß. Da half der laute Applaus, mit dem das Trierer Publikum ihre erste Darbietung belohnte. "Das hört sich ja nach viel mehr an", freute sich die Französin, die versprach, jetzt erst recht alles geben zu wollen.
Ein Vorhaben, das gelang. Knapp zwei Stunden reihte sie gemeinsam mit den "Auvrettes" Musikstück an Musikstück, sang und spielte sich mit dem Akkordeon in die Herzen der Anwesenden. Bekannte Stücke wechselten sich ab mit neuen Aufnahmen. Das Ergebnis war ein buntes Potpourri aus 33 Jahren musikalischer Arbeit, das die konzertante Entwicklung des Trios deutlich machte.
Im Gegensatz zu früheren Konzerten in Trier dominierte nicht die Musette, mit der die aus dem Departement Calvados stammende Musikerin einst ihr Publikum erobert hatte. Vielmehr hatte sie einen Mix mitgebracht, in dem die Weltmusik ebenso ihren Platz hatte wie Jazz, Reggae oder auch Tango.
Ausgezeichnet unterstützt wurde die Auvray von Eckes Malz (E-Piano und Percussion) und Markus Tiedemann (Gitarre/Bass). Fließend bewegte sich das Trio durch die unterschiedlichen musikalischen Stile, lud das Publikum zum entspannten Lauschen und Träumen ein. Beispielsweise bei dem von Serge Gainsbourgs geschriebenen Stück "L\'accordéon". Ein Lied, von dem Lydie Auvray überzeugt ist, dass Gainsbourg es für sie und ihr Akkordeon geschrieben hätte - hätte er sie gekannt.
Zwischen den Darbietungen erzählte Auvray aus ihrem Leben. Dass die Jahre so schnell vergangen seien, damit habe sie ihre Probleme: "Mein Alter ist ein Fremdkörper, der nicht zu mir gehört", verriet sie. Ein Geständnis, das das in etwa gleichaltrige Publikum mit fast schon dankbarem Applaus honorierte. Sie erzählte auch, dass sie das Meer liebe, dass sie es vermisse, wenn sie es längere Zeit nicht sehen könne. Und wieder war da das verständnisvolle Nicken in den Reihen, worauf die Musiker ein neues Instrumental mit dem Titel "Das Meer" anstimmten. Nur zu gerne folgte das Publikum der Aufforderung, sich zurückzulehnen und das Rauschen des Meeres zusammen mit den Akkordeon-Klängen auf sich wirken zu lassen. Aus den Träumen riss Auvray ihre Fans dann wieder mit temperamentvolleren Klängen. Natürlich fehlte auch die Musette nicht; jene Musik, die man gleich mit einem Frankreich-Urlaub und Maigret-Krimis verbindet. Viel zu schnell, nach ein paar Zugaben, hieß es : "Bis zum nächsten Mal in Trier." flo

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