Ausdruck des Lebensgefühls

HIMMEROD/WITTLICH. Signalwirkung für Himmerod und Umgebung erhofft sich der Abt von der ersten klösterlichen Tafel. Bei der moselfränkischen Mundartmesse mit den "Rummelsbacher Bibpailen" am Pfingstmontag war die Abteikirche gut gefüllt.

 Gesang und Gespräch bei der ersten klösterlichen Tafel in Himmerod. Foto: Erich Gerten

Gesang und Gespräch bei der ersten klösterlichen Tafel in Himmerod. Foto: Erich Gerten

Eifeler Gemütlichkeit an der Salm mit Gesang von der Lieser und Vorträgen von der Mosel. Dazu Gaumenfreuden und wie es sich gehört für eine klösterliche Tafel - das Vaterunser und das Evangelium, diesmal in Mundart, dargeboten von den "Rummelsbacher Bibpailen" aus Wittlich oder gemeinsam gesprochen von Akteuren und Gästen. Die 60 Teilnehmer an der ersten klösterlichen Tafelrunde in Himmerod haben es genossen. "Wunderbar", kurz und überzeugend der Kommentar von zwei Familien aus Oberweiler bei Bitburg. Spontan auch Menschen aus Wittlich: "Das hat Herz und Gaumen gut getan." Erst nach dreieinhalb Stunden trat leichte Müdigkeit ein. Moderator Hermann Barzen (Wittlich) reagierte einfühlsam und stimmte das Abschlusslied "Merce fier de schien Aovendstunnen" an. Das Merc(i)e war eine Liebeserklärung an den Ehepartner, den Freund, die Freundin, an die Menschen allgemein und genauso Dank an das Kloster, das ebenso einfühlsam die Herzen angesprochen hat. Abt Bruno Fromme, ein "Kölsche Jung", verstand es, bei seiner Begrüßung in Eifeler Platt die Bedeutung des Miteinander-"Schwätzen" zu betonen. Sein späteres Resümee: "Ich hoffe, dass der Abend eine Signalwirkung hat." Bruder Konrad verlas die Tischregeln des heiligen Benedikt in Saarländisch, während seine Mitbrüder als Tischdiener zusammen mit den Helfern der Klostergaststätte Suppe, Rindfleisch und Eifeler Viez servierten. Bruder Aloyse trug in Luxemburger Platt das Evangelium vor. Hans-Jakob Grewelding sprach zum Thema "Waat eijch noch emaol gear maachen diet". Begeistert aufgenommen die Vorträge von Jakob Eller, dem Wittlicher Original. Mit seinem "Ebbes" und den "Wedlia Schdeckelscha" brachte er die Tafelrunde in lustiger wie nachdenklicher Art zum Lachen. Walter Feltes brachte das "Platt" auf den Punkt. Dank und Verabschiedung benötige in Hochdeutsch oftmals viele Sätze, im Platt hingegen nur zwei Wörter: "Da jeh". Als dann Willi Oberholz über Fred, den Hahn aus seinem Heimatort Kesten/Mosel sprach, war der Original Ääfeler Spießbraoden bereits verdaut und die Vieztaort als Nachtisch serviert. Zwischen den Verzählcher gab es Gesang von einer Abordnung der "Bibpailen" mit den Interpreten Anna Mertes, Hermann und Lena Barzen, Bubi und Magda Teusch, Jakob Eller sowie Hans-Jakob Grewelding am Klavier. Eifeler Platt inklusive Lesung in Letzeburgisch erklang auch am Pfingstmontag bei der Mundartmesse in der Abteikirche. Die musikalische Gestaltung durch die "Bibpailen" und den Kirchenchor Minderlittgen war angepasst an die klösterliche Atmosphäre des gregorianischen Chorals. Die Orgel erschien manchen Besuchern zu mächtig, da hätte ein Keyboard und die nähere Platzierung des Chores an den Gottesdienstteilnehmern die moselfränkischen Kirchenlieder deutlicher rüberbringen können. Bewegend die Worte von Zelebrant Pater Stephan, der vom moselfränkischen Dialekt als mitteleuropäischer Sprache zur Verständigung der Menschen sprach. "Der Dialekt ist Ausdruck de Lebensgefühls, von Trauer und Fröhlichkeit." Pater Stephan bot die Unterstützung des Klosters bei der Pflege der Mundart an. "Pfingsten ist ein Fest in allen Sprachen", so seine Predigtworte. Er appellierte an die Schulen, die Mundart in den Unterricht mit einzubauen.

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