Berglicht und Neunkirchen gehen eigene Wege

Berglicht/Neunkirchen · Die Räte in Berglicht und Neunkirchen sind unzufrieden mit dem Beschluss des Verbandsgemeinderats, die Fusionsverhandlungen mit Morbach weiterzuführen. Die Berglichter tendieren nach Schweich, die Neunkircher nach Hermeskeil. Beide Gemeinderäte wollen nun die Bürger zu Wort kommen lassen und dann selbst mit der ausgewählten Verbandsgemeinde verhandeln.

Berglicht/Neunkirchen. "Wir sind genauso weit wie vorher und haben Zeit verloren." Ernüchtert urteilt der Berglichter Ortsbürgermeister Gerhard Oberweis über die Entscheidung des Thalfanger Verbandsgemeinderats, die Fusionsgespräche mit Morbach weiterzuführen. "Ich habe die Information erwartet, dass die Fusionsgespräche mit Morbach gescheitert sind."
Der VG-Rat hat jedoch beschlossen, einen umfassenden Fragenkatalog zu künftigen Lebensbedingungen in den Orten an die Verwaltungen in Morbach und Thalfang zu schicken und einen Ratsbeschluss zur Fusion dann Mitte Mai zu fällen. Den Berglichtern ist der Zeitplan zu eng, da die Freiwilligkeitsphase am 30. Juni endet. Deshalb werden sie vorab aktiv: Der Rat hat beschlossen, am 26. März um 19.30 Uhr eine Bürgerversammlung im Dorfgemeinschaftshaus zu veranstalten.
Die Meinungen der Bürger sollen die Grundlage für eine Entscheidung des Berglichter Rats bilden. Das Gremium will den Ortschef beauftragen, mit den favorisierten Verbandsgemeinden über eine Fusion zu verhandeln. Ob diese gegen den VG-Rat durchsetzbar ist, steht in den Sternen.
Oberweis will einen Trend bei den Berglichtern festgestellt haben: "Ich weiß, dass die Leute nach Schweich wollen", sagte er.
Kommunal reform


Ähnlich wollen die Neunkircher vorgehen, allerdings zieht es sie Richtung Hermeskeil. Der Neunkircher Rat hat entschieden, die Bürger in einer Einwohnerversammlung am 22. März über den Stand der Dinge in Sachen Kommunalreform zu informieren. Dann soll es am 6. Mai einen Bürgerentscheid geben. Fragestellung: "Soll die Ortsgemeinde im Zuge der Kommunalreform in die Verbandsgemeinde Hermeskeil wechseln?"
Neunkirchens Ortschef Richard Pestemer begründete den Bürgerentscheid damit, dass es dem VG-Rat vier Monate vor dem Ende der Freiwilligkeitsphase nicht gelungen sei, die Gespräche mit dem gewünschten Ergebnis abzuschließen. "Wenn der VG-Rat erst im Mai Beschlüsse fasst, haben wir keine Zeit mehr zu reagieren", sagte der Pestemer.
730 Jahre Selbstständigkeit


Die VG Hermeskeil und ihre Orte hätten bereits ihre Bereitschaft erklärt, einzelne Dörfer oder die gesamte VG Thalfang aufzunehmen, sagte er. Nur der Wechsel in die benachbarte VG garantiere der Ortsgemeinde Neunkirchen, ihre 730-jährige Selbstständigkeit zu erhalten.
Bei einem Wechsel in die Einheitsgemeinde (EG) Morbach verlören die Neunkircher zahlreiche Rechte.
Als Beispiele nannte Pestemer die Zuständigkeit für den Wald, die Möglichkeit, durch Einnahmen aus Windkraft und Photovoltaik die Gemeinde aus eigener Kraft zu entschulden, das Satzungsrecht für den Friedhof sowie die Möglichkeit, sich in Zweckverbände einzubringen. Ein Ortsbeirat in einer EG würde im Gegensatz zu einem Gemeinderat zu einem Bittsteller beim Rat der Einheitsgemeinde.
Auch in Berglicht gibt es glühende Anhänger der Ortsgemeinden. Der Beigeordnete Michael Resch sagte: "Wenn mir jemand 1000 Gründe für eine Einheitsgemeinde nennt, interessiert mich das nicht. Ich will eigenständig bleiben."
Zahlreiche Mitglieder des Berglichter Rats kritisierten ansonsten Ablauf und Inhalte der bisherigen Fusionsverhandlungen. Rüdiger Hees sagte: "Ich fühle mich von der VG nicht ernst genommen, ich fühle mich wie ein kleines Kind, ich fühle mich schlecht vertreten."Extra

Neben Neunkirchen haben drei weitere Orte Bürgerentscheide beschlossen: Malborn, Büdlich und Heidenburg. Bei Heidenburg und Büdlich geht es um einen möglichen Wechsel zur VG Schweich. Die Malborner zieht es nach Hermeskeil. Der Breiter Rat will seine Bürger lediglich befragen, das bedeutet, dieses Votum ist im Gegensatz zum Bürgerentscheid nicht bindend. Auch die Breiter zieht es Richtung Mosel. mai

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