Idar-Oberstein. Kurator Willi Lindemann würdigte bei den Arbeiten der estnischen Künstler Kadri Mälk, Piret Hirv, Eve Margus-Villems, Tanel Veenre, Kristijna Laurits und Villu Plink in seiner Laudatio das "außerordentliche künstlerische Niveau und die sehr spezielle künstlerische Sprache der Gruppe", die ihr zu einem hohen internationalen Renommee und einer globalen Ausstellungspräsenz verholfen habe. Es ist die zweite Ausstellung bei Bengel, worin sich, so Lindemann, auch die Wertschätzung der estnischen Künstler für die Schmuckhochschule ausdrücke und die ebenso eine Hommage an die Stadt Idar-Oberstein und den Werkstoff Edelstein sei.
Der gezeigte Schmuck, so Lindemann weiter, habe einen direkten Bezug zur estnischen Kultur und Geschichte, die einerseits von langen Perioden der Fremdherrschaft geprägt sei, in der die Kunst eine ganz besondere Rolle für die nationale Identität und den Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit gespielt habe. Auf der anderen Seite seien die natürlichen Gegebenheiten des europäischen Nordostens, das Klima, die weiten, von der Eiszeit gestalteten Landschaften, die Ostsee, die Waldlandschaften und die Seen, Flora und Fauna, aber auch den Himmel mit den niedrig hängenden Wolken zu nennen.
Neben Gold, Silber sowie Edelsteinen und klassischen Schmuckmaterialien wie Bergkristall, Amethyst, Aquamarin, Koralle oder Bernstein finden sich auch viele organische Substanzen wie Holz, Horn oder Kork, aber auch ungewöhnliche wie Pony- und Menschenhaar, Brot, Eierschalen, Seeigel oder kosmischen Staub. Auffallend für den Betrachter ist, dass organische Formen vorherrschend sind, aber auch dunkle Farben zum Einsatz kommen. Eine besondere Beziehung zu Idar-Oberstein wird mit der Arbeit "Felsenkirche" hergestellt, in der die Verbindung außer durch Edelsteine auch durch die Verwendung der für die Obersteiner Bijouterie typischen Ketten gezogen wird. jst