Fast wie zu Hause

Neunkirchen/Hermeskeil · Am 31. Juli heißt es Abschied nehmen für 26 Kinder aus Weißrussland. Die Kids kommen aus der Region um das seit dem Reaktorunglück verstrahlte Tschernobyl. Drei Wochen haben sie sich auf Initiative der Tschernobyl-Hilfe Erbeskopf bei Ferieneltern im Hunsrück, in der Eifel und an der Mosel erholen können.

 Treffen wie dieses in der Hermeskeiler Jugendherberge bringen die Ferienkinder des Vereins Tschernobyl-Hilfe Erbeskopf zusammen und auch Gasteltern und Betreuer. TV-Foto: Ursula Schmieder

Treffen wie dieses in der Hermeskeiler Jugendherberge bringen die Ferienkinder des Vereins Tschernobyl-Hilfe Erbeskopf zusammen und auch Gasteltern und Betreuer. TV-Foto: Ursula Schmieder

Neunkirchen/Hermeskeil. Bei den gemeinsamen Treffen geht es immer lustig zu: Die bei Gasteltern untergebrachten Kinder aus Weißrussland freuen sich, einander wiederzusehen. Und die Erwachsenen nutzen die Gelegenheit, ihre Erfahrungen auszutauschen. Paul Breider, der mit seiner Frau erstmals Kinder einlud, ist überrascht, wie gut alles läuft. Die Mädchen, zehn und zwölf Jahre alt, seien sehr selbstständig und packten sogar bei der Hausarbeit mit an: "Da kann man nur staunen." Es sei enorm, wie sie sich anpassten. Hilfreich sei, dass seine Frau etwas Russisch spreche. Er selbst nutzt ein Übersetzungsprogramm oder "Hände und Füße". Das Paar aus Kinheim-Kindel wollte immer schon über die Tschernobyl-Hilfe Erbeskopf Ferienkinder aufnehmen, brachte es aber beruflich nicht in Einklang, erklärt Breider. Zum zweiten Mal dabei ist Manuela Treffkorn aus Sonnenberg-Winnenberg (Kreis Birkenfeld). Als Atomkraftgegnerin berühre sie das Schicksal der Menschen, vor allem das der Kinder, begründet sie.
Ferien für 1007 Kinder


Seit 1996 hat der Verein 1007 Kindern im Alter von acht bis 13 Jahren Ferien ermöglicht. 26 von ihnen fahren am Mittwoch, 31. Juli, wieder nach Hause. Darunter die Ferienkinder von Peter und Liana Perrins, den Hermeskeiler Jugendherbergseltern. Die neun und acht Jahre alten Mädchen, die beide Anna heißen, erzählten, vieles sei ähnlich wie Zuhause. Doch der schöne Spielplatz und das Schwimmbad in der Nähe seien besonders toll. Anders als in Weißrussland ist laut Anastasia und Xenia, beide zehn, dass sie nicht einfach so draußen spielen dürfen, zumindest nicht alleine. Und auch die häufigen Einkaufsfahrten in verschiedene Geschäfte oder Ausflüge wie nach Frankreich und Luxemburg, wo sie in Restaurants waren, kennen sie so nicht. Nach dem Vereinsvorsitzenden Manfred Bungert wird es nach 18 Ferienaufenthalten schwieriger, Gasteltern zu gewinnen und das Geld wie für Bus- oder Visa-Kosten aufzubringen. Dabei sei der dreiwöchige Erholungsurlaub wichtig. Die Kinder lebten in einem verstrahlten Gebiet, hätten erhöhte Schilddrüsenwerte und müssten Abwehrkräfte aufbauen. Schwer kranke Kinder könne der Verein leider nicht aufnehmen, weil das Geld für deren ärztliche Behandlung fehle. Alexander Saritzk und Antonina Hadanowitsch, Betreuer der Kinder, bestätigen die insgesamt rückläufigen Initiativen. Früher habe es viele Angebote gegeben. Daher könnten immer weniger Kinder Ferien in Deutschland, wo es saubere Luft, Essen und Getränke gebe, machen. urs
Extra

Der 1995 gegründete Verein will Kindern aus der seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl (26. April 1986) verstrahlten Region helfen. Er finanziert sich über Beiträge seiner 60 Mitglieder (je 12 Euro pro Jahr) und Veranstaltungen und bemüht sich um Gasteltern und Patenschaften. Wer helfen will, kann spenden an Sparkasse Mittelmosel, Konto 40018020, BLZ 587 512 30, oder an VR Bank Hunsrück-Mosel, Konto 2137190, BLZ 570 698 06. Kontakt: E-Mail an Tschernobyl-Hilfe@gmx.de, Telefon 06504/99050 (Manfred Bungert) oder übers Internet www.tschernobyl- hilfe.de. urs

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