"Herbststürme" heben die Ortskundigkeit

WITTLICH. (peg) Sonntagmorgen, 8.10 Uhr: Bei der Feuerwehr geht über die Rauchmeldeanlage von Maria Grünewald eine Brandmeldung ein. Damit die verschiedenen Rettungsdienste in einem solchen Fall optimal zusammenarbeiten, üben sie regelmäßig den Ernstfall. Diesmal läuft die Übung unter der Bezeichnung "Herbststürme".

Wer am vergangenen Sonntag schon in der Frühe auf den Beinen war, hat sicher einige der 135 Einsatzkräfte gesehen, die an der Großübung "Herbststürme" beteiligt waren. Als Fall wurde ein Brand im Haupthaus der Behinderteneinrichtung Maria Grünewald angenommen - allerdings kein besonders großer und dramatischer: Die meisten Einwohner waren von ihren Betreuern rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden. Das Feuer brachte die Freiwillige Feuerwehr schnell unter Kontrolle. In der anschließenden Runde stellte das Personal allerdings fest: Beide Hausmeister sowie zehn Heimbewohner fehlen. "Abgängige Personen" heißt das im Fachjargon. Bewaldet, gefährlich und unübersichtlich ist das Gelände rund um Maria Grünewald, verstört und zumindest teilweise verletzt und desorientiert sind die "abgängigen Personen". Für ein solches Szenario existieren klare Vorgaben: Es muss nachalarmiert werden. Aus einem anfangs wenig dramatisch anmutenden Fall wird ein Großeinsatz. 135 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Technischem Hilfswerk und Rettungshundestaffel, Fachpersonal aus der Stadt, aber auch aus dem Landkreis also, kommen unter einer gemeinsamen Einsatzleitung zum Einsatz. Beim Zugführer des Löschzuges Stadtmitte, Konrad Becker, laufen alle Fäden zusammen. Vor dem Haupthaus steht der Einsatzleitwagen, um den sich die Verantwortlichen der jeweiligen Rettungsdienste gruppiert haben. Funksprüche gehen ein und aus, auf einer großen Landkarte können alle verfolgen, welcher Wagen mit welcher Einsatzgruppe sich gerade wo befindet, welches Gerät im Einsatz ist, welches nachtransportiert werden muss und welche Erfolge gerade zu verzeichnen sind. Als besonders ortskundiger Fachberater ist auch Revierförster Joachim Rodenkirch gekommen.Ohne Hunde keine Chance für Abgestürzte

Nach und nach werden die Vermissten - gespielt von einem Dummie - gefunden: Einer liegt abgestürzt und schwer verletzt im Lüxemer Steinbruch, einer eingeklemmt unter einem Holzstapel, ein dritter am Afferberg, ein vierter hinter dem PWG. Ohne Hunde wären sie kaum zu finden, auch wenn ein Vierbeiner sich an diesem dunstigen Morgen kurz von einem vorbeisprintenden Reh ablenken lässt. Im Steinbruch seilt derweil die Höhenrettung des THW die schwer verletzte Person (in Form des Dummies) ab: Das ist gefährlich auch für die an der Aktion beteiligten Kräfte. Das Fazit der Übung, die sich Wittlichs Wehrleiter Peter Kohlei ausgedacht hat, der deshalb diesmal nur als Beobachter dabei ist - "sonst wäre es ja getürkt!" -, sind zwei Tote und eine deutlich gestiegene "Ortskundigkeit", besonders bei den jungen Einsatzkräften aus allen Diensten. "Das ist einer der Gründe, warum wir immer wieder solche Übungen machen", sagt Kohlei. Außerdem dient der regelmäßige gemeinsame Einsatz sämtlicher Rettungsorganisationen dazu, die in der Säubrennerstadt außergewöhnlich gut funktionierende Zusammenarbeit untereinander zu pflegen. Das ist auch gut so, denn gesucht wird in Wittlich auch im Ernstfall immer wieder: Sowohl aus der Psychiatrie, als auch aus Altenheimen und von Maria Grünewald büchsen regelmäßig Menschen aus, die möglichst rasch gefunden werden müssen. Zum Abschluss der Übung gab es ein zünftiges Gulasch aus der Küche von Maria Grünewald. Mit am Tisch saß auch eine beruhigte Einrichtungsleiterin Anna Endres, die an diesem Morgen hautnah miterlebt hatte, wie rasch, koordiniert und zielgerichtet Wittlichs Rettungskräfte im Ernstfall arbeiten.

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