Himmerods imposante Geschichte

Das Himmeroder Kloster feiert 2010 dreifaches Jubiläum: Vor 875 Jahren wählte Bernhard von Clairvaux den Ort für das Kloster aus. Vor 90 Jahren besiedelten deutsche Mönche aus einem bosnischen Kloster die geistliche Stätte wieder. Vor 50 Jahren wurde die wieder errichtete Barockkirche geweiht. Der TV blickt in die Geschichte.

 Wurde nach ihrem Wiederaufbau vor 50 Jahren geweiht: die Himmeroder Abteikirche. Sie ist die größte rheinische Barockkirche. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wurde nach ihrem Wiederaufbau vor 50 Jahren geweiht: die Himmeroder Abteikirche. Sie ist die größte rheinische Barockkirche. TV-Foto: Klaus Kimmling

Großlittgen. Heute leben in Himmerod elf Zisterzienser-Mönche. Kaum vorstellbar, dass das Kloster einst aus allen Nähten platzte. Doch so war es in den Anfängen. Rund 50 Jahre nach der Gründung Himmerods 1135 war der Ansturm auf das Kloster so groß, dass nicht mehr alle Männer aufgenommen werden konnten. Die Folge: Himmerod gründete ein Tochterkloster in Heisterbach bei Bonn.

Von dort aus wurde eine Filiale in Marienstatt im Westerwald ins Leben gerufen, die wiederum bei der Wiederbesiedlung Himmerods 1922 eine wichtige Rolle spielte. Tochtergründungen, die ihrem Mutterkloster verbunden bleiben, sind eines der wesentliches Kennzeichen der zentralistischen Struktur des Zisterzienserordens. Himmerod ist Tochter des Klosters Clairvaux, das etwa 100 Kilometer nördlich von Dijon liegt. Clairvaux stammt direkt von Citaux ab, dem Gründungskloster der Zisterzienser (siehe Extra).

Es war der berühmte Abt Bernhard von Clairvaux, der 1135 das Salmtal als Standort für das Kloster auswählte. Der Abt, einer der bedeutendsten Mönche der Zisterzienser, der für die Ausbreitung des Ordens über ganz Europa verantwortlich ist, war mit dem damaligen Erzbischof von Trier befreundet. Er schickte einen Gründungskonvent in das Erzbistum Trier. Das durch Höhenzüge eingeschlossene, weiträumige Gelände entsprach den Vorstellungen zisterziensischer Abgeschiedenheit.

Im 12. Jahrhundert entwickelte sich die Abtei zu einem bedeutenden Zentrum des Zisterziensertums mit großem Zulauf. Das "Kloster der Heiligen" wurde Himmerod damals genannt. Der Grund: 75 Mönche des Klosters waren im Heiligenverzeichnis des Ordens zu finden. Der Bau der Bibliothek 1506 zeigte das rege geistige Interesse der Mönche. 1751 entstand in Himmerod der größte rheinische Barockkirchenbau.

Die französischen Besatzer brachten 1802 jedoch die Wende. Alle kirchlichen Güter gingen an die napoleonische Verwaltung über. Wie viele andere Klöster auch wurde Himmerod verlassen und verfiel. 1922 besiedelten deutsche Zisterzienser aus dem bosnischen Maria stern die Abtei wieder. Das Kloster wurde wieder aufgebaut. Die Abtei Marienstatt, sozusagen die Enkelin des ursprünglichen Himmerods, übernahm dabei die Funktion der Mutterabtei. Die Nationalsozialisten, die 1934 das Vermögen des Himmeroder Bauvereins konfiszierten, verhinderten den Wiederaufbau der Barockirche. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg gelang die Rekonstruktion, die Kirche wurde 1960 geweiht.

Wahl des Orts vor 875 Jahren, Wiederbesiedlung vor 90 Jahren, Kirchenweihe vor 50 Jahren - Himmerod feiert das dreifache Jubiläum 2010 mit drei festlich gestalteten Wochenenden. Die Termine werden noch bekanntgegeben.Extra Der Zisterzienserorden entstand im Kloster Citaux, 25 Kilometer südlich von Dijon. 1098 gründete dort Robert von Molesme ein Kloster mit dem Ziel, den ältesten westlichen Orden, den Benediktinerorden, zu reformieren. Hintergrund: Die ursprünglichen Ideale der Benediktiner, die von der eigenen Hände Arbeit in einfachen Verhältnissen leben sollten, waren besonders im reichen Kloster Cluny abhanden gekommen. Robert von Molesme wollte diese Ideale wiederbeleben. Aus der Reformbewegung entstand ein Orden. (mai)

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