Kostenexplosion erschüttert Burgbergtunnel

Bernkastel-Kues · Aus drei Millionen Euro werden 6,2 Millionen: Denn der alte Burgbergtunnel braucht, so die EU-Vorschriften, nicht nur einen Fluchtstollen. Nach 18 Jahren seien viele Standards überholt, heißt es.

 Der Burgbergbertunnel am Abend des 7. Januar. Nach 18 Jahren sind, so ein Gutachten, viele Sicherheitsstandards überholt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Der Burgbergbertunnel am Abend des 7. Januar. Nach 18 Jahren sind, so ein Gutachten, viele Sicherheitsstandards überholt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Bernkastel-Kues. Als der knapp 555 Meter lange Burgbergtunnel 1997 eingeweiht wurde, hat wohl niemand über hohe Folgekosten nachgedacht - zumindest nicht in der näheren Zukunft. Schließlich hat das gute Stück, das die Altstadt von Bernkastel weitgehend verkehrsfrei macht, 17,5 Millionen Euro gekostet. Doch es kam anders. Die Leittechnik (Beleuchtung, Sensorik, Funkanlage) wurde bereits für mehr als eine Million Euro nachgerüstet. Seit 2008 wird auch über die Notwendigkeit einer Fluchtröhre gesprochen. Eine EU-Richtlinie schreibt eine solche für mehr als 400 Meter lange Tunnel vor.

Für die Fluchtröhre sind 3,2 Millionen Euro veranschlagt. Doch damit nicht genug: Für eine weitere Nachrüstung sind nach Auskunft des Landesbetriebs Mobilität (LBM) drei Millionen Euro vorgesehen. Den Grund erläutert Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des LBM Trier: "In den vergangenen Jahren haben sich die Richtlinien für den Bau und die sicherheitstechnische Ausstattung von Tunneln grundlegend geändert." Der Stollen durch den Burgberg entspreche diesen Standards nicht mehr. Auslöser für die geforderten Neuerungen seien verheerende Katastrophen um die Jahrtausendwende gewesen.

Was ist für den Burgbergtunnel vorgesehen? Zusätzliche Nischen für Notrufstationen; zusätzliche Nischen für die Löschwasserentnahme (inklusive Neubau der Wasserleitungen); neues Rückhaltebecken für die Entwässerung; Umbau der Entwässerung von Straßeneinläufen auf Schlitzrinnen über die gesamte Länge.

Der Bau einer Fluchtröhre wird in Bernkastel-Kues abgelehnt. Die neuen Zahlen bringen Stadtbürgermeister Wolfgang Port (CDU) noch mehr auf die Palme. "Welch ein Wahnsinn und welche Verschwendung von Volksvermögen", sagt er und kritisiert die Umsetzung europäischer Standards auf die kleine Röhre an der Mosel. Stadtratsmitglied Bernd Gel (SPD) hat es einmal so ausgedrückt: "Bevor man im Burgbergtunnel eine Tür zum Fluchttunnel finden würde, wäre man auch schon auf normalem Weg draußen."

Am Bau des Tunnels war die Stadt mit 2,78 Millionen Euro beteiligt. "Die Hälfte des Kredits ist zurückgezahlt", erläutert Günter Wagner, Kämmerer der VG Bernkastel-Kues. Die nun veranschlagten 6,2 Millionen Euro trägt zu 88 Prozent das Land. Diese seit Jahren bestehende Zusage gelte weiter, sagt Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Der Kreis ist Träger des Tunnels.

Über die Verteilung der Restsumme müssen sich Kreis und Stadt austauschen. Die Stadt hat mehrfach angekündigt, nichts zu zahlen. "Das gilt weiter", sagt Stadtbürgermeister Port. Über den Start der Arbeiten ist mehrfach spekuliert worden. Hans-Michael Bartnick sagt: "Voraussichtlicher Baubeginn ist im Jahr 2017."Meinung

Irgendeine Lücke gibt es immer
Was für ein Wahnsinn! 17,5 Millionen Euro hat der 1997 eingeweihte Burgbergtunnel gekostet. Die erste Nachrüstung verschlang rund eine Million Euro. Nun wird über weitere 6,2 Millionen geredet. Macht eine Gesamtsumme von 24,7 Millionen Euro. Und ob dies das vorläufige Ende ist, darf bezweifelt werden. Über den Wert des Tunnels für die Stadt gibt es keine zwei Meinungen. Und sicherheitstechnisch muss er auch auf der Höhe der Zeit sein. Der Sinn einer Fluchtröhre darf aber bezweifelt werden. Muss der Standard eines 20 Kilometer langen Alpentunnels auch für einen 555 Meter langen Tunnel gelten? Und noch eins: Wenn der Bau unabwendbar ist, warum wurde noch kein Bohrgerät in Gang gesetzt. Schließlich wird schon seit 2008 darüber geredet. So dringend kann es also nicht sein. Sollte es irgendwann im Burgbergtunnel brennen, wird irgendjemand sowieso eine Sicherheitslücke entdecken. Und ob die Betroffenen im Unglücksfall rational handeln, ist auch zu bezweifeln. c.beckmann@volksfreund.de

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