Mit Mahnwachen gegen Atomwaffen

Viele Jahre gehörte sie zum Bild bei Protesten der Friedensbewegung im Hunsrück, die Initiative "Ordensleute für den Frieden" - bei den Mahnwachen, den Friedensgebeten und den Kreuzwegen für den Frieden. Noch heute engagieren sie sich vielfältig für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.

Hasselbach/Bell. (dju) Vor 25 Jahren, an Pfingsten 1985, trafen sich die Mitglieder der Initiative "Ordensleute für den Frieden" zu ihrem ersten Pfingstkapitel auf dem Beller Marktplatz. Fünf Tage lang kamen mehr als 340 Mönche und Nonnen aus zahlreichen Kongregationen zu einer "Gebetsstation am Stationierungsort Hasselbach" zusammen.

Am Kreuz vor dem Stationierungsgelände gab es regelmäßige Gebete und Andachten, manche Ordensleute hielten Mahnwache an der Hunsrückhöhenstraße. In den Zelten auf dem Marktplatz waren Gesprächsrunden mit Christen aus dem Hunsrück, ein halbes Jahr später wurde nach einem längeren Diskussionsprozess in Bell ein Positionspapier verabschiedet, das über viele Jahre Grundlage für die Arbeit der Initiative sein sollte.

"Es war damals eine spannende Zeit, an die ich auch heute noch begeistert zurückdenke", erinnert sich Gregor Böckermann, einer der Sprecher der Initiative Ordensleute für den Frieden. Er nahm selbst an den Pfingstkapiteln auf dem Hunsrück teil. "Es gab viele Kontakte zu den Menschen im Hunsrück, auch zu den Kirchengemeinden", erzählt er. Immer wieder hätten sich in dieser Zeit die Ordensleute im Hunsrück engagiert und an den Aktionen der örtlichen Friedensgruppen teilgenommen.

"Für die Hunsrücker Friedensbewegung waren die Ordensleute wichtig, weil sie im konservativ-kirchlichen Milieu Türen öffneten, die sonst vielleicht verschlossen geblieben wären", meint Clemens Ronnefeldt, der durch die Initiative in den 80er Jahren in den Hunsrück kam.

"Die Ordensleute waren hochwillkommen und durchbrachen manche Vorurteile sowohl in der Hunsrücker Bevölkerung als auch auf Seiten der Friedensbewegung", so Ronnefeldt, der heute Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes ist. Gemeinsam mit seiner Frau Beate mietete er ein Haus in Krastel an, das viele Jahre Anlaufstelle für die Mitglieder der Initiative war. Berührungsängste zur Bevölkerung gab es keine. Auch er erinnert sich an viele enge Kontakte zu den umliegenden Kirchen- und Pfarrgemeinden beider Konfessionen, auch wenn seiner Auffassung nach die evangelischen Gemeinden etwas aufgeschlossener waren als die katholischen.

Vier Mal kamen die Ordensleute zu Pfingsten in den Hunsrück, um sich hier zu ihren Kapiteln zu treffen. Zwischen 60 und 340 Personen nahmen von 1985 bis 1988 an den Treffen auf dem Beller Marktplatz teil. Mitglieder der Initiative waren bei der Großdemonstration im Oktober 1986 dabei, ebenso bei den Blockaden 1986 und 1987. Ordensleute hielten zudem über lange Zeit Mahnwache am Stationierungsgelände. Ein Banner, das dabei von den Ordensleuten mitgeführt wurde, hängt noch heute in der evangelischen Kirche in Bell. Nach dem Ende des Kalten Krieges standen die Themen Armut und die Folgen des Kapitalismus im Vordergrund. Schwerpunkt wurden Proteste im Bankenviertel in Frankfurt. "Wir sind quasi heruntergekommen vom Hunsrück vor die Zentrale der Deutschen Bank und haben uns als kapitalismuskritische Gruppe engagiert", so Gregor Böckermann, der lange Jahre im Missionsorden der Weißen Väter tätig war, den Orden aber 2005 verließ. Doch auch Friedensfragen blieben für die Initiative weiter aktuell. So nehmen auch heute noch Mitglieder der Ordensleute für den Frieden immer wieder an den Anti-Atomwaffen-Protesten in Büchel in der Eifel teil. Für ihre Arbeit wurde die Initiative 2003 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

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