Mittelalterpfad ist traumhaft

Wandern war gestern, die Zukunft gehört dem Premium-Wanderweg. Diesen Wandergenuss gibt es in unserer Region nicht mehr länger "nur" in Form des hochdekorierten Saar-Hunsrück-Steigs, sondern seit dem Wochenende auch als Rundwanderweg.

 Der Herrsteiner Bürgermeister Uwe Weber (Dritter von rechts) eröffnete mit (von rechts) Gudrun Rau (Naturpark Saar-Hunsrück), MdL Hans Jürgen Noss, Landrat Axel Redmer, Ute Patt (Naheland-Touristik) und Baumholders Bürgermeister Peter Lang die erste Traumschleife. Foto: Stefan Conradt

Der Herrsteiner Bürgermeister Uwe Weber (Dritter von rechts) eröffnete mit (von rechts) Gudrun Rau (Naturpark Saar-Hunsrück), MdL Hans Jürgen Noss, Landrat Axel Redmer, Ute Patt (Naheland-Touristik) und Baumholders Bürgermeister Peter Lang die erste Traumschleife. Foto: Stefan Conradt

Herrstein. Dass die erste Traumschleife im Kreis Birkenfeld gleich eine derart gute Bewertung bekommen würde, überraschte auch Insider: 40 von akribischen Testern ermittelte Erlebnispunkte muss ein Wanderweg für das Prädikat "Premium" erreichen, 50 Punkte hat sich die Arbeitsgemeinschaft "Saar-Hunsrück-Steig" als Minimum für ihre Traumschleifen gesetzt. Und 74 Punkte erreichte der "Mittelalterpfad Herrstein" bei seiner Erstzertifizierung - so viele haben bislang "höchstens 15 bis 20" Premiumwege in ganz Deutschland erreicht, unterstrich Achim Laub vom Wanderzentrum Losheim bei der Übergabe der Zertifizierungsurkunde in der Herrsteiner Zehntscheune.

Die Teilnehmer der offiziellen Eröffnungswanderung - dar un ter der Landrat und Vertreter aller Kommunen im Kreis - hatten sich selbst davon überzeugt, wovon diese hohe Punktzahl herrührt: Auf einer Länge von 8,5 Kilometern weist der Mittelalterpfad mehr als 72 Prozent natürlichen Untergrund auf, davon mehr als die Hälfte schmale Pfade - und keine 100 Meter Asphalt (bei Straßenquerungen). Der mit einer lila Markierung ähnlich jener des Saar-Hunsrück-Steigs markierte Weg beginnt im historischen Ortskern, was bei der Bewertung weitere Pluspunkte brachte. Auf dem Weg Richtung Niederhosenbach entlang des Hosenbachs und über die Höhe nahe Breitenthal zurück zum Herrsteiner Aussichtsturm ermöglichen vier Rastplätze und zwei sogenannte Sinnenbänke aussichtsreiche Pausen. Außerhalb des geschichtsträchtigen Herrstein verweisen zwei weitere Anlaufstellen mit Infotafeln auf das Motto: der wahrscheinliche Geburtsort der Hildegard von Bingen im Nachbarort sowie die Jammereiche bei Breitenthal. Dort sollen im 30-Jährigen Krieg zahlreiche Menschen, die sich im Wald versteckten, in einem Feuer umgekommen sein, das marodierende spanische Truppen gelegt hatten.

Zusätzliches landschaftliches Highlight neben den zahlreichen Weitblicken, die die Wanderung bietet, ist die "Rabenkanzel" im Wald bei Niederhosenbach - ein steil aufragendes Quarzit-Riff.

Achim Laub, der mit seinem Team auch die Qualitätssicherung auf dem Saar-Hunsrück-Steig betreibt, nannte drei Gründe für den Traumstart der Traumschleifen: "Ein Bürgermeister, der das Thema Wandern voranbringt, Touristiker, die richtig gute Arbeit machen, und ein kreativer Wegewart." Adam Wetzel, der mit seinem Team fast 600 Kilometer Wanderwege zu betreuen hat und dabei noch Zeit findet, Sinnenbänke und Stege selbst zu bauen, habe schon zum Erfolg des Saar-Hunsrück-Steigs maßgeblich beigetragen, lobte Laub. "Qualität wird sich durchsetzen", prophezeite der Wanderexperte. "Wir werden in der Region mit 44 Traumschleifen ein Wanderwegenetz schaffen, das seinesgleichen in Deutschland sucht." Den anliegenden Gastronomiebetrieben versprach er "spürbare Zuwächse" - das könne man in seinem Heimatkreis Merzig-Wadern bereits deutlich erkennen, wo vor vier Jahren die ersten Traumschleifen entstanden.

"Was nützt es, wenn wir so tolle Wege haben, und keiner weiß es", brachte Herrsteins Bürgermeister Uwe Weber die Sache auf den Punkt. Der Hunsrück habe mit der professionellen Premiumwanderwege-Konzeption "große Chancen im Reigen der Mittelgebirgslandschaften".

Wer selbst testen will: Der "Herrsteiner Mittelalterpfad" ist voll beschildert und wartet auf Begeher. Parken kann man bequem im Bachweg neben der Turnhalle.EXTRA Das sagen die Wanderexperten "Schon der Start durch die historische Altstadt ist sehr schön. Der Bezug zum Mittelalter wird durch kurze Erläuterungen an drei Punkten auf der Strecke hergestellt. Die Abwechslungsdichte ist sehr hoch: Gewässer, Waldränder, Felsen und vor allem die immer wieder vorhandenen Aussichten charakterisieren den Mittelalterpfad. Der angenehme Wechsel von Wald- und Feldpartien mit herrlichen Aussichten führt zu einem tollen Wandererlebnis. Insgesamt ein absolut gelungener Rundwanderweg."

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