Piesporter Vinothek-Betreiber macht seinen Laden dicht

Piesport In · Die Piesporter Vinothek, die regelmäßig Konzert- und Kabarettveranstaltungen anbietet, schließt Ende Februar 2013. Betreiber Ralf Tappeser macht ein Jahr früher Schluss als geplant. Als Grund nennt er den Ausbau der Ortsdurchfahrt, der ihm den Umsatz verhagelt hat.

 Ärgert sich über die Baustelle vor seiner Ladentür: Vinotheksbetreiber Ralf Tappeser.TV-Foto: Marion Maier

Ärgert sich über die Baustelle vor seiner Ladentür: Vinotheksbetreiber Ralf Tappeser.TV-Foto: Marion Maier

Piesport. In Ralf Tappesers Vinothek Weinschmecker sind schon viele aufgetreten: Regionale Größen wie das Trierer Gitarrenduo "Groove Improve", aber auch deutschlandweit bekannte Künstler wie Liedermacher Manfred Maurenbrecher, der auch Texte für die Band Spliff geschrieben hat.

Die Pläne: Ein bis zwei Mal pro Monat kredenzt Tappeser - unterstützt von seiner Frau - Kultur zu Wein und Essen. Doch damit ist Ende Februar 2013 Schluss - ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Mit ernster Miene benennt Tappeser den Grund: "Seit März, seitdem die Ortsdurchfahrt ausgebaut wird, kommen kaum noch Touristen hierher. Ich hatte Umsatzrückgänge um bis zu 50 Prozent."
Der Wirt und Veranstaltungsmanager hat bereits Konsequenzen gezogen und öffnet die Vinothek nun nur noch am Wochenende statt wie zuvor die ganze Woche lang. Er hat sich von drei Aushilfen verabschiedet und selbst einen Teilzeitjob in Trier angenommen.
Im kommenden Jahr will Tappeser dann mit seiner Frau in deren alte Heimat nach Rostock umziehen und wie sie im sozialen Bereich arbeiten.
Allerdings wird er auch dort Veranstaltungen organisieren und Wein anbieten. Ursprünglich war der Wechsel erst für 2014 geplant, zehn Jahre nach der Eröffnung der Vinothek. Die Region wird nun bereits ein Jahr zuvor eine der wenigen kleinen, anspruchsvollen Kulturstätten verlieren.

Kritik an der Baustelle: Mit dem Management der Bauarbeiten vor seiner Haustür, die bis Mai 2013 laufen sollen, ist Tappeser alles andere als zufrieden. Auf die Bedürfnisse der Geschäftsleute sei trotz eines zu Beginn eingereichten Forderungskatalogs kaum Rücksicht genommen worden, sagt er. Planänderungen seien mit den Anrainern nicht abgesprochen worden. Wegen falscher Rohre sei die Kreuzung in seiner Nachbarschaft wochenlang im Sommer aufgerissen liegen geblieben. Der Staub habe die Gäste vertrieben.

Kritik anderer Geschäftsleute: Auch andere Geschäftsleute beschweren sich. Bäcker Karl-Josef Thomé moniert die schlechte Beschilderung der Umleitung, Touristen hätten sich nicht zurechtgefunden. Er selbst habe täglich eine Stunde Mehraufwand, weil er seinen Transporter, der die Filialen anfahre, nicht direkt vor der Backstube beladen könne. Thomé: "Ohne meine drei Filialen könnte ich dichtmachen. Ich habe Einbußen von 30 bis 35 Prozent." Was ihn am meisten störe, sei, dass kein Mensch frage, wie die Gewerbetreibenden klarkämen, auch der Ortschef nicht. Letzteres verneint Ortsbürgermeister Karl Heinz Knodt. Er habe mehrfach mit den Gewerbetreibenden gesprochen, auch mit Thomé.
In der Metzgerei gegenüber ist der Umsatz laut Inhaber Georg Bösen um zehn Prozent zurückgegangen. Bösen moniert vor allem, dass der Straßenabschnitt Richtung Bernkastel bis zur Kreuzung vor seinem Laden immer noch gesperrt ist, obwohl die Straße befahren werden kann.

Die Baustellenplaner: Hans-Michael Bartnick vom Landesbetrieb Mobilität wehrt sich gegen die Kritik. Er betont, dass die Eingriffe in den Verkehr viel geringer ausfallen würden, wenn es nur um die Straße ginge. Es würden aber auch die Wasser- und Abwasserrohre erneuert sowie die Gehwege und Seitenflächen. Halbseitige Sperrungen, wie von den Ladenbesitzern gewünscht, seien bei dafür nötigen, metertiefen Löchern nicht möglich. Andere Forderungen wie die, die Autos nicht um den Ort herumzuleiten, seien erfüllt worden. Dass der Straßenabschnitt Richtung Bernkastel noch nicht für den Verkehr freigegeben ist, liegt laut Bartnick daran, dass er noch nicht abgenommen werden konnte, weil er noch nicht ganz fertig ist.Extra

Seit März dieses Jahres werden die Piesporter Ortsdurchfahrt sowie die dortigen Versorgungsleitungen, Gehwege und Seitenstreifen für 1,2 Millionen Euro abschnittweise erneuert. Die Bürger wurden über die Arbeiten laut Ortsbürgermeister Karl Heinz Knodt in mehreren Bürgerversammlungen informiert. Zudem sei ein Baustellenbüro für Fragen und Beschwerden eingerichtet worden. Derzeit ist die Bahnhofstraße gesperrt. Autofahrer werden innerorts umgeleitet, Lastwagen müssen den Ort großräumig umfahren. Die Ortsdurchfahrt soll Ende Mai 2013 fertig sein. mai

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