Bernkastel-Wittlich Mitarbeiter des Verbundkrankenhauses werden hart beansprucht

Wittlich · Die Lage im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich ist angespannt und die Mitarbeiter werden hart beansprucht.

  Ein Blick auf die Corona-Intensivstation im Verbundkrankenhaus.

Ein Blick auf die Corona-Intensivstation im Verbundkrankenhaus.

Foto: TV/Sabine Zimmer

Die zweite Infektionswelle   stellt das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich vor große Herausforderungen. Über die Weihnachtstage zählte die Isolierstation am Klinikstandort Wittlich, die sich mittlerweile über eine gesamte Krankenhausetage erstreckt, wieder mehr als 30 Coronapatienten (unsere Zeitung berichtete). Die Pandemie kennt keine Feiertage und gönnt den Mitarbeitern im Verbundkrankenhaus auch zum Jahresende keine Pause. Der TV hat mit der kaufmännischen Direktorin Ulrike Schnell über die angespannte Lage   gesprochen.

„Die Belastung durch die hohe Zahl an Isolierungen auf der Normalstation ist seit mehreren Wochen hoch. Wir nutzen am Klinikstandort Wittlich derzeit eine komplette Etage als Isolierbereich für Nicht-Intensivpatienten“, sagt Schnell. Das beanspruche personell und räumlich deutlich mehr Ressourcen als in Zeiten ohne Covid-19.

Parallel sei auch die Zahl von Patienten ohne Covid mit Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Erkrankungen hoch. Schnell: „Wir haben auf unserer Intensivstation viele Patienten ohne Covid, die schwer krank sind und teilweise auch beatmet werden. Beides zusammen, die normale Versorgung und die Versorgung der Isolierfälle ist nur schaffbar durch das hohe Engagement und die Flexibilität aller Mitarbeiter, denen wir herzlich für ihren Einsatz und ihr Durchhaltevermögen in diesem schwierigen Jahr danken.“

Aber wird die Belastungsgrenze nicht doch irgendwann überschritten? „Die stationäre Versorgung – vor allem – der Bevölkerung im Landkreis  ist unser Auftrag, den wir in Zeiten mit normaler Belastung ebenso wie in Zeiten mit besonders hoher Belastung erfüllen wollen und müssen“, sagt Schnell. Nicht aufgeben, Teamgeist und Kollegialität seien dabei die Schlüssel zum Erfolg, sowohl in der Klinik als auch in der Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, den Pflegeeinrichtungen und allen Partnern in der Region. In den zurückliegenden Wochen und Monaten habe es für die Mitarbeiter immer wieder Phasen gegeben, so Schnell, in denen die Belastung besonders hoch gewesen sei. „Wichtig dabei ist, dass jeder Einzelne möglichst regelmäßig freie Tage und Urlaub als Erholpause nutzen kann. Das gelingt zwar auch zu großen Teilen aber gerade in Zeiten von krankheitsbedingten Ausfällen müssen wir leider auch Mitarbeiter aus dem Frei rufen oder bitten, Urlaube zu verschieben, um die Versorgung zu gewährleisten.“ In der kalten Jahreszeit fehle immer mal wieder Personal durch normale krankheitsbedingte Ausfälle, was in diesem Jahr durch die Pandemie noch verstärkt werde. 

Könne die Politik die Krankenhäuser entlasten? Wo sieht Schnell politischen Handlungsbedarf? „Helfen würde eine Entlastung von der Bürokratie und helfen würde auch, dass die Leistungen der Mitarbeiter in den Krankenhäusern zumindest in der Hinsicht gewürdigt werden, dass eine Existenzsicherung für die Kliniken auch für 2021 geregelt wird.“ Das wäre auch ein wichtiges Signal, um den Fachkräften von morgen zu zeigen, dass ein Beruf im Gesundheitswesen von der Gesellschaft anerkannt wird und sicher ist. 

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Finanzen des Verbundkrankenhauses aus? Droht da – wie bereits aus anderen Häusern bekannt wurde – eine finanzielle Schieflage? Aufgrund der Corona-Infektionen verschieben Krankenhäuser viele planbare Operationen, wodurch ihnen jedoch ein finanzieller Schaden entsteht. Wie sieht es da beim Verbundkrankenhaus aus?

„Im Frühjahr hat der erste Rettungsschirm der Regierung den meisten Krankenhäusern in Deutschland geholfen, die erste Pandemie-Phase zu überstehen. Der aktuelle Rettungsschirm 2.0 macht eine Unterstützung abhängig vom 7-Tage-Inzidenz­wert im jeweiligen Landkreis und von der Auslastung der Intensivkapazitäten.“ Doch das biete für das neue Jahr nicht mehr ausreichend Sicherheit und Planbarkeit, sagt Schnell. Die zusätzliche Belastung durch eine Vielzahl von Covid-Patienten auf Normalstation werde dabei überhaupt nicht gewürdigt. Schnell: „Der Rettungsschirm müsse für den Start ins neue Jahr nachjustiert werden, auf Bundes- oder auf Landesebene, damit nicht immer mehr Krankenhäuser ins Wanken geraten.“

Die Deutsche Krankenhaus Gesellschaft fordert in einer Pressemitteilung die Bundesregierung auf, die durch die Folgen der Corona Pandemie geschröpften Krankenhäuser weiter finanziell zu unterstützen, da die Krankenhäuser an die Grenze ihrer Belastbarkeit stoßen und ohne zusätzliche Bundeshilfen bereits im ersten Quartal die Gehälter ihrer Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sicherte am Dienstag ausreichende Finanzmittel zu. „Bund und Länder stehen gemeinsam in der Verantwortung. Wir wollen und werden die Liquidität der Krankenhäuser in der Krise sichern. Darauf können sich die Beschäftigten verlassen“, erklärte der Gesundheitsminister in einem Interview gegenüber Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

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