TV-Serie Ein Weinplatz im Hunsrück

Horath/Piesport · Am Wanderparkplatz oberhalb von Horath verabredeten sich Moselaner und Hunsrücker schon in früheren Jahrhunderten.

 Seit Jahrhunderten ein Ort, an dem sich Menschen von der Mosel und aus dem Hunsrück begegnen: der Weinplatz auf der Gemarkung Horath.

Seit Jahrhunderten ein Ort, an dem sich Menschen von der Mosel und aus dem Hunsrück begegnen: der Weinplatz auf der Gemarkung Horath.

Foto: Ursula Schmieder

Wie kommt ein Hunsrückdorf zu einem Weinplatz? Und das ganz offiziell, das die Bezeichnung sogar auf Landkarten zu finden ist (siehe Hintergrund). Dass dort, auf immerhin 574 Metern Höhe, vielleicht einmal Wein angebaut wurde, ist jedenfalls kaum vorstellbar. Aber möglicherweise hat sich ja irgendwann ein Schreibfehler eingeschlichen oder eine Mundart-Bezeichnung wurde falsch „übersetzt“. Doch weder das eine noch das andere ist der Fall. Der Weinplatz trägt seinen Namen nicht nur seit langer Zeit, sondern auch berechtigterweise.

Denn in früheren Jahrhunderten diente er als „Umschlagplatz“ für Wein, schreibt Josef Schemer in der Ortschronik „Weinort Piesport“ und vielen weiteren Veröffentlichungen. Winzer von der Mosel entrichteten am Weinplatz ihren „Zehnt“, die zehnprozentige Steuer, die in der Regel in Naturalien an weltliche oder kirchliche Landesherren gezahlt wurde. Die Bevölkerung des Moseldorfes Niederemmel, einem auf Hunsrücker Seite gelegenen heutigen Ortsteil von Piesport, war den Vögten von Hunolstein gegenüber abgabepflichtig.

Zu den Fälligkeitsterminen fuhren daher Wagen mit vollen Weinfässern vom Moseltal in Richtung Hunolstein. Über die schon von den Römern genutzte heutige Landesstraße 157 ging es stetig bergan in den Hunsrück. Aber nur bis zum höchsten Punkt der Wegstrecke, dem Weinplatz, an dem etwa Zweidrittel des Wegs zurückgelegt waren. Denn dort trafen aus der entgegengesetzten Richtung mit leeren Weinfässern beladene Fuhrwerke der Vögte ein. Am Weinplatz wurden dann aber nicht etwa die Fässer umgeladen, sondern einfach die von Pferdegespannen gezogenen Wagen getauscht.

Von den Vögten damit beauftragt war laut Schemer der „Spännisch von Haag“. Er sei benachrichtigt worden, wenn Weintransporte anstanden: „Dann hieß es für ihn, die Pferde anspannen.“ Die Bezeichnung Spännisch leitet sich davon ab. Das sei ein Bauer mit eigenen Gespannen gewesen, erklärt Schemer. Den gleichlautenden Hausnamen gebe es noch heute in Haag, das wie der Nachbarort Hunolstein inzwischen Morbacher Ortsbezirk ist.

Die Route der Weintransporte führte von Haag aus hinab ins Dhrontal. Über den „Benneweg“, einen den Fuhrleuten Schutz bietenden Bannweg der Vögte, ging es bis zur Schülersmühle und von dort aus hinauf zur Burg.

Schemer wuchs mit diesem Wissen auf. Der pensionierte Schulleiter ist Verfasser mehrerer Chroniken, darunter die seines Heimatortes Haag und die seines Wohnortes Piesport, in dem er auch unterrichtete. Daher weiß er, welche Gebäude im Ortsteil Niederemmel noch heute von der früheren Verbindung zu Hunolstein zeugen. Die herrschaftlichen Häuser wurden um das Jahr 1600 gebaut. Und zwar rings um den seit fast 2000 Jahren genutzten Römerbrunnen an der gleichnamigen Ortsstraße. Dort errichteten die Hunolsteiner Vögte ihre „Hofhäuser“, Gutshöfe und Wirtschaftsgebäude, in denen ihre Verwalter das Sagen hatten. Zu erkennen sind die Gebäude an einem markanten Bauelement: vorgebauten eckigen Treppentürmen.

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