Auslese Wein aus Betonfässern

Die einen Winzer bauen den Wein in Holzfässern aus, um ihm ein leichtes Vanille-Aroma zuzusetzen, die anderen schwören auf geschmacksneutrale Gefäße von denen derzeit Edelstahltanks als das Nonplusultra gelten.

Hans-Peter Linz Kommentarfoto Online

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Foto: TV/Christian Weidner

 Aber es geht auch in Betonfässern. Beton? Da denkt man eher an große Bauwerke und nicht an Weinfässer. Tatsächlich ist diese Methode in Südeuropa schon seit Jarzehnten verbreitet. Im Grunde genommen gab es schon in der Antike Tonbehälter für Wein - in Georgien wird diese Tradition heute noch gepflegt. Viele Winzer, die Wert auf authentischen Ausbau legen, lagern ihren Wein in den sogenannten Quevri. Das sind in den Boden eingegrabene Tongefäße, die sogar zum Unesco-Weltkulturerbe zählen.

Weine in Fässern aus Beton reifen zu lassen, ist in Deutschland noch ungewöhnlich. Aber auch hier versuchen sich experimentierfreudige Winzer an den eiförmigen Betonfässern, die in Südeuropa und auch in Kalifornien verwendet  - und dort auch produziert werden. Doch experimentierfreudige Winzer bauen ihre Weine inzwischen auch in eiförmigen Betonfässern aus.  Sie haben zudem gegenüber Edelstahlfässern den Vorteil, dass der Wein reifen kann. Edelstahlfässer sind zwar langlebig und pflegeleicht, aber auch nicht luftdurchlässig. Das ist wiederum für die Reifung wichtig.  Fässer aus Holz, Ton oder auch Beton sind porös. Dadurch ist ein geringer, aber stetiger Sauerstoffaustausch möglich, der Wein oxidiert langsam und wird dadurch - zumindest sehen das manche so -  harmonischer.  Letztendlich entscheidet aber der individuelle Geschmack, welchen Reifeprozess man vorzieht. Damit zeigt sich mal wieder, wie zahlreich die Faktoren sind, die den Geschmack des Weins beeinflussen und die - geschickt gelenkt - immer wieder eine ganz individuelle Stilistik hervorbringen.

hp.linz@volksfreund.de

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