Wenn Eltern Unterstützung brauchen

Bernkastel-Wittlich · Familienhebammen ergänzen ab dem kommenden Jahr das Angebot für Familien im Kreis Bernkastel-Wittlich. Solche besonders geschulten Fachkräfte helfen "Problemfamilien", damit das Baby gesund aufwachsen kann.

Bernkastel-Wittlich. Der Kinderarzt machte sich Sorgen. Das wenige Wochen alte Baby schrie und schrie und sah schlecht ernährt aus. Er informierte Smehen Dröschel, eine erfahrene Hebamme vom Hebammen-Team Wittlich, die tags darauf Mutter und Kind aufsuchte. Schnell stellte Smehen Dröschel fest: Mutter und Vater sind Analphabeten und können somit auch nicht die Hinweise auf den Milchpulverpäckchen lesen.
Die Hebamme besuchte die jungen Eltern, gab praktische Tipps, und das Kleine gedieh prächtig. Der Kinderarzt hatte ein Attest ausgestellt, somit konnte die Hebamme Mutter und Kind einige Wochen länger betreuen. In der Regel bezahlen die Krankenkassen den Hebammeneinsatz, bis das Kind acht Wochen alt ist. Eine Familienhebamme kann hingegen die Familie bis zum zwölften Lebensmonat besuchen. Möglich macht dies das am 1. Januar neu in Kraft getretene Bundeskinderschutzgesetz, das den Einsatz von Familienhebammen in den Ländern und Kommunen stärkt. Hierfür stellt der Bund bis zum Jahr 2015 rund 200 Millionen Euro zur Verfügung. Im Kreis Bernkastel-Wittlich kümmert sich das Kinderschutz-Netzwerk um die Umsetzung dieses Angebotes (siehe Extra).
Smehen Dröschel ist eine von zwei Fachkräften im Kreis, die eine Zusatzqualifikation als Familienhebamme haben. Weitere sollen folgen. Sie zeigen den jungen Eltern wie sie ihre Kinder gut versorgen können und sie können rechtzeitig Hilfe holen, wenn Mütter oder Väter ihre Kinder gefährden. Das Kleine zu schütteln, weil es permanent schreit, ist beispielsweise lebensgefährlich. Ein kurzer Moment, in dem die Mutter oder der Vater die Beherrschung verliert, kann die Gesundheit oder sogar das Leben des Babys und damit auch das Leben der Eltern zerstören.
Familienhebammen betreuen häufig minderjährige Mütter, Familien mit Gewaltproblematik, Familien mit Suchtproblemen oder psychisch kranke Mütter.
Stephan Rother vom Jugendamt des Kreises Bernkastel-Wittlich sagt: "Immer öfter suchen junge Eltern Orientierung, fühlen sich überfordert, sind teilweise alleinerziehend ohne Ansprechpartner und haben zu geringe Kenntnisse, wie Babys gesund aufwachsen können."
Rother schätzt, dass im Kreis Bernkastel-Wittlich in 30 bis 40 Fällen im Jahr die Betreuung durch Familienhebammen notwendig ist.Extra

Für die Umsetzung des Angebotes Familienhebammen sind im Kreis Bernkastel-Wittlich das Hebammen-Team Wittlich beziehungsweise das Kinderschutznetzwerk des Kreises zuständig. Das Netzwerk mit der Initiative "Guter Start ins Kinderleben - Erziehungskompetenz stärken" wurde 2007 ins Leben gerufen. Es dient dazu, Personen und Institutionen besser zu vernetzen, die an der Arbeit mit Familien beteiligt sind - dazu gehören unter anderem das Jugendamt, die Kindergärten, die Krankenhäuser und Beratungsstellen für Schwangere. Die Arbeit wird koordiniert von Stephan Rother, Kinderschutzkraft beim Jugendamt des Kreises Bernkastel-Wittlich. Telefon: 06571/142220, E-Mail: Stephan.Roth-er@Bernkastel-Wittlich.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort