Winzer-Nachwuchs redet Klartext

Bernkastel-Kues · So nah kann Politik sein: Die Schüler des dritten Lehrjahrs an der Berufsbildenden Schule Weinbau in Bernkastel-Kues haben den Landtagsabgeordneten Jutta Blatzheim-Roegler, Bettina Brück und Alexander Licht geschildert, was sie von der Politik fordern und woran es aus ihrer Sicht hakt.

Bernkastel-Kues. Öko - gut und schön. Aber das Risiko bei der Umstellung von konventionellem auf Ökoweinbau trägt nunmal der Winzer. Und der weiß nicht, ob seine Kunden mitziehen und mehr Geld für den umweltschonend erzeugten Wein zahlen. Das war gestern mehrheitlich der Tenor der Dialog-Aktion im Bernkastel-Kueser Steillagenzentrum. Dort stellten sich die Landtagsabgeordneten Jutta Blatzheim-Roegler (Grüne), Bettina Brück (SPD) und Alexander Licht (CDU) der Diskussion mit knapp 30 angehenden Winzern.
Ziel dieser landesweiten Besuchsaktion von Politikern (siehe Extra) ist es, den Schülern die Demokratie näherzubringen. Und mitdiskutieren, das wollen die Auszubildenden, vor allem wenn eine Schulstunde die Überschrift "Nachhaltigkeit im Weinbau und in der Weinbereitung" trägt. Nachdem die Bernkastel-Wittlicher Politiker in 40 Minuten sich selbst und ihren Standpunkt zu diesem Thema dargestellt hatten, ergriffen die 18- bis 25-Jährigen das Wort.
Vor allem die Frage nach den Subventionen brannte ihnen unter den Nägeln. Schließlich fließt das meiste Geld aus Mainz mittlerweile in die Ökobetriebe. Doch die Umstellung berge große Risiken. "Dass der Ökoweinbau das Nonplusultra ist, weiß eigentlich jeder. Aber der ökologische Winzer ist der größere Spieler", sagte ein Auszubildender. Der konventionelle Winzer könne im Notfall zur chemischen Keule greifen und sein Überleben sichern. "Der Ökowinzer dagegen hat dann kein Brot mehr auf dem Tisch."
Eine junge Frau bezeichnete den "Hungerlohn" der Auszubildenden im Weinbau als "Sauerei". Alle würden sich nur um die Ökobetriebe sorgen, das sei nicht gerecht. Sinnvoller sei es, das Geld in Betriebe zu investieren, die Steillagen bewirtschaften. Steillagenfördermittel werden heute auch nur noch gezahlt, wenn sich die Winzer an bestimmte Vorgaben bezüglich Düngung, Pflanzenschutz und mehr halten. Ein junger Mann folgerte, man müsse dem konventionellen Weinbau eine neue Richtung geben, anstatt sich an die Öko-Richtlinien zu klammern. "Am Ende muss der Kunde entscheiden, was er will. Wir können nicht ewig auf Subventionen setzen", appellierte ein Auszubildender. Und wie lautet das Fazit der Schüler zur Veranstaltung? "Wir sind zu keinem Ergebnis gekommen, deshalb hat es nicht viel gebracht. Viel heiße Luft, würde ich sagen", kommentierte Ustin Groth aus Piesport. uqExtra

Der heutige 9. November ist der landesweite Besuchstag der rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten in den Schulen - eine Aktion, die es seit mittlerweile neun Jahren gibt und die auch auf die Tage um den 9. November ausgedehnt worden ist. Mehr als 130 Schulen aller Arten und damit knapp 6000 Schüler beteiligen sich daran. Ziel ist es, im Dialog mit den jungen Menschen für die Demokratie zu werben. Die CDU-Abgeordnete Elfriede Meurer ist am 9. November ab 7.50 Uhr in der Clara-Viebig-Realschule-plus und ab 11.30 Uhr in der BBS Wittlich zu Gast. uq

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