Bundesumweltminister kritisiert zu starken Strompreisanstieg

Trier · Die Energieversorger bitten kräftig zur Kasse. Bundesumweltminister Altmaier und Verbraucherschützer kritisieren den Umfang so mancher Erhöhung als ungerechtfertigt. Die Trierer Stadtwerke erhöhen um 15 Prozent. Rund 600 Versorger haben gerade angekündigt, Anfang 2013 die Strompreise um durchschnittlich zwölf Prozent anzuheben. In Altmaiers Amtszeit fällt damit einer der höchsten Anstiege seit Jahrzehnten.

Die Trierer Stadtwerke (SWT) erhöhen ihren Strompreis "drastisch", wie sie selbst mitteilen. Bei einem Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr müssen für den Öko-Strom des Regionalversorgers im kommenden 128 Euro mehr bezahlt werden. Das entspreche einer Erhöhung von 15 Prozent, teilten die SWT mit. Allerdings schlagen trotz aller Stromdebatten die Kosten für Benzin und das Heizen der Wohnungen und Häuser weiterhin viel stärker bei den Bürgern zu Buche. Altmaier kritisiert die Aufschläge als fragwürdig. Zwar steigt die auf den Strompreis aufgeschlagene Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien von 3,6 Cent auf 5,277 Cent je Kilowattstunde - und auch die Netzentgelte für den Stromtransport legen stark zu. Aber rechtfertigt das die Preissteigerungen um bis zu 20 Prozent? "Das ist schwer zu verstehen, weil die Börsenstrompreise seit dem letzten Jahr auf breiter Front gesunken sind", betont Altmaier mit Blick auf die dank Wind- und Solarstrom gesunkenen Einkaufspreise. Die Energiebranche kontert, man gebe nur vom Staat zu verantwortende Belastungen weiter - bereits 50 Prozent des Strompreises machten Steuern, Abgaben und Umlagen aus. Ähnlich argumentieren auch die Trierer Stadtwerke. "Unsere Preise sind auf allen Positionen sauber kalkuliert und beinhalten neben den erhöhten Steuern und Abgaben auch Unwägbarkeiten wie zum Beispiel die erst vorläufigen Netzentgelte", erklärt Stadtwerke-Sprecher Carsten Grasmück. Um diese "Unwägbarkeiten" nicht auf die Kunden zu übertragen, zahlten die SWT seinen Kunden, die einen Sondervertrag hätten, einen Bonus in Höhe von 25 Euro. "Zieht man diesen vom Gesamtpreis ab, liegt unsere Preiserhöhung je nach Kundengruppe und Verbrauch noch bei acht bis elf Prozent. Dies entspricht in etwa der Erhöhung der staatlichen Preisanteile", sagt Grasmück. Der Energiekonzern RWE hat angekündigt, die höhere Ökostromumlage nicht an alle seine Kunden weiter zu geben. Nur Kunden mit Sonderverträgen und Tarifen, die ein Jahr und länger laufen, sollen von einer Strompreiserhöhung von acht bis neun Prozent betroffen sein. Wie kann man sich gegen möglicherweise ungerechtferttigte Strompreiserhöhung wehren? Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher rät: "Zahlen Sie den alten Preis weiter und bestreiten Sie dem Versorger schriftlich das Recht auf Preiserhöhung sowie die Billigkeit der Erhöhung." Das sei allerdings mit einem "gewissen Risiko" verbunden: "Kommt es zu einem Gerichtsverfahren, entscheiden die Gerichte unterschiedlich."Deshalb sei dieser Widerspruch nur zu empfehlen, wenn Rechtsschutz besteht. Eine andere Möglichkeit sei, zu einem günstigeren Versorger zu wechseln. Wer wechseln will, sollte, so rät die Verbraucherzentrale, zunächst seinen alten Vertrag prüfen, zu welchem Zeitpunkt dieser gekündigt werden kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort