Experten sagen, worauf beim Kauf von Spielzeug geachtet werden sollte

Trier · Für Spielzeug gibt es viele Vorschriften: Trotzdem gelangen immer wieder Teddys, Puzzles oder Puppen in den Handel, die nicht in Kinderhände gehören.Kontrolleure des Landes erklären, was Verbraucher beachten sollten.

Zwar bietet der Preis allein keine Gewähr für Sicherheit, aber nach Angaben des rheinland-pfälzischen Landesuntersuchungsamts ist billiges Spielzeug häufiger schlecht verarbeitet und berge eher gefährliche Inhaltsstoffe. Eltern sollten Spielzeug bereits im Laden genau ansehen, raten die Experten. Geprüft werden sollte etwa, ob sich womöglich Kleinteile leicht ablösen lassen: Hier bestehe die Gefahr, dass Kinder daran ersticken.

Beim Kauf von Holzspielzeug sollte darauf geachtet werden, dass das Holz richtig verarbeitet ist. Die Schnittflächen sollten sauber ausgesägt, abgeschliffen und frei von Splittern und scharfen Kanten sein.
Schwieriger sei es für Eltern, kritischen chemischen Stoffen auf die Schliche zu kommen. "Leider verraten sich nicht alle gesundheitlich bedenklichen Stoffe so leicht, wie beispielsweise stinkende Lösungsmittel", sagen die Fachleute des Amts.

Einige Weichmacher sind verboten, weil sie die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden. Je intensiver der Kontakt mit belastetem Spielzeug, desto größer das Risiko, Weichmacher über den Speichel oder die Haut aufzunehmen. Ob gefährliche Weichmacher enthalten sind, können Verbraucher weder sehen noch riechen. Tipp der Experten: Wer Weichmacher vermeiden will, sollte beim Kauf darauf achten, dass Spielsachen als "PVC-frei" gekennzeichnet sind.
Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, sind krebserregend und erbgutverändernd. Sie sind in Weichmacherölen und Rußen enthalten, die Gummi und Kunststoffen zugesetzt werden, um sie elastisch zu machen oder schwarz zu färben. Für PAK gibt es derzeit keinen gesetzlichen Grenzwert. Werden sie in Spielzeug nachgewiesen, können die Überwachungsbehörden sie bislang nicht aus dem Handel verbannen. Tipp: Produkte mit hohem PAK-Gehalt riechen nach Teer oder Mottenkugeln.

Ein Großteil der Dispersionsfarbstoffe gilt als allergieauslösend. Dispersions- und Azofarbstoffe können zum Beispiel in Puppenkleidern enthalten sein. Es gibt eine Reihe von zum Teil stark riechenden Lösungsmitteln. Eines der bekanntesten ist Benzol, das früher in der chemischen Industrie eingesetzt wurde. Aufgrund seines krebserregenden Potenzials wurde es inzwischen weitestgehend durch weniger giftige Stoffe ersetzt. Bedenkliche Lösungsmittel wie Benzol werden immer wieder in Filzstiften nachgewiesen. Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder Stifte nicht in den Mund nehmen und stark chemisch riechende Stifte nicht kaufen.

Generell raten die Fachleute, beim Einkauf auf das GS-Zeichen für "Geprüfte Sicherheit" zu achten. Das Siegel stelle sicher, dass die Ware von unabhängigen Dritten getestet wurde. Vergeben wird es von anerkannten Stellen, die auf dem Siegel genannt sind, wie dem Tüv. Das Zeichen für den Öko Tex Standard 100 findet sich häufig auf Plüschtieren und garantiert, dass bei Textilien die Grenzwerte für Schadstoffe eingehalten werden. Wenig aussagekräftig sei das europäische CE-Zeichen. Die Hersteller vergeben dieses Zeichen in der Regel selbst und bestätigen, dass gewisse Mindestanforderungen zum freien Warenverkehr innerhalb der EU eingehalten werden. Das CE-Zeichen garantiert aber keine unabhängige Prüfung.Extra

TV-Redakteur Rolf Seydewitz hat Landesverbraucherminister Jochen Hartloff (SPD) zu den Konsequenzen aus den Spielzeug-Tests befragt.

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus den Ergebnissen?
Hartloff: Ich setze mich für ein europaweit einheitliches Prüfzeichen ein. Davon verspreche ich mir schon eine Verbesserung bei Qualität und Sicherheit des Kinderspielzeugs.

Prüfzeichen können gefälscht werden.
Hartloff: Davor sind Sie nicht gefeit. Aber mir ist nicht bekannt, dass in Rheinland-Pfalz in der Vergangenheit häufig Produkte mit gefälschten Prüfsiegeln aufgefallen sind. Bei Kinderspielzeug aus dem Ausland ist oft das Problem, dass das Niveau der Prüfung nicht so ist wie etwa in Deutschland. Da gäbe es durch ein europäisches Prüfzeichen eine Verbesserung, weil dann schon bei der Herstellung genau hingeschaut würde.

Ist das alles?
Hartloff: Wir streben auf europäischer Ebene bei Kinderspielzeug, aber auch für Senioren zusätzlich eine Drittprüfung an, weil wir sagen: Das sind besonders schutzbedürftige Gruppen, und deshalb muss der Schutz auch entsprechend höher sein. Generell hat sich die Zusammenarbeit beim Thema Verbraucherschutz in den vergangenen Jahren verbessert - auch als Folge des ein oder anderen Skandals.

Ratgeber Sicheres Spielzeug des Landesuntersuchungsamts: http://www. lua.rlp.de/publikationen

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