"Ich flog fünf Meter durch die Luft"

Wittlich · Er hörte wie die Bomber über ihm ihre tödliche Ladung ausklinkten und wurde von einer Detonation durch die Luft geschleudert: Exakt 70 Jahre nach einem der Bombenangriffe auf Wittlich im Zweiten Weltkrieg besucht der 81-jährige Otto Schaeffer den ökumenischen Gedenkgottesdienst in der evangelischen Kirche für die Opfer der Bombenangriffe auf Wittlich.

Wittlich. Zwei Wochen nach dem ersten Bombenangriff der Alliierten auf Wittlich vom 24. Dezember 1945 war der damals elfjährige Otto Schaeffer (TV-Foto: Christian Moeris) auf dem Weg zu seinem Elternhaus in der Römerstraße. Aufgrund der Zerstörung im Ortskern harrte er mit seiner Mutter und beiden Geschwistern in einem Bunker auf dem Rodenberg aus. "Ich wollte Weihnachtsgeschenke aus dem beschädigten Haus holen."
Sein Weg ins Elternhaus führte Schaeffer an der evangelischen Kirche in der Trierer Landstraße (ehemals Hindenburgstraße) vorbei. "Plötzlich hörte ich Bomber über mir in der Luft", erinnert sich der heute 81-Jährige. Doch die erste Angriffswelle ging an Schaeffer vorbei. Wenige Sekunden später folgte die zweite Angriffswelle. "Durch die Druckwelle einer Bombe flog ich fünf Meter durch die Luft", sagt Schaeffer.
Sein Schultornister, den er als Transportbox auf dem Rücken trug, habe ihn im weiteren Verlauf des Bombenhagels geschützt. Denn der lederne Rucksack habe seinen Rücken vor dem Erdreich und Steinen, die aus großer Höhe auf die Erde niederprasselten, bewahrt. "Mein ganzer Körper war übersät von blauen Flecken."
Schaeffer überlebte das Bombardement im Gegensatz zu 30 Menschen, die am 8. Januar 1945 in Wittlich ihr Leben ließen, darunter 24 französische Kriegsgefangene. Auch die evangelische Kirche wurde bei dem Luftangriff schwer beschädigt.
Bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in der evangelischen Christuskirche am Donnerstagabend gedachten mehr als 100 Menschen der Opfer der Bombenangriffe auf Wittlich vor 70 Jahren. 145 Menschen hatten bei den Luftangriffen der Alliierten auf Wittlich um die Jahreswende 1944/1945 den Tod gefunden. cmo

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