Kürzere Sommerferien, dafür Pfingsturlaub?

Trier · Für die einen reichen die derzeitigen Ferienzeiten aus, für andere sind die Ferien zu lang, wiederum andere wollen noch zusätzliche Ferien: Die Meinung der Eltern über die Notwendigkeit von Pfingstferien ist sehr uneinheitlich.

Trier. Früher war Hannah-Katharina Kiennen neidisch auf die Schüler in Baden-Württemberg. Die können über Pfingsten zwei Wochen lang Urlaub machen. Dort gibt es nämlich Pfingstferien. Vermisst habe sie die fehlenden Ferien im Frühjahr bislang aber nicht, sagt die angehende Abiturientin aus Ludwigshafen, die Sprecherin der Landesschülervertretung ist. Viele Schüler, die sie nach zusätzlichen Pfingstferien befragt hat, hätten mit "einem klaren Ja" geantwortet. "Doch dieses Ja hängt selbstverständlich auch von der Länge des gesamten Schuljahres ab. Fallen die Sommerferien früh, so bräuchte man nicht unbedingt Pfingstferien", sagt Kinnen. Der Vorteil von Pfingstferien wäre die Möglichkeit, günstiger zu verreisen, da zu der Zeit in der Regel noch Nebensaison sei.
Das ist auch das Argument, warum die CDU-Landtagsfraktion die Einführung von Pfingstferien fordert. Viele Familien könnten es sich nicht mehr leisten, in der Hauptsaison einen Urlaub zu bezahlen, heißt es in dem Antrag, der heute im Landtag diskutiert werden soll. Außerdem trügen die derzeitigen Ferienzeiten gesellschaftlichen Veränderungen kaum Rechnung. Die CDU verlangt, dass ermittelt werde, inwieweit sich Eltern eine familienfreundliche Flexibilisierung der Sommerferien wünschen.
Unter einigen Eltern scheint es durchaus den Wunsch nach flexibleren Sommerferien zu geben, wie eine Umfrage des Regionalelternbeirats unter einigen Schulelternsprechern ergeben hat. "Wir würden gerne sieben Wochen Sommerferien haben", lautet eine Aussage. Ein anderer Elternsprecher sagt: "Uns wären vier Wochen Sommerferien ausreichend, wegen der fehlenden Kinderbetreuung im Land und dafür dann zwei Wochen Pfingstferien."
Statt Pfingst- wünschen sich andere Winterferien, wie etwa im Saarland, wo über Fastnacht eine Woche Ferien ist, dafür soll, so der Wunsch dieser Elternvertreter, eine Woche Sommerferien wegfallen. Andere sind strikt dagegen: "Warum noch mehr Ferien und keiner ist da, der auf unsere Kinder aufpasst, wenn wir in diesem Zeitraum arbeiten müssen." Oder: "Das ist kein Thema an unserer Schule, wir wollen lieber eine bessere Lehrerversorgung und besser ausgestattete Schulen."
Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann macht jedoch klar, dass es schwierig sein dürfte, an der Regelung der Sommerferien etwas zu ändern. Außer Bayern und Baden-Württemberg haben alle anderen 14 Bundesländer ein sogenanntes rollierendes System. Das bedeutet, die Sommerferien beginnen jeweils in einem bestimmten Korridor, mal früher, mal später (so wie in diesem und im nächsten Jahr). Und so einfach könne man aus diesem System nicht aussteigen. Zumal die großen Ferien in Rheinland-Pfalz mit den Nachbarländern Hessen und Saarland abgestimmt seien. Das macht Sinn, weil viele Schüler und Lehrer aus den drei Bundesländern jeweils über die Ländergrenzen hinweg zu Schulen gehen. Bei den kleinen Ferien, also Herbst-, Weihnachts- und Osterferien, sei man flexibel und nicht unbedingt auf die Nachbarländer angewiesen, sagt Beckmann. So hat das Saarland vor einiger Zeit Winterferien eingeführt und dafür bei Oster- und Weihnachtsferien gekürzt. In Rheinland-Pfalz und Hessen gibt es diese nicht. Insofern könnte man also auch Pfingstferien hierzulande einführen. Falls, so der Staatssekretär, der mehrheitliche Wunsch danach bestehe. Allerdings frühstens ab 2018. Bis dahin sind die Ferientermine in ganz Deutschland nämlich von der Kultusministerkonferenz bereits festgelegt.
Es würden aber nicht nur Lehrer, Schüler und Eltern nach ihren Ferienwünschen befragt, auch etwa die Hoteliers und Gastronomen im Land, sagt Beckmann.
Der Landeselternbeirat werde in den nächsten Tagen eine Umfrage zum Thema Ferien bei den rund 20 000 Elternvertretern starten, kündigt Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler an. Dabei gehe es aber nicht um den CDU-Vorschlag, sondern um einen noch ausstehenden Vorschlag des Landes für eine Neuordnung der Ferien, sagt Landeselternsprecher Werner Dörr.
Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) sieht keinen Bedarf für zusätzliche Pfingstferien: Die Motive dafür seien "nicht unbedingt pädagogischer Natur", sondern seien eher wirtschaftlich begründet, also um billiger in den Urlaub zu kommen. "Das ist zwar legitim, hat aber mit der Schulorganisation weniger zu tun", sagt VBE-Landesgeschäftsführer Hjalmar Brandt.

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