Kurt, der Kuschelbär

So unterschiedlich sie sind, so sehr betonen sie ihre Gemeinsamkeiten: Rote und Grüne im Land haben sich momentan offenbar richtig lieb. Da wird öffentlich gescherzt und gelacht, obwohl es intern in den Koalitionsverhandlungen bis tief in die Nacht zur Sache geht.

Was an geheimen Orten zu geheimen Zeiten miteinander besprochen wird, dringt nur in wohlklingenden Floskeln nach außen, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und eine große Einigkeit in fast allen Punkten verheißen.

"König Kurt" gibt den Kuschelbär. Er verwöhnt seine künftigen Partner, rückt ihnen Mikrofone zurecht, überlässt ihnen das Wort, nickt zustimmend. Fast fällt es gar nicht auf, dass der 62-jährige Beck der Vater des gerade 30 Jahre alt gewordenen Grünen Daniel Köbler sein könnte, wenn die beiden nebeneinander vor der Presse sitzen. Der Schmusekurs der beiden Parteien übersteht selbst so scharfe Attacken wie die des Landesrechnungshofes. Früher waren die Grünen die Ersten, die nach der Kritik der Prüfer am Finanzgebaren der SPD-Regierung ihre Entrüstung kundtaten. Diesmal war das Ergebnis eine späte und wachsweiche Erklärung.

Schon lästert die CDU, die bisherigen Koalitionsverhandlungen seien eine Farce. Der Parlamentarische Geschäftsführer Hans-Josef Bracht zweifelt am demonstrierten Sparwillen der Koalitionäre und weist die Öko-Partei genüsslich auf die Reden ihrer früheren Fraktionschefin Ise Thomas hin, die oft deutlich gemacht habe, wie die Landesregierung die Finanzen plündere. Die Verhandler basteln unverdrossen weiter an der neuen Landesregierung.

Drei Wochen haben SPD und Grüne noch Zeit, um den angestrebten Koalitionsvertrag mit Inhalt zu füllen und in Worte zu kleiden. Ob sie sich danach immer noch alle so lieb haben?

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