Mordprozess Lolita Brieger: "Ich sehe sie immer noch vor mir"

Trier · Am vierten Verhandlungstag im Mordprozess Lolita Brieger sind gestern fünf Zeugen gehört worden, darunter eine ehemalige Arbeitskollegin der Ermordeten und ihre ehemals beste Freundin.

Trier. Ihre Arbeitskollegin Hildegard war eine der Letzten, die die am 4. November 1982 spurlos verschwundene Lolita Brieger lebend gesehen hat. "Ich habe sie an dem Tag in meinem Auto von der Arbeit mit nach Hallschlag genommen und dort an einer Telefonzelle rausgelassen", erzählt die als Zeugin geladene 63-Jährige. Von Hallschlag aus sind es etwa anderthalb Kilometer bis zum Hof der Familie K. in Scheid.
Lolitas Freund Josef K. hatte sich am Vorabend endgültig von seiner Freundin getrennt. Die schwangere junge Frau wollte offenbar noch einmal mit ihrem Ex-Freund und wohl auch dessen Eltern sprechen. "Lolita erzählte mir, dass Jüppchen eine andere hat und sie nur klären will, dass er sich trotzdem um das Kind kümmert", erinnert sich ihre Arbeitskollegin. Und dann habe Lolita noch gesagt: "Ich muss auch mit den Alten sprechen."
Die gemeinsam mit der werdenden Mutter in einer Jünkerather Fabrik als Näherin arbeitende Frau erinnert sich auch nach 30 Jahren noch genau, was Lolita Brieger an jenem Tag getragen hat: einen weißen Pullover, eine pink-weiß-karierte Hose, einen grünen Parka und leicht verschmutzte weiße Turnschuhe. "Ich sehe sie noch vor mir", sagt die Zeugin, "habe mir in der Vergangenheit oft Vorwürfe gemacht, Lolita damals nicht auf die Siedlung gefahren zu haben."
Die meisten Zuhörer im großen Sitzungssaal wissen, was die Frau damit andeuten will: Dann würde Lolita Brieger womöglich heute noch leben.
Staatsanwalt Eric Samel geht davon aus, dass die 18-Jährige an jenem Tag ermordet wurde. Josef K., der Ex-Freund, soll sie in einem Schuppen erdrosselt und die Leiche später auf der damaligen Frauenkroner Mülldeponie abgelegt haben. Lolitas sterbliche Überreste waren erst im vergangenen Herbst gefunden worden - nachdem ein Zeuge sich der Polizei offenbart hatte. Der heute 51-jährige Josef K. sitzt in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen.
Fleißig und arbeitsam


Auch als am Donnerstag Lolitas ehemals beste Freundin aussagt, verzieht der Angeklagte keine Miene. Die 48-jährige Eifelerin erzählt, wie sich Lolita und Josef kennenlernen und ab der Jahreswende 1981/82 ein Paar sind: "Lolita war richtig in ihn verliebt, sie ließ nichts auf ihren Josef kommen."
Als Lolita schwanger wurde, habe sich der werdende Vater zunächst gefreut, sei dann aber immer mehr auf Distanz gegangen, erinnert sich die Freundin. Wie andere Zeugen zuvor auch betont sie, wie sehr Josefs Vater gegen die Beziehung seines Sohnes gewesen sei: "Der Vater hätte Lolita nie akzeptiert, weil sie nichts hintendran hatte. Dabei wäre sie die ideale Bauersfrau gewesen: fleißig und arbeitsam."
Doch statt Schwiegertochter und Enkelkind wollte Josefs Vater offenbar, dass die Beziehung endlich beendet wird, womöglich sogar, dass das ungeborene Kind abgetrieben wird. "Lolita hat mir einmal gesagt: Sie wollen mir immer Geld geben, aber das mache ich im Leben nicht. Ich will mein Kind behalten und gebe es für kein Geld in der Welt her", sagt die ehemalige Freundin.
Der Prozess wird am 17. April fortgesetzt.

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